Das Typographische Fundstück

verknallt in Schrift und Buchstaben

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12.04.2024

Und noch ein letzter Schnappschuss aus dem inzwischen vergangenen Osterurlaub: Diesmal kommt das typographische Fundstück der Woche aus dem pittoresken Städtchen Saarburg. Diese schöne Retro-Ladenfassade mit dem klassischen Neonschriftzug, vermutlich aus den späten 1950er oder frühen 1960er-Jahren wollte ich meiner LinkedIn-Followerschaft nicht vorenthalten. 🙂

05.04.2024

Auch das typographische Fundstück dieser Nach-Osterwoche habe ich wieder, wie vergangenen Freitag, auf einem Ausflug in der Moselregion nahe dem Ort Bernkastel-Kues entdeckt. Schaut man genau hin, ist festzustellen, dass das »u« in »Bautechnik« spiegelverkehrt in das Holzschild eingemeißelt wurde. Das ist insofern bemerkenswert, weil solche Seitenverkehrungen sonst eher bei der Anbringung von Beschriftungen vorkommen, bei denen dreidimensional ausgeschnittene Einzelbuchstaben auf eine Trägerplatte aufgeklebt werden. Da kann es schnell passieren, dass achsensymmetrische Lettern wie A, H, M, O, U, V, W oder Y verkehrtherum appliziert werden. Hier jedoch muss ein Fehler bei der Schablone oder Vorzeichnung erfolgt sein, ehe mit dem Meißeln begonnen wurde. Nicht tragisch, alles bleibt ja dennoch lesbar – aber dennoch ein Kuriosum, das mir einen Schnappschuss wert war.



29.03.2024

Aus Feiertagsgründen mache ich heute mal kein neues Themenfass beim typographischen Fundstück der Woche auf, sondern lege einfach noch mal zwei ganz frisch geknipste Motive zum Thema der letzten Woche, Bahnhofsbeschriftungen, nach. Beide Fotos entstanden entlang von Bahnstrecken im Moselland, in der Nähe von Trier und Bitburg.



Das obere Foto zeigt sehr schön, wie es aussieht, wenn Beschriftungen aus mehreren Epochen nebeneinander an Bahngebäuden überdauern. Das untere gefiel mir vor allem aufgrund des einen fehlenden (aber doch noch präsenten) Buchstabens und der schönen gelben Farbpalette.



Ich wünsche allen schöne Ostern!



22.03.2024

Wer kennt sie nicht – die typischen Stationstafeln der Deutschen Bahn in Nachtblau (RAL 5022) mit der weißen Schrift (»Deutsche Bahn WLS«) an nahezu allen deutschen Bahnhöfen? Laut Wikipedia begann ihre Einführung Ende der 1990er Jahre und die ersten so beschilderten Stationen waren Westerland und Aschaffenburg Hbf.



Doch an vielen kleineren Regionalbahnhöfen findet man zusätzlich immer noch Überbleibsel aus den Jahrzehnten vor dieser Vereinheitlichung. Da ich an Wochenenden und im Urlaub oft mit der Bahn Reisen und Ausflüge unternehme, fange ich auch diese Relikte der Eisenbahngeschichte gerne für meine Sammlung typographischer Fundstücke ein. Und so habe ich aus meiner Sammlung für heute mal einige Beispiele zusammengestellt. Gerade das Deutschlandticket bietet ausgiebige Gelegenheit, Strecken zu befahren, an denen man danach Ausschau halten kann – an verfallenen, nicht mehr genutzten Stationsbauwerken, an versteckten Seitenfassaden oder auch, parallel zur aktuellen Beschilderung, an den weiterhin betriebenen Bahnhofsgebäuden.

Es gibt viel zu entdecken!



15.03.2024

Pfingsten 2021, gegen Ende Mai, war das Alltagsleben noch spürbar von den Begleiterscheinungen und Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Doch offenbar konnte man zumindest schon wieder mit der Bahn fahren, denn am Pfingstmontag (dem Entstehungsdatum des Fotos) entstand während einer Wanderung mit Regionalzug-Anreise im Umland des Städtchens Trebbin südlich von Berlin, das aktuelle typographische Fundstück der Woche. 



Was mir daran gefällt, ist die Sichtbarwerdung eines Teils der Historie des Gebäudes. Hier wurden die hellen Farbschichten, mit denen die aufeinanderfolgenden gewerblichen Beschriftungen zur Übermalung abgedeckt werden sollten, im Laufe der Zeit teilweise wieder abgetragen und die unterschiedlichen dunkleren Schriftzüge reagierten anders auf die Verwitterung und kamen wieder zum Vorschein. Das Gebäude beginnt »zu sprechen« und solche im Wortsinne vielschichtigen Schriftzeugnisse bringen mich immer wieder zum Nachdenken über die Menschen und ihr Alltagsleben, das an diesem Ort einst stattfand.

08.03.2024

Das heutige Fundstück ist diesmal ein fotografisches Mitbringsel aus Galway in der Republik Irland, entdeckt im September 2015 und – abgesehen von den schönen nostalgischen handgemalten Schriftzügen – ein amüsantes Schaustück dafür, wie »Cross-Promotion« vielleicht in der Prä-Internet-Ära funktioniert hat. Der Schildermaler und Schriftkünstler macht Passanten auf den Instrumentenbauer nebenan sowie auf dessen Kursangebot aufmerksam und vice versa. Ob diese interessante gegenseitige Zielgruppenansprache tatsächlich funktioniert hat, die die beiden womöglich befreundeten Ladeninhaber bei einem gemeinsamen Pint Guinness hätten ausgeheckt haben könnten, ist mir jedoch leider nicht bekannt. 😁



01.03.2024

Schon einige der hier geposteten Fotos aus meiner Serie »Typographisches Fundstück der Woche« kamen aus anderen Städten wie Berlin, Eisenach, Kopenhagen oder Trier. Vor ein paar Tagen konnte ich tatsächlich in der direkten Umgebung meines Homeoffice ein kleines Schmuckstück ablichten, angebracht an der Fassade eines der typischen dunkelrotbraunen Hamburger Klinkerhäuser. Und da steht einfach nur »Friseur« – nicht »Haarmonie«, »Föhnix«, »Kamm M. Bert« oder »Lockführer«.



Sollte die Ära der exzentrischen Namenskalauer für Friseursalons irgendwann enden, wäre ich nicht traurig, würde sie einer Phase ästhetischer und ausgefallener Schriftzüge weichen. Wobei – das eine schließt ja das andere nicht aus … 😉 ✂ 🔠 💡



23.02.2024

Das neueste typographische Kleinod stammt diesmal von einem fotografischen Streifzug durch Kopenhagen im November 2022. Ob diese beiden Schriftzüge zu ihrer Zeit gemeinsam für dasselbe Gewerbe warben oder für zwei getrennte Unternehmen, vermag ich nicht zu sagen. Ein »Frøhandel« jedenfalls dürfte ein Samen- oder Saatenhändler gewesen sein. Ich habe schon in einigen Städten Europas solche schönen handgemalten historischen Hinweise auf Geschäfte oder Unternehmen entdeckt, unter anderem in Edinburgh, Meißen und Göttingen und freue mich immer wieder, wenn gerade diese nur dünn auf Putz gepinselten Zeugnisse der Vergangenheit alle Wetterunbill, Renovierungen, Neuanstriche und Änderungen durch nachfolgende Gewerbetreiber bis heute überdauern konnten.

16.02.2024

Das aktuelle Fundstück der Woche ist tatsächlich schon über 20 Jahre alt und zeigt eine wunderschöne reliefartige Ladenbeschriftung an einer Hausfassade in Eisenach. Fotografiert wurden die Motive Anfang November 2003 und es stellt sich die Frage, ob dieses Kleinod mit seinen zauberhaft ausgearbeiteten, sehr eigenständigen Buchstabenformen (ich schätze, etwa um 1925) heute überhaupt noch existiert. Vermutlich wurden die Schriftzüge seinerzeit eigens für den Laden entworfen und dreidimensional angefertigt (gemeißelt? gegossen?). Ich bin froh, dass ich dieses Kunstwerk damals fotografisch festgehalten und dadurch bewahrt habe.



Update: Das Haus in der Marienstraße 19 steht tatsächlich noch und auch die Inschrift ist noch da. Ich konnte das Architektenbüro ausfindig machen, welches das Gebäude saniert hat, und auch bei Flickr findet sich ein Foto von Ende Mai 2023, auf dem das Haus in neuem (mintgrünen) Glanz zu sehen ist:



➡️ https://plewka-architekten.de/projekt/wohn-und-geschaeftshaus-eisenach



➡️ https://www.flickr.com/photos/monsieuradrien/53027855725/in/album-72157719648312294/

09.02.2024

Das typographische Fundstück der Woche verdient diese Bezeichnung diesmal buchstäblich. Am vergangenen Wochenende besuchte ich in Berlin eine Lesung des wortgewandten Schriftstellers Max Goldt im Kabarett »Die Distel«. Zu Hause nahm ich eins seiner Werke aus meinem Bücherregal zur Hand, um einige der gehörten Texte noch einmal nachzulesen. Den betreffenden Band erstand ich im November 2021 über den Onlineshop eines Antiquariats. Und beim Aufschlagen flatterte mir dieser interessante gedruckte Zettel entgegen, der zwischen Umschlagseite und Vorsatz lag und dem Vorbesitzer wohl als Lesezeichen diente. Die Buchstabenformen wirken eindeutig handgezeichnet. Offensichtlich ist es eine Art historischer Beleg oder Einschubzettel für die Platzreservierung in einem Zug. In welchem Land (DE/AT/CH) oder aus welcher Epoche, bleibt allerdings vorerst ein Geheimnis – es sei denn, einer der Leser hier kann Näheres dazu beisteuern.



Ich habe schon häufiger derlei Einlegezettel in antiquarischen Büchern gefunden, einmal z.B. einen handgeschriebenen Zettel mit Notizen, die wohl als thematische Konversationshilfe bei einem (ersten?) Rendezvous dienen sollten. Ein Grund mehr, warum ich Bücher, die schon einen oder mehrere Vorbesitzer hatten, spannender finde als druckfrische. 🙂

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