Auf der Nerdfrage hinter dem typographischen Fundstück dieser Woche kaue ich schon eine ganze Weile herum. Aber jetzt habe ich mich dann doch mal aufgerafft, sie zu beantworten.
Am Montag, dem 16. April 2012 um 04:02 Uhr hielt nach dem Umbau des Bahnhofs Berlin Ostkreuz zum ersten Mal eine S-Bahn am Gleis in der neu errichteten, 132 Meter langen und 15 Meter hohen Bahnhofshalle. Der Umbau des Bahnhofs startete im Jahr 2006 und auch nach Inbetriebnahme der Halle war er noch lange nicht abgeschlossen. Erst im Dezember 2018 wurden die Bauarbeiten nach 4703 Tagen und rund 500 Millionen Euro Baukosten (statt der ursprünglich veranschlagten 411 Millionen) vorläufig für abgeschlossen erklärt.
Ein markantes Kennzeichen des neuen, weithin sichtbaren Gebäudes, die ab 2011 errichtet wurde, ist der riesenhafte Schriftzug »OSTKREUZ« auf der markanten Glasfassade an der Westseite. Er wurde etwas über ein Jahr vor Ende der Fertigstellung der Halle angebracht.
Schon oft stand ich zusammen mit anderen Fahrgästen am Gleis direkt vor den großen Buchstaben und fragte mich, welche Schriftgröße (in Punkt!) sie wohl hätten. Das Gleisbett zu überqueren und ein Maßband anzulegen, wäre wohl keine sonderlich gute Idee gewesen. Daher musste mal wieder das Internet ran. Die Suche dauerte eine ganze Weile, aber dann fand ich tatsächlich eine Angabe dazu:
»Seit dem 6. Oktober 2017 prangt der Bahnhofsname, im Mittel 6,50 Meter hoch, über die ganze Länge der westlichen Glasfassade der Ringbahnhalle. Die Folien-Farbe heißt ›904 Silbersee metallic‹.«
Der Zusatz »im Mittel« bedeutet vermutlich, dass sich das Maß von 6,50 m Höhe auf jene Buchstaben bezieht, die oben und unten gerade abschließen (T, K, R, E, Z). Die gerundet abschließenden Buchstaben (O, S, U) dürften gemäß gängiger typographischer Gepflogenheiten etwas größer angelegt sein, um optisch gleich groß zu erscheinen.
Weil ich zu faul zum Rechnen war (ich geb’s zu), übertrug ich die Kalkulation der Punktgröße an ChatGPT und erhielt folgende Antwort:
Rechnung:
1 Punkt (pt) = 0,35278 mm
Mittlere Höhe der Buchstaben: 6,50 m = 6.500 mm
Umrechnung in Punkt:
ChatGPT lieferte sogar noch einen wichtigen Hinweis: »In der Typografie bezieht sich die Punktgröße nicht auf die tatsächliche Versalhöhe (Höhe des Großbuchstabens), sondern auf die sog. ›Kegelgröße‹ – ein Fachausdruck aus dem früheren Schriftsatz mit physischen Drucklettern. Der echte Buchstabe ist also immer etwas kleiner als die Punktgröße. Wenn man aber Buchstabenhöhe und Punktgröße gleichsetzt (so wie hier), erhält man einen Wert von rund 18.400 Punkt.«
Dies bedeutet, dass der Schriftgrad in Punkt (pt) keineswegs ein verlässliches Maß dafür ist, welche Höhe in mm beispielsweise die Großbuchstaben einer bestimmten Schrift haben. Das kann man sehr anschaulich selbst in einem Textverarbeitungsprogramm wie Microsoft Word nachprüfen: Wechselt man dort bei einem Text die Schriftart und behält den eingestellten Schriftgrad bei, ändern die Buchstaben oft trotzdem ihre Größe. Das Verhältnis der Großbuchstaben zu den Kleinbuchstaben ist von Schrift zu Schrift ebenso variabel wie die Dimensionen und Proportionen der Ober- und Unterlängen bei b, p, g oder y. Der Schriftgrad liefert lediglich einen groben Anhaltspunkt dafür, wie groß eine Schrift ungefähr ist. Korrespondenz- und Lesetexte sind meist in einem Schriftgrad zwischen 9 und 12 pt angelegt, Fußnoten oder Bildunterschriften liegen gern zwischen 6 und 10 pt , Überschriften über Textabschnitten variieren bevorzugt zwischen 14 und 24 pt und große aufmerksamkeitsstarke Headlines oder Titelzeilen sind üblicherweise ab 36 pt aufwärts angelegt. Die Bewertung und Feinjustage, in welcher Größe welcher Text gut lesbar ist, seinen Zweck erfüllt und zudem auch gut aussieht, muss letztlich nach eigenem gestalterischem Empfinden erfolgen.
Es ist kompliziert. Um die optisch passende Größe einer Schrift festzulegen, ist ein gutes gestalterisches Auge von Vorteil, um ihre realen Abmessungen zu ermitteln, kommt man nicht ohne metrisches Messwerkzeug aus. Wer noch mehr dazu wissen möchte, dem sei der Beitrag zum Stichwort »Schriftgrad« auf www.typolexikon.de empfohlen.
Ergänzend wollte ich daher natürlich gerne auch noch wissen, in welcher Schriftart die Mega-Lettern umgesetzt wurden. Theoretisch und anhand der ersten Anmutung der Buchstaben hätte es die »FF Transit«, die 1990 von Erik Spiekermann/MetaDesign gestaltete Unternehmensschrift der BVG, sein können. Aber nachdem ich die verwendeten Zeichen genauer inspiziert hatte, schied diese Vermutung aus. Besonders gut geeignet zur Bestimmung der Schriftart sind der Neigungswinkel der Zeichen bzw. der Winkel der Bogenabschlüsse des S, der spitze Winkel der Schenkel des K in Richtung des Stamms und das am oberen Ansatz geschwungene Bein des R. Ein besonders auffälliges Merkmal sind die unterschiedlich breiten Auf- bzw. Abstriche des U (auch im zweiten Foto oben erkennbar), denn alle anderen hier genutzten Buchstaben ließen eher vermuten, dass die Strichstärke bei dieser Schrift durchgängig gleich breit angelegt ist.
Das U war es dann auch, das mich auf die richtige Fährte brachte. Und: Am Bahnhof Ostkreuz halten zudem ausschließlich S-Bahnen und Züge des Regionalverkehrs, der Betrieb geschieht somit ohne U-Bahnen und größtenteils im Auftrag der Deutschen Bahn – die BVG ist an diesem Halt lediglich für den Buslinienbetrieb an den Haltestellen der Straßen vor dem Gebäude zuständig.
Die genutzte Schriftart ist die »DB Sans Condensed Black Italic«, ein Schnitt aus dem exklusiven Schriftsystem »DB Type« der Deutschen Bahn. Die Schrift wurde 2005 von Erik Spiekermann (s.o.) und Christian Schwartz entwickelt und begegnet Reisenden seither an nahezu jedem »Touchpoint« ihrer Reise an Bahnhöfen und in Zügen sowie auf allen Medienkanälen der DB.
Grobe Nachzeichnung der Buchstaben des Schriftzuges anhand eines hochauflösenden Fotos der Fassade. Anhand dieses Bildes habe ich dann der Vergleich mit den infragekommenden Schriften der DB Type vorgenommen.
Und nun konnte ich auch noch den letzten Aspekt meiner Frage ergründen. Ihr erinnert Euch an den obigen Hinweis von ChatGPT, dass die tatsächliche Höhe der Buchstaben von der verwendeten Schriftart abhängt? Da ich diese jetzt kannte, konnte ich nachmessen. Das E der »DB Sans Condensed Black Italic« hat – auf Basis der mir zugänglichen Quelle – bei einem Schriftgrad von 100 pt die spezifische Höhe von 25,649 mm. Sofern also das E auf der Fensterfront des Bahnhofs Ostkreuz tatsächlich 6,50 m (6.500 mm) hoch ist, passt mein 100-pt-E rund 253,4-mal übereinander dort hinein. Ich müsste also meinem E in der Schriftart »DB Sans Condensed Black Italic« einen Schriftgrad von rund 25.340 pt zuweisen, damit der Buchstabe eine Höhe von 6,50 m hat.
Falls ihr mich also beizeiten mal am westlichen S-Bahn-Gleis am Ostkreuz wartend stehen seht und ein wissendes Lächeln meine Lippen umspielt, dann wisst ihr ja jetzt, wieso. 😅 🔠 🤓 📏
Heute halte ich Euch beim typographischen Montagsbonbon gleich die ganze Tüte zum Zugreifen hin, denn auf andere Weise wird mein Berg an Freiburg-/Basel-Fundstücken ansonsten niemals kleiner. Infos zu den Geschäften und Betrieben habe ich diesmal nur wenige recherchiert – nehmt es heute einfach als nostalgisches Bilderpotpourri »nur« zum Anschauen. 🤩 🤓 🔠
Links: Ladengeschäft des Berufsbekleidungsgeschäfts Carl-Friedrich Enge, gegründet 1865. Rechts: Schaufenster/Eingangsportals der Metzgerei & Partyservice Kindle, gegründet 1958.Oben: Leuchtreklame des ehemaligen Souterrain-Kinos »Studio Central« in Basel, eröffnet 1956. Das zweitältestes Kino der Stadt wurde 2020 geschlossen. Mitte: Geschäft des Freiburger Schuhhauses Kocher, seit 1956 ansässig an der heutigen Adresse, gegründet bereits 1885 vom Ur-Ur-Großvater des heutigen Inhabers. Unten: Fachgeschäft Isele für Stempel, Schilder und Gravuren in Freiburg, 1926 vom Graveur Franz Isele gegründet und nach der Zerstörung des Ladens 1944 im 2. Weltkrieg an neuer Adresse wiedereröffnet.
Ich finde, das Deutschlandticket (mal abgesehen von der ebenso quälenden wie kontraproduktiven politischen Preisdiskussion) ist eine großartige Sache. An den meisten Orten, an denen ich mich aufhalte, wird Mobilität dadurch für mich quasi zum »No Brainer«. Ich muss nur bei wenigen, spärlicher getakteten Verkehrsmitteln die Abfahrtzeiten kennen, ansonsten genügt es, zu einer passenden Haltestelle zu gehen und los geht’s. Es ist wie Licht anknipsen oder den Wasserhahn aufdrehen. Ich muss mich nicht um Versicherungsprämien, eine Pannenhilfe-Mitgliedschaft, Inspektionen, Reparaturen, Benzinpreise oder mühselige Parkplatzsuche kümmern. Famos!
Somit nutze ich auch an Reisezielen zur Fortbewegung fast nur den ÖPNV. Oft schaue ich in oberirdisch verkehrenden Bahnen oder Bussen während der Fahrt aus dem Fenster. Auch dabei fallen mir gelegentlich typographische Besonderheiten im Straßenland ins Auge, nur meistens reicht die Zeit dann leider nicht, um spontan ein Foto zu schießen. Aus dem Fenster einer Freiburger Tram entdeckte ich auch das Fundstück des heutigen Beitrags. Ich war gerade kurz zuvor erst eingestiegen und somit lag der Ort der Sichtung nah genug an meiner »Homebase«, um am nächsten Tag noch einmal zu Fuß dorthin zu gehen und das Objekt des Interesses in Ruhe fotografieren zu können.
Der dynamische Namenszug im Zentrum der Beschilderung atmet für mich eindeutig den Charme der 1950er Jahre. Die umgebende gelb-orangefarbene »Klammer« hingegen würde ich farblich und stilistisch eher irgendwann in den 1970er Jahren ansiedeln. Dieses Formelement erinnerte mich sofort an das Logo des einstigen Lebensmittel-Discounters »Plus«, welches von 1972 bis zur Übernahme der Filialen durch Tengelmann und Edeka im Jahr 2010 im Einsatz war (auf der Website plus-sammlung.de ist dessen Evolution übrigens sehr schön dokumentiert).
Das zuletzt genutzte Logo der von 1972 bis 2010 existierenden Plus Warenhandelsgesellschaft mbH. Quelle: Wikimedia Commons | Lizenziert unter CC BY-SA 4.0
Die Schriftart, die sich perfekt mit der Kennzeichnung »Chemische Reinigung« links und rechts des Logos in Deckung bringen ließ, ist die »Neue Helvetica Extended Bold«, die allerdings erst 1983 als Mitglied der ausgebauten und neu gestalteten Schriftfamilie »Helvetica Neue« erschien (D. Stempel AG /Linotype).
Damit wären wir für das Entstehungsjahr der Beschilderung in den frühen bis mittleren 1980er Jahren. Diese ungefähre Zeitspanne wird auch untermauert durch öffentlich einsehbare Firmendaten: Bis etwa 1979 firmierte das 1954 gegründete Unternehmen (zeitlich passend zum Stil der Wortmarke) unter dem Namen »Dr. Elisabeth Mohr Chemische Reinigung, Freiburg«, ab dann wurde es zur »Dr. Elisabeth Mohr Chemische Reinigung GmbH, Freiburg« (Quelle: North Data). Womöglich gönnte sich das Unternehmen im Anschluss daran eine neue Ladenbeschilderung.
(Beim ersten Lesen des Doktortitels auf dem Schild hatte ich übrigens intuitiv als Gründer bzw. Inhaber einen älteren Herrn mit graumelierten Haaren, Brille und weißem Kittel vor meinem geistigen Auge. Falsch assoziiert – der Doktor war eine Frau! Mal wieder ein Beweis dafür, wie männlich geprägte Sprache das Denken manipuliert. Aber das nur am Rande.)
Für das Schreibschrift-Logo habe ich erst gar nicht nach einem formal verwandten Font gesucht, dieses wurde mit Sicherheit extra für das Unternehmen entworfen. Am besten gefällt mir daran das freche »Dach« des o. Ein interessantes Detail ist auch, dass beim »Dr« der Punkt weggelassen wurde – eine Schreibweise, die eigentlich dem britischen Englisch entstammt.
Wie ich weiter herausfand, war das Unternehmen in der Region einst überaus erfolgreich. Es bot in seinen besten Zeiten zu Beginn der 80er-Jahre 90 Mitarbeitern in 35 Filialen einen Arbeitsplatz und war laut dem späteren Betreiber Ekkehard Mohr zeitweise »die größte Textilreinigung zwischen Karlsruhe und Basel« – also prinzipiell in der gesamten Schwarzwaldregion. Mit dem Aufkommen pflegeleichter Kleidung, moderner Waschmittel und der fortschreitenden Ausstattung privater Haushalte mit Waschmaschinen und Bügeleisen jedoch ging es mit der Branche stetig bergab. Bis Anfang der 2000er Jahre sank die Anzahl der Filialen auf 12 und die Zahl der Beschäftigten auf 40. Zum 31. Juli 2003 stellte das Unternehmen den Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen ein (Quelle: Badische Zeitung). Die Annahmestelle auf meinem Foto ist nach wie vor in Betrieb und als einer von mehreren Standorten auf der Website der Firma »Plank Textilpflege« gelistet, welche laut ihrer Firmenchronik diese Filiale unmittelbar im Jahr der Geschäftsaufgabe übernahm.
Dass die inzwischen seit 22 Jahren eigentlich nicht mehr aktuelle Ladenbeschilderung bis heute an der Fassade verblieben ist, spricht vielleicht für den guten Ruf sowohl des ehemaligen als auch des heutigen Unternehmens, für das sich unter dem aktuellen Namen »Mohr Plank Reinigung« bis heute im Netz beste Bewertungen finden. 🤓 🔠 👔 🧺
Wieviel wiegt das Nichts? Mit dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftler*innen rund um die Welt schon seit geraumer Zeit. Sie erforschen dazu den bizarren Mikrokosmos der Quantenphysik ebenso wie die unvorstellbaren Dimensionen des für uns sichtbaren Universums. Komplexe Formeln werden diskutiert, kühne Theorien aufgestellt, Präzisionsexperimente in seismisch abgelegenen, hunderte Meter tiefen Schächten durchgeführt¹, es werden Nullpunktfluktuationen, die Lamb-Verschiebung der Spektrallinien von Atomen und die Casimir-Kraft gemessen² und allerlei mehr, was das Allgemeinwissen wohl der meisten Menschen übersteigt.
Vielleicht, aber nur vielleicht, ist ja das typographische Montagsbonbon dieser Woche – nun wieder ein fotografisches Mitbringsel aus Freiburg – ein viel einleuchtenderer, triftiger und für jede/n ganz leicht nachvollziehbarer Beweis dafür, dass Löcher (die ja prinzipiell aus Nichts bestehen und als sogenannte »Punzen« auch im Inneren vieler Buchstaben vorkommen) tatsächlich ganz schön schwer sein können. 😉 🔠 🤓
Wie regelmäßige Mitleser vielleicht schon bemerkt haben, sind viele meiner Fundstücke in der Kategorie »Reisefunde« einsortiert. Ich reise gerne und oft. Die Möglichkeit, die Option Homeoffice zu nutzen, gibt mir die Freiheit, auch außerhalb meiner verfügbaren Urlaubstage bisweilen unterwegs oder an Kurzreisezielen zu arbeiten – Hauptsache, der Arbeitsort bietet einen verlässlichen Internetzugang.
Was ich immer wieder feststelle, ist, wie groß der Einfluss der Jahres- und Tageszeit bzw. des Wetters sein kann, wenn ich Ausflüge zu einem bestimmten Ort unternehme. Natürlich ist es immer begrüßenswert, wenn es nicht regnet, solange ich draußen unterwegs bin. Aber z.B. den Prager Friedhof Vyšehrad an einem nebligen Tag im Spätherbst zu besuchen, ist um vieles stimmungsvoller als dies an einem sonnigen Sommertag zu tun. Manchmal wird die Atmosphäre an historischen Orten erst durch Licht, Wind, Wolken und Wetter richtig perfekt.
Genau so ein Erlebnis hatte ich Mitte Oktober, als ich von Freiburg aus einen Tagesausflug anlässlich eines klassischen Konzerts nach Donaueschingen machte. Das Wetter war wolkenverhangen, Herbstlaub wurde vom Wind durch die Parks getrieben, es regnete zwar nicht, aber der dräuende Himmel hielt anscheinend etliche Touristen in den Häusern, sodass die Straßen und Wege während meines längeren Spaziergangs, den ich vor dem abendlichen Musiktermin unternahm, deutlich leerer als erwartet waren.
Eine der Sehenswürdigkeiten auf meiner Erkundungstour war die Donauquelle in Donaueschingen. Sie liegt in Form eines kreisrunden, eingefassten Beckens am Rande des Schlossparks in einem vertieften Rondell, das über eine Treppe zugänglich ist. Normalerweise – das ist auch auf vielen Fotos im Internet zu sehen – drängeln sich an und um diesen Ort Trauben von Menschen. Doch am Tag meines Besuches waren es nur vereinzelte Grüppchen. Der graue Oktoberhimmel und die schon spürbare frühe Abenddämmerung verliehen dem Ort eine Atmosphäre wie in Thomas Manns »Zauberberg«. Auf der Oberfläche des Beckens trieb gelbes und braunes Laub, das kühle Tageslicht tönte das Bassin leuchtend türkis. Alles fügte sich zur perfekten Stimmung zusammen.
Gegenüber dem Treppeneingang, unter einer Skulpturengruppe genau auf der Westseite des 1875 von Fürst Karl Egon III. errichteten Rondells, ist eine steinerne Tafel mit einem gemeißelten Relief des Wortes »DONAUQUELLE« angebracht. Auf der Südseite befindet sich eine Tafel mit der Inschrift »Über dem Meere 678 Meter« und am nördlichsten Punkt eine weitere, auf der »Bis zum Meere 2840 Kilometer« zu lesen ist.
»Über der Donauquelle wacht die ›Mutter Baar‹ in einer 1896 durch Adolf Heer geschaffenen Skulpturengruppe. Sie weist ihrer Tochter, der Jungen Donau, den Weg in Richtung Osten.«
Und eine dieser Steintafeln ist es, die ich von meinem herbstlichen Ausflug heute als typographisches Fundstück mitbringe. Die kantigen, schmalen Lettern erinnern auf den ersten Blick an etliche bis heute populäre Schriftarten, wie etwa die »Compacta« (Fred Lambert, jedoch erst deutlich später [1963] erschienen bei ITC/Letraset) oder »Edel Grotesk«/»Wagner Grotesk« (Johannes Wagner, 1914 bei Wagner & Schmidt), eine Variante letzterer ist die »Aurora«. Bei näherem Hinsehen jedoch fallen einige Details ins Auge, die auf eigens gestaltete Buchstabenformen hindeuten – so etwa bei der hier abgebildeten Tafel die als z gespiegelte Form des s, das u ohne Endstrich unten rechts (abweichend zu m und r oben links) oder der etwas aus dem formalen Rahmen fallende, hakenförmige untere Abschluss des t. Vermutlich war der Bildhauer Franz Xaver Reich, der die dekorativen Ornamente rund um die Quelle schuf, auch verantwortlich für die Anfertigung der Inschriften.
Ich mag auch das – gewiss zur damaligen Zeit übliche – e am Ende des »Meere«. Ich finde, das Wort klingt dadurch irgendwie sehnsuchtsvoller, grenzenloser und abenteuerlicher, als wenn es, wie heute, schon mit dem r endete. Und es weckt in mir gleich schon wieder Lust auf die nächste Reise. 🤓 🔠 ⛲️ 🧳
Als Montagsbonbon schiebe ich – zwischen meinen weiterhin reichlich vorrätigen Fundstücken aus Freiburg – heute mal ein Intermezzo aus Lemgo ein, wohin mich in der vergangenen Woche eine mehrtägige Dienstreise führte. Kaum 100 Meter voneinander entfernt fotografierte ich zwei separate Gewerbebeschriftungen, die beide etwas gemeinsam haben.
Zugunsten der Ehrenrettung des Restaurants (laut örtlicher Empfehlungen eins der besten italienischen Lokale der Stadt, was ich nach einem Abendessen dort bestätigen kann) bitte ich darum, das deutlich überdimensionierte V und das etwas zu kleine O, die falschen Kapitälchen¹ und die *hust* »suboptimalen« Abstände der Buchstaben 🫣 bei der Beantwortung der Frage großmütig zu übersehen.
Worin besteht die Gemeinsamkeit der beiden Schriftzüge? (Tipp: Es ist nicht die Schriftart – das VESUVIO nutzt die »Times New Roman«, der Raumausstatter TASCHE die »Plantin Now«.) 🤓 🔠 🧐
Die Auflösung steht im Akkordion-Block unterhalb der beiden Fotos. ⬇️
¹ Beim VESUVIO ist der Name in sog. »falschen Kapitälchen« gesetzt. Das bedeutet: die Strichstärke des V-Anfangsbuchstabens wirkt im Kontrast zu den nachfolgenden kleineren Versalien viel zu mächtig, da der Buchstabe nachträglich manuell hochskaliert wurde. Wer »echte Kapitälchen« nutzen möchte, sollte eine Schriftart wählen, in deren Zeichenvorrat separate Varianten für »große Großbuchstaben« und »kleine Großbuchstaben« existieren. Darin sind die Strichstärken sowie Größenverhältnisse der Initialen zu den kleineren Folgezeichen harmonisch aufeinander abgestimmt.
Auflösung lesen
Die beiden S stehen jeweils auf dem Kopf.
Man erkennt das daran, dass – zumindest bei den beiden genutzten Schriftarten – der untere S-Bogen größer bzw. ausladender sein sollte als der obere. Im folgenden Bild habe ich die verdrehten Zeichen sowie die weiteren typographischen Schönheitsfehler zum Vergleich einmal weitgehend »ausgebügelt«.
So sieht das Ganze doch schon wesentlich schicker aus, oder?
Nochmal Freiburg. Das typographische Fundstück dieses Freitags, erneut aus der dortigen Innenstadt, lenkte meinen Blick abends im Dunkeln auf sich, da es erstens hell erleuchtet war und zweitens noch ein intakter, echter Neon-Schriftzug ist. Cyanblauer Leuchtkasten, weiße Schrift, klare und schlichte Versalien – die Optik gefiel mir sofort.
Schön fand ich auch, dass man hier in voller Beleuchtung sehr schön sehen kann, welche Kunstgriffe beim Formen und Biegen der gläsernen Leuchtröhren angewendet werden mussten, damit die Buchstaben einerseits lesbar und ästhetisch blieben und andererseits jeweils pro Letter »wie in einem Zug gezeichnet« angefertigt werden konnten. Dies geschieht ja sogar in mehreren Ebenen. Die Neonröhre jedes Zeichens tritt zunächst senkrecht aus dem Leuchtkasten nach vorne heraus und vollzieht dann einen 90-Grad-Knick zur eigentlichen Form des Buchstabens. Bei A, B, E, F, H und T erfordert die Form des Zeichens zusätzlich noch weitere Kniffe, um die Querstriche ohne Unterbrechung realisieren zu können. Das erscheint mir um so herausfordernder, je kleiner die Schriftgröße der Lichtreklame ist.
Am Folgetag ging ich erneut den kurzen Weg zurück zur Fundstelle, um das Schild erneut, aber im Hellen und ohne Beleuchtung zu fotografieren. Nun liegen die kurzen »Zubringer-Abschnitte« der Buchstaben, die nach hinten in den Kasten laufen, im Schatten und die von vorn vom Tageslicht beschienenen Buchstaben stehen optisch klar im Vordergrund.
Welche Schrift mag nun für diese Leuchtwerbung als Vorlage gedient haben? Das innen offene R und das vergleichsweise breite C ließen mich sofort an die »Avant Garde« denken, ein Klassiker der 1970er Jahre, entworfen zwischen 1970 und 1977 von dem berühmten Schriftgestalter Herb Lubalin für den Schriftenhersteller ITC. Aufgrund der vergleichsweise schmalen Buchstaben versuchte ich zunächst, die Schrift in dem ähnlich proportionierten »Condensed«-Schnitt mit dem Schriftzug in Deckung zu bringen, aber bei C und S funktionierte dies nicht. Erst als ich die normal breite Variante nahm und sie auf 79% Breite skalierte (aua aua, macht man nicht, ich weiß), klappte es plötzlich ganz wunderbar.
Es konnte also gut sein, dass die Blütezeit des Erfolges dieser Schrift bis in die späten 1980er Jahre hinein auch in etwa mit der Anbringung des Leuchtkastens zusammenfiel. Das älteste online auffindbare Foto, auf dem die Leuchtkästen zu sehen sind, stammt (geschätzt anhand des darin beworbenen Filmprogramms) aus dem Jahr 2004. Ich recherchierte weiter.
Direkt neben dem Eingang zum Kino befindet sich ein weiterer Leuchtkasten in derselben Ausführung mit dem Neonschriftzug »CAFÉHAUS«. Vielleicht ließ sich ja darüber das Alter der Schriftzüge ergründen. Und siehe da:
»Der Freiburger Friedrichsbau liegt an der Kaiser-Joseph-Straße. Erbaut wurde er in zwei Abschnitten 1906 und 1910. Es waren schon von Beginn an ein Kaffeehaus, Säle, Läden und Wohnungen darin untergebracht. (…) 1987 wurden im Zuge einer umfangreichen Sanierung nach wechselvoller Geschichte die ursprüngliche Funktion und das frühere Aussehen soweit möglich wiederhergestellt. Dabei fanden neben einem Kino auch wieder ein zweigeschossiger Saal, ein Tagungszentrum und ein Kaffeehaus ihren Raum, womit aufs Neue Kaffeekultur in den Neorenaissance-Bau einzog.«
Damit war (sehr wahrscheinlich) auch dieses Rätsel gelöst, denn es liegt nahe, dass im Zuge der Wiedereröffnung des Cafés auch die Beschilderung dafür angebracht worden war. Das Kino selbst hingegen ist noch wesentlich älter.
»Die Friedrichsbau-Lichtspiele wurden am Ostersonntag, dem 16. April 1911 eröffnet und sind mit über 112 Jahren eines der fünf ältesten Kinos Deutschlands noch aus der Gründerzeit.«
Dabei stand die Existenz des Lichtspielhauses vor gerade einmal zwei Jahren kurz vor ihrem Ende. Erst eine Crowdfunding-Kampagne und weitere finanzielle Zuschüsse von Bund und Ländern ermöglichten einen Umbau und den Fortbetrieb.
Im Zeitalter von Heimkinoanlagen, fast leinwandgroßen Flatscreen-Fernsehern, DVDs/Blu-Rays und Streamingplattformen haben Kinos es zunehmend schwer. Wann wart Ihr zuletzt im Kino? Ich musste nachdenken – obwohl ich gern und oft Filme schaue, ist es bei mir auch schon wieder fast ein Jahr her, dass ich in einem Kinosessel saß. 🤓 🔠 📽️ 🍿😔
Beim typographischen Montagsbonbon einen Tag vor Karnevalsbeginn geht’s heute mal nicht um Schriftbestimmungen oder tiefgründige Recherchen, sondern um freies Assoziieren. In der Freiburger Innenstadt stieß ich auf dem Rückweg von einem Restaurant zur Unterkunft auf diese Leuchtreklame an einem Schuhgeschäft. Ein bisschen tröstlich wirkt sie in der Tat, die knubbelig-tapsige Type, für die sich Herr oder Frau Trost (oder die beauftragten Gestalter*innen) an ihrer Geschäftsfassade entschieden haben.
Meine spontane Assoziation dazu waren allerdings zwei Gruppen von Comic- bzw. Zeichentrickfiguren. Mich erinnern die abgerundeten Zipfel an den Buchstaben wahlweise an die Mützen der Schlümpfe des belgischen Comiczeichners Pierre Culliford alias Peyo oder an die Puschen der Figuren der Sieben Zwerge aus dem Walt-Disney-Zeichentrickfilm »Schneewittchen«. Und immerhin hat zumindest die zweite Referenz etwas mit Schuhen zu tun. 🤓 🔠 🥾
Kennt Ihr diese alten, traditionsreichen Läden für Schuhe, Spielwaren oder Haushaltswaren, bei denen die Schaufensterdekoration das komplette Gegenteil einer Edelboutique wie Prada oder Louis Vuitton ist? Wo nicht auf 4 Metern Fensterfront auf spartanischen Warensockeln ein, zwei Paar Schuhe oder Handtaschen stehen, sondern das gefühlt komplette Sortiment in die Auslage gepackt wurde? Ich liebe sie, und je diverser das Sortiment ist, desto neugieriger bin ich, so einen Laden zu betreten und in den Regalen zu stöbern.
Genau so einen Laden entdeckte ich am Ankunftstag meiner Reise nach Freiburg, in direkter Nachbarschaft zur bezogenen Unterkunft. »Oh!«, dachte ich, »Die haben bestimmt so ein Pilzmesser, nach dem ich gerade suche!« – und zwar ein kleines, stabiles Klappmesser mit einer leicht gebogegen Klinge, jedoch unter 5 cm Länge, um die (aus meiner Sicht fragwürdigen) jüngst eingeführten Waffenkontrollzonenvorschriften in Großstädten wie Hamburg und Berlin zu umgehen und einer Konfiszierung meines Natur-Ausflugszubehörs vorzubeugen. Und siehe da, sie hatten eins.
Schon vor dem Kauf stand ich längere Zeit vor dem Schaufenster, sah mir das bunt gewürfelte Angebot an und bemerkte natürlich auch die teilweise schon recht verwaschenen Schriftzüge, die mit weißer Farbe von innen auf die Scheiben aufgetragen worden waren und über die Jahre (oder Jahrzehnte?) durch die notwendige Fensterpflege sichtlich gelitten hatten. Da musste natürlich ein Foto für meine Sammlung geknipst werden.
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1925, hat also in diesem Jahr ein sattes 100jähriges Jubiläum zu feiern. Wann die Schrift auf die Scheiben aufgemalt wurde, war leider per Recherche nicht zu ermitteln.
»Der Eisenwarenladen Luitpold Bauer ist ein unwahrscheinliches Geschäft. Dem Siegeszug der Baumärkte hat er genauso getrotzt wie dem Ladensterben in der Innenstadt. Nun feiert der Traditionsladen 100-Jahr Jubiläum. (…) Übers Jahr seien etwa die Hälfte ihrer Kunden Touristen, die andere Hälfte Freiburger. Die einen wollen Mitbringsel, die anderen kommen wegen eines konkreten Problems. Die Rückmeldungen seien gut, teils sogar hymnisch. Touristen seien begeistert, dass es solch einen Laden gibt, Freiburger freuten sich, dass es den Laden immer noch gibt.«
Trotzdem habe ich natürlich wieder die Herausforderung angenommen, dem Ursprung der Beschriftung durch etwas typographische Detektivarbeit ein wenig näherzukommen. Dazu habe ich die verblassten Buchstaben zunächst vervollständigt, sodass sie besser erkennbar werden.
Der Name des Ladens, der Ende 2022 durch die ehemaligen Landschaftsgärtner Thomas Weisser und Nico Winterhalter übernommen wurde und sich somit aktuell nicht mehr im Familienbesitz befindet, ist in einer fetten Kursive mit teilweise verbundenen Buchstaben gesetzt, die ich gefühlt irgendwo zwischen den 1930er und 1960er Jahren verorten würde. Die auffallendsten Zeichen sind aus meiner Sicht das große und kleine L, sowie das d. Sehr wahrscheinlich wurde die Schrift – gewiss von einem professionellen Schildermaler – seinerzeit von Hand auf die Glasflächen aufgetragen, wie der erodierte Pinselduktus der Farbflächen erahnen lässt. Insofern war ich nicht überrascht, keine 100%ig übereinstimmende kommerzielle Schriftart dafür zu finden. Aber es gibt ein paar Favoriten, die für mein Auge eine recht ähnliche Anmutung (oder »look and feel«) haben.
Meine Auswahl an »Schriftverwandten« umfasst drei Fonts: Die »Splendor« (Ralph M. Unger, 1930 für Schriftguß AG, Dresden), die »Impuls« (Paul Zimmermann, 1954 veröffentlicht durch Johannes Wagner/Ludwig Wagner, VEB Typoart) und – bis auf die Großbuchstaben – die »Cochin Black Italic«. Georges Peignot entwarf die Grundform der Cochin um 1914 auf Basis von Kupferstichen aus dem 18. Jh. für das Pariser Schriftenhaus Deberny & Peignot. Später wurde die Schrift. u.a. von Matthew Carter und Sol Hess überarbeitet und z.T. ausgebaut und der Schriftenhersteller URW erweiterte die Schriftart (1995?) um den extrafetten kursiven Schnitt im nachfolgenden Bild. Die Zeitspanne für die vermuteten stilistischen Wurzeln der Werbeinschrift umfassen dadurch aber noch immer das weite Feld zwischen 1925 (dem Jahr der Geschäftsgründung) und ca. Mitte der 1950er Jahre.
Die zweite Zeile mit ihren kantigen, fast »techno-artig« wirkenden Buchstaben wirkt da schon weitaus moderner. Als optisch sehr ähnliche Schrift fiel mir sofort die »Serpentine« des US-Designers Dick Jensen ein, die er 1972 für die Visual Graphics Corporation entworfen hat. Sie läuft zwar nicht ganz so breit wie die Unterzeile auf dem Fenster, aber auch hier stimmt m.E. die Anmutung.
Ich persönlich neige zu der Annahme, dass der Schriftzug nicht ganz so alt ist wie das Unternehmen selbst, zumal ich auch nicht herausfinden konnte, seit wann das Ladengeschäft an der heutigen Adresse ansässig ist. Meine Hypothese ist, dass der obere Schriftzug bereits etwas nostalgisch wirkte, als die Bemalung des Fensters stattfand, dass die Unterzeile hingegen dem eher moderneren damaligen Zeitgeschmack entsprach – meine Schätzung liegt zwischen 1965 und 1975. Eine bereits im Gründungsjahr mit Farbe aufgetragene Beschriftung hätte zudem 100 Jahre regelmäßige Scheibenreinigung kaum in derart guter Verfassung überstanden.
Wer weitere Indizien hat, um das Alter der Schaufensterzeilen plausibel zu bestimmen oder es auch gänzlich anders einzuordnen, möge sich sehr gerne melden! 🤓 🔠
Update: Nachträglich kam noch ein interessantes Rechercheergebnis hinzu. Als ich noch weiter suchte, um das Eröffnungsdatum des Ladengeschäfts an der heutigen Adresse herauszufinden, fiel mir auf der rudimentären Website des Unternehmens auf, dass dort eine »modernere« Variante des Logos am Seitenkopf eingesetzt wird. Die Unterzeile erkannte ich sofort als die populäre »Science-Fiction-Schrift« mit dem Namen »Bank Gothic« (Morris Fuller Benton für ATF, 1930). Die Schreibschrift hingegen ist unter mehreren Namen in Umlauf: Die Ur-Version wurde offenbar vom deutschen Schriftgestalter Erich Mollowitz entworfen und von der Schriftgießerei J. D. Trennert & Sohn in Hamburg-Altona unter dem Namen »Forelle« herausgebracht. Ein zweiter Name für die gleiche Schrift, jedoch verlegt von der Schriftgießerei C. E. Weber im selben Jahr, ist »Rheingold«. 1954 interpretierte das britische Schrifthaus Stephenson Blake in Sheffield die Schrift und brachte sie in zwei Schnitten als »Mercury« und »Mercury Light« heraus. 2010 wurde die Schrift als »Forelle Pro« digitalisiert und ausgebaut von RMU (Ralph Michael Unger Typedesign) und kurz zuvor im Jahr 2007 hat auch der Designer Nick Curtis (Nick’s Fonts) seine Version davon veröffentlicht und nennt sie »Jaunty Gent«. Es gibt zwar noch einige andere freie und kostenpflichtige Versionen, aber die vorgenannten sind wohl die bedeutsamsten.
Diese neue Website-Version des Logos bestätigt m.E. die Vermutung, dass der Schriftzug nicht mit käuflichen Schriftarten erstellt wurde, so dass sogar die Inhaber mit einem nachempfundenen Entwurf online gehen mussten. Im Vergleich macht die »Forelle« einen guten Job, die unterkühlte Bank Gothic in der Unterzeile jedoch hat deutlich weniger Charme, finde ich.
Das typographische Bonbon zum Wochenanfang ist heute nichts für Vegetarier oder Veganer, passt aber nachträglich noch recht gut zum Thema »Halloween«. Gefunden habe ich es vor einer Metzgerei in Basel.
Was meine Aufmerksamkeit weckte, war nicht in erster Linie das Logo des Ladens. Es waren auch nicht die etwas grobschlächtigen 🤭 zweifarbigen und handgeschriebenen, kreativen Großbuchstaben. Es war … der nicht vorhandene Bindestrich.
(Zum Preis pro Liter kann ich leider keine Angaben machen.) 🤓 🔠🩸😱