verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Kuriositäten (Seite 2 von 8)

Ob absichtlich oder ungewollt, so manches Fundstück hat bisweilen eine skurrile, schräge oder amüsante Anmutung bei der Botschaft oder Gestaltung. In dieser Kategorie sammle ich allerlei solcher Beispiele.

23.06.2025

Das typographische Montagsbonbon heute ist ein schönes Beispiel dafür, wie grafische Elemente, die nicht immer bzw. nicht »geplant« auf einer Gestaltungsfläche vorhanden sind, zufällig und zeitweilig das ursprüngliche, menschengemachte Design auf interessante Weise verändern – vielleicht sogar verschönern – können.



Auch dieses Beispiel stammt wieder aus Barcelona. Im strahlenden Schein der Mittagssonne im Mai warfen die Befestigungsstäbe auf diesem Ladenschild ihre strengen diagonalen Schatten über die Fläche mit den auffälligen handgefertigten Holzbuchstaben. Diese interessante Zufälligkeit musste ich dann doch direkt mal fotografisch einfangen – hier arbeitete mal die Sonne als Designerin. 🤓 🔠 ☀️

20.06.2025

Weiter geht’s beim »typographischen Fundstück der Woche« mit der thematisch gebündelten Abarbeitung meiner Schnappschüsse aus Barcelona. Heute steht die Typographie dabei mal nicht allein im Vordergrund (bei einem der gezeigten Beispiele fehlt sie nahezu völlig), sondern es geht auch um (Verpackungs)design. 



Immer, wenn ich reise, sei es in andere Regionen oder Bundesländer innerhalb Deutschlands und erst recht in andere Städte oder Länder, LIEBE ich es, in große Supermärkte zu gehen und – komplett abseits meines täglichen Bedarfs – durch die Regalreihen zu stromern. Ich erkunde, was es für regionale Produkte gibt, deren Vertrieb oder Bekanntheit nicht über die lokale Präsenz hinausgehen oder die von Unternehmen oder Manufakturen aus der Umgebung hergestellt werden. Ich stöbere nach ausgefallenen, kuriosen und ästhetischen Produktverpackungen. Und ich suche natürlich auch nach geeigneten Schriftzügen oder Buchstabenformen für mein Kuriositätenkabinett.



Daher heißt das Motto heute: »Im Supermarkt«. Bei den gezeigten Produkten handelt es sich um Reis (1), ein alkoholfreies Malzgetränk (2), Olivenöle (3), Rotweine (4) und eine extrem reduziert gestaltete Tomatensaftpackung (5). Fantasievoll, nostalgisch, witzig, minimalistisch – auch so kann Verpackungsdesign sein! 🤓 🔠

06.06.2025

Weiter geht es am heutigen Freitag vor dem langen Pfingstwochenende mit der gebündelten »Abarbeitung« meiner kürzlich in Barcelona erbeuteten typographischen Fundstücke. Die Überschrift diesmal lautet »Schreibschriften«.

Für Ladenbauer und Werbetechniker sind – insbesondere dreidimensionale – Beschriftungen solcher Art in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung, denn die Schreibschriftwörter an der Ladenfassade sollten ja den Eindruck machen, als seien sie flüssig und in einem Zug geschrieben worden. Bei solchen (beleuchteten wie unbeleuchteten) Objekten muss daher entweder das Gesamtgebilde wortweise aus einem Stück gefertigt werden oder es muss sorgfältig so konzipiert und hergestellt werden, dass nach einer Montage aus einzelnen Modulen möglichst kaum oder keine Nahtstellen sichtbar sind. 



Bei gedruckten oder aus Klebefolie erstellten Objekten sind diese Herausforderungen deutlich geringer, da gedruckte oder geplottete Schreibschrift-Objekte, je nach verfügbarer Bahnbreite oder den Bogenmaßen des Trägermediums, oft tatsächlich in einem Stück gefertigt werden können. Im Falle einer modularen Fertigung können Nahtstellen merklich unauffälliger sein und sich bei sorgfältiger Montage sogar inmitten einzelner Buchstaben befinden. Fehltritte bei der Produktion sind hier zwar immer noch ärgerlich, aber weitaus weniger kostspielig, da der Material-und Arbeitsaufwand nur einen Bruchteil dessen ausmacht, was ein voluminöser und ggf. beleuchteter Schriftzug aus Holz, Metall oder Kunststoff kostet.



Die drei Beispiele hier nutzen meiner Einschätzung nach allesamt keine kommerziellen Schriftarten, sondern wurden individuell für die Auftraggeber gestaltet: Ein Objekt (»Baixos 36«) wurde wohl aus Eisen gebogen und verschweißt, eins (»Hispanos«) erweckt aufgrund der leicht unebenen Oberfläche den Eindruck, als sei es aus einem form-/knetbaren Material gefertigt worden und das dritte (»Moliné«) besteht vermutlich aus einer Metalleinfassung mit illuminierter Plexiglas-Front. Hier kann man noch einzelne Module erkennen – zwischen den einzelnen Buchstaben sind die feinen Nahtstellen zu erkennen, an denen sie ineinander übergehen.



Mit diesem Posting wünsche ich allen Lesern meiner Rubrik schöne Pfingsttage. Am Montag wird das »typographische Bonbon« feiertagsbedingt entfallen. Wir lesen uns wieder in einer Woche! 🤓 🔠

30.05.2025

Ein Bilderstau muss abgetragen werden, ich habe in letzter Zeit einfach zu viele Buchstabenfotos geknipst, um sie hier alle wöchentlich einzeln abzuhandeln. Deshalb habe ich entschieden, meine typographischen Fundstücke (zunächst aus Barcelona) gruppenweise zu posten, und zwar jeweils mit 2–4 Motiven, die eine gewisse inhaltliche Verwandtschaft haben.



Ich beginne heute mit »Lädchen«. Selten zuvor sind mir auf einer Städtereise so viele kleine Geschäfte oder Betriebe aufgefallen, bei denen die außen an der Fassade oder über den Schaufenstern angebrachten Schriftzüge so individuell, detailverliebt, außergewöhnlich und abseits abgenutzter Einheitsschriften gestaltet waren. Insbesondere das Viertel, in dem meine Unterkunft lag, erwies sich als eine wahre Fundgrube. Gewiss sind nicht alle dokumentierten Werke »hübsch«, gefällig oder handwerklich perfekt – aber für mich allemal interessanter als eine weitere Darbietung visueller Ödnis.



Ein Lob der Typo-Anarchie! 🤓 🔠 🇪🇸 👊

26.05.2025

In den meisten Fällen sind die Buchstaben bzw. Wörter, die uns im Alltag begegnen, »körperlos«. Wir lesen sie schwarz, weiß oder farbig, gedruckt auf Papier, auf Monitoren und Displays, in E-Mails, als Werbebotschaften, Wegeleitung, Aushängen und Beschilderungen, in Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften, schauen darauf, entschlüsseln Inhalt und Sinn, aber machen uns kaum bewusst Gedanken über die Form der Zeichen, ihre materiellen Eigenschaften oder den technischen Prozess ihrer Produktion bzw. Veröffentlichung.



Mit dem heutigen typographischen Montagsbonbon möchte ich meine Leser einmal dazu anregen, im Alltag bewusst(er) auf die physische Beschaffenheit von Buchstaben und Texten zu achten. Ich selbst bekomme immer dann einen besonderen Impuls dazu, wenn ihre eigentliche, ursprüngliche oder gewünschte Präsenz ungewollt ge- oder zerstört wird. Wenn elektronische Texte flackern, verschwimmen oder verpixelt sind, wenn Druckfarbe erodiert oder verblasst, wenn Folienschriften abblättern, gemalte Buchstaben Risse bekommen, wenn Leuchtbuchstaben erlöschen – also immer, wenn äußere Einflüsse die Hauptaufgabe von Buchstaben, uns Inhalte zu vermitteln, stören, erschweren oder verunmöglichen.



Als Beispiel füge ich zwei Fundstücke bei, die das sehr schön verdeutlichen: Erstens: eine Beschilderung, die zwar einerseits für eine technische Funktionsprüfung wirbt, aber sich selbst bereits dem Ende ihrer Funktionalität nähert. Und zweitens: ein Buchstabe, dessen dreidimensionale Umsetzung plötzlich dadurch besonders auffällig wird, dass man nicht mehr nur 𝘢𝘶𝘧 ihn, sondern 𝘪𝘯 𝘪𝘩𝘯 𝘩𝘪𝘯𝘦𝘪𝘯 schauen kann. Denn wann bekommt man schon mal einen Blick ins Innenleben eines C? 



Denkt mal drüber nach! 😉 🤓 🔠

23.05.2025

Schon über eine Woche bin ich wieder zurück aus Barcelona und heute möchte ich von dort die ersten beiden typographischen Fundstücke präsentieren, die beide etwas gemein haben – und zwar eine ungewöhnliche Formgebung bei der Ziffer 1. Beim Vorbeigehen an dem Haus, dessen Hausnummer ich auf dem ersten Bild fotografiert habe, musste ich tatsächlich die Nummern der beiden benachbarten Häuser checken, um zu begreifen, dass es sich um die Zahl »11« handeln soll. Eine solch eigenwillige Form bei Einsen hatte ich bewusst bisher noch nie gesehen. Einige hundert Meter weiter begegnete mir dann vor einem Fenster ein schmiedeeisernes Gitter, in dem die 1 der eingearbeitete Jahreszahl »1862« genau dieselbe, an ein Schreibschrift-𝓘 oder -𝓙 erinnernde Gestalt hatte.

(LinkedIn-Kommentator und Schriftgestalter Albert-Jan Pool brachte auch noch die Ähnlichkeit mit einem 𝓼 ins Spiel.)



Vielleicht kann ja eine(r) der hier Mitlesenden etwas dazu beitragen zu der Frage, ob diese Form eine typisch spanische Eigenheit ist oder woher sie sonst stammen könnte. Ich bin gespannt!

19.05.2025

Das heutige typographische Bonbon ist vielleicht eher etwas für die älteren unter den Lesern. Nämlich die, die sich noch daran erinnern, dass zwischen 1970 und 1973 immer freitags um 18.35 Uhr im Vorabendprogramm des ZDF eine Sendereihe unter dem (heute kritischer zu betrachtenden) Titel »Dick & Doof« mit Stan Laurel und Oliver Hardy zu sehen war – und bis zu 16 Mio. Zuschauer pro Woche verzeichnen konnte! 



Das Besondere an der Aufbereitung des Filmmaterials war – neben dem teils abenteuerlichen Zusammenschnitt mehrerer unabhängig entstandener Filme zu einer neuen 25-minütigen »Story« und der schwungvollen Musikuntermalung von  Fred Strittmatter und Quirin Amper jr. – oft die »Ein-Mann-Synchronisation« durch den Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch, der mit großer Stimmenvielfalt und seinen eloquent-verschrobenen Off-Kommentartexten den Sketchen der beiden Komödianten eine ganz neue, sehr deutsche, aber auch höchst amüsante Facette verlieh.



Im Vorspann der Serie (die hier im Haushalt kürzlich auf DVD erstanden wurde) fiel mir gleich der kuriose Titelschriftzug auf, der mit seinen comic-artigen massiven Lettern und den schrägen Formideen (das »k«!) schon fast etwas Logo-artiges hat und dem man die frühen 1970er, wie ich finde, auch formal sehr schön ansieht. 



Mehr Infos zur Serie:


➡️ https://www.wunschliste.de/serie/dick-und-doof#lexikon_inhalt

09.05.2025

Die Woche endet wie gewohnt mit einem typografischen Fundstück der Woche.

Es ist jedoch heute kein eigene Entdeckung, sondern eine Einreichung meines Freundes Robert Plasberg. Er hatte diesen Schriftzug mit seiner interessanten Interpretation des »Ç« in Paris entdeckt und mir gestattet, das Motiv hier zu posten. Ich verorte die Schrift stilistisch – mal wieder – in der Zeit des Art Déco, spontan erinnert sie mich an den Font »ITC Anna«, um 1988–1991 gestaltet von Daniel Pelavin (USA).

Die heute gepostete Einreichung gefällt mir nicht nur grafisch ausgesprochen gut, sondern kommt mir auch aus einem anderen Grund sehr gelegen – denn nach meiner kürzlichen Städtereise nach Trier über Ostern, während der ich viele neue Fundstücke erbeutet habe, folgte nun eine berufliche Reise nach Barcelona. Und obwohl ich nicht viel Zeit hatte mir die Stadt anzuschauen, konnte ich mich in den wenigen Tagen in den verwinkelten Gassen und auf den prachtvollen Boulevards schier bewusstlos fotografieren, was neue typographische Juwelen und Kuriositäten betrifft – und somit wird es eine Weile dauern, bis ich alles gesichtet, sortiert und bearbeitet habe. 

Aber genug Stoff für die nächsten Monate ist auf jeden Fall jetzt schon mal absehbar. 



Bon week-end à tous les garçons et filles, ainsi qu’à tous les autres! 🤓🔠



ITC Anna:
➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/anna-font-itc

05.05.2025

Dem Foto des typographischen Bonbons am Montag möchte ich heute lediglich als Bildunterschrift jenen Gedanken hinzufügen, den ich im Moment des Entdeckens hatte:



»Eine Hausnummer wie aus der Mayonnaisetube«.



02.05.2025

Das typographische Fundstück der Woche stammt diesmal wieder aus der Rubrik »Umsetzungen, die Menschen mit einem Faible für gute Gestaltung nahezu körperliche Schmerzen bereiten«. Entdeckt habe ich es am Hamburger Hauptbahnhof auf dem Emporenweg oberhalb der Bahngleise auf der Bahnhofsseite gegenüber der Wandelhalle. Eigentlich wollte ich nur kurz auf dem großen Display Abfahrtzeit und -gleis des Zuges checken, der mich letztes Wochenende zum Startpunkt meiner sonntäglichen Wandertour bringen sollte. Doch dann fiel mein Blick auf die gestanzte Textzeile im oberen Teil der metallenen Display-Einfassung und ich dachte: »AUA«. Einfach nur »AUA«. Und machte ein Foto.



Wieder zu Hause, begann ich dem typographischen Unfall nachzuspüren. Ich entzerrte die Perspektive meines Bildes, brachte die geschändete Zeile wieder auf ihre Originalproportionen und sah bald, dass die genutzte Schrift offenbar die »Antique Olive Medium« ist (die im Übrigen weder mit der Schrift der derzeitigen Leitsysteme der Bahn noch mit ihrem Corporate Design auf Zügen und in Medienkanälen irgendetwas zu tun hat)¹. Um ganze 250% wurde der Schriftzug auf der DTP-Streckbank in die Breite gequält. Anschließend hat man sie noch – vermutlich in Handarbeit – aus technischen Gründen für die Stanzung in eine »Stencil«-Variante umgebastelt und nun heißt der visuelle Missgriff auf beiden Seiten einer etwa 5–6 Meter breiten Infotafel mit 200 Zoll Diagonale² Reisende aus Hamburg und aller Welt willkommen.



Womöglich wäre »… und tschüss!« der bessere Text gewesen. 🤓 🔠 🫣 



Zur Schrift »Antique Olive«:
Entworfen zwischen 1959 und 1971 für die französische Schriftgießerei Fonderie Olive von dem Plakatgestalter Roger Excoffon (1910–1983):


1 ➡️ https://schriftgestaltung.com/schriftlexikon/schriftportrait/antique-olive.html

Info zu den großen DB-Displays:


2 ➡️ https://www.deutschebahn.com/de/presse/presse-regional/pr-berlin-de/aktuell/presseinformationen/Neue-XXL-Anzeigetafeln-in-Berlin-Hauptbahnhof-installiert-13326670

(Kennt außer mir noch jemand die Kampagne für die »Gelben Seiten« aus den frühen 1990ern? Der Slogan am Ende dieses Werbespots kam mir zu dem obenstehenden Gestaltungsunfall in den Sinn):



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