verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Werbebotschaften (Seite 1 von 2)

300 bis 500 Werbebotschaften pro Tag, so heißt es, prasseln gegenwärtig auf uns ein – als digitale oder gedruckte Anzeigen, Poster oder Plakate, auf Displays, in Videos oder in Prospekten und Broschüren. Und Schrift ist immer dabei.

25.08.2025

Das typographische Montagsbonbon kommt heute wieder aus der Rubrik »Do-It-Yourself-Typographie« und ich erspähte es an einem Regionalbahnhof auf der Fahrt aus Brandenburg nach Hamburg. Toller Farbkontrast und eine dem Wetter folgende, lockende Botschaft. Da fallen die kleinen Kanten und Lücken in den Buchstaben gar nicht mehr so ins Gewicht … 😉 🤓 🔠 ☕ 🧊

16.05.2025

Wie vorgenommen, habe ich alle Bildmotive zeigenswerter typographischer Fundstücke von meinen letzten Städtereisen ausgewählt und vorbereitet und kann sie gemütlich Woche für Woche »abarbeiten«. 🙂 



Den Anfang macht heute ein (auch farblich) sehr schönes altes Fassaden-Reklamemotiv aus Trier. Ich liebe ja auch den aus heutiger Sicht etwas gestelzt klingenden Duktus der alten Formulierungen, und genau deshalb habe ich eben auch bewusst »Reklame« geschrieben statt »Werbung«. 



Die Schrift ist mit Sicherheit keine kommerzielle Type, sondern besteht aus individuell gestalteten Buchstaben. Der schmal laufende Slogan am Kopf des Motivs erinnert mich am ehesten an die »DIN Condensed«, die breiter laufenden Zeilen darunter eher an »Avenir« oder »Futura«. Interessant sind die verschiedenen Formen des G im Claim über dem blauen Logo-Feld und in der Unterzeile unter dem Unternehmensnamen. Zu meinen spontanen Ähnlichkeits-Assoziationen habe ich ein zweites Bild angefügt. 



Das beworbene Unternehmen existiert übrigens nach wie vor und bezeichnet sich selbst als »das größte Damenbekleidungsgeschäft der Saar-Lor-Lux Region.« Es wurde 1894 unter dem im Foto dokumentierten Namen »Hochstetter & Lange« eröffnet und firmiert heute nur noch unter dem Namen »Hochstetter«. Wann das Wandmotiv entstand, konnte ich leider nicht verlässlich ermitteln, ich persönlich würde es anhand der Gestaltung und Formulierung geschätzt etwa zwischen 1950 und 1965 verorten. 🤓 🔠 



07.03.2025

Diese Woche stammt das typographische Fundstück der Woche aus dem Umfeld eines Baumarkts in Berlin-Spandau. Eigentlich wollte ich nur kurz »reinspringen« und ein benötigtes Werkzeug erstehen, doch auf dem Weg von der Bushaltestelle über den Parkplatz zum Haupteingang fielen mir sofort einige in den Außenarealen und an verschlossenen Zugängen angebrachte, handgeschriebene (!) Schilder auf. Zwei davon habe ich dann nach meinem Einkauf auf dem Rückweg fotografiert.



Ich erinnere mich noch gut, dass in meinen Kindertagen in den 1970er-Jahren und bis gut in die 2000er hinein in vielen Geschäften noch mit dickem Marker auf Neonpapier für Sonderangebote und Aktionsware geworben wurde. Durch die würfelzuckergroßen, eckigen Filz-Schreibspitzen der Stifte ergab sich ein charakteristischer, saftig-kalligraphischer Duktus der Buchstaben und Ziffern, aber darüber hinaus ließ mich die Ähnlichkeit der Schriftzüge über Orte und Geschäfte hinweg schon damals vermuten, dass es speziell für diese Art des Schreibens geschulte Mitarbeiter in den Läden geben musste. Und ich frage mich: War bzw. ist das so? Oder wurde in der Belegschaft einfach nach den Mitarbeitenden mit der jeweils lesbarsten individuellen Handschrift gesucht und diese Person dann zum Schilderschreiben »rekrutiert«

Hier in diesem Baumarkt jedenfalls arbeitet offenbar ebenfalls noch jemand aus dieser schreibenden Zunft. Und zumindest mir geht es so, dass ich solche derart zu Papier gebrachten Botschaften anders wahrnehme als es bei einem 08/15-Digitalausdruck mit derselben Botschaft wäre. Ich »spüre«, dass hier vor dem Aushängen ein Mensch gedacht, formuliert, geschrieben und mit Schrift gestaltet hat. Und ich mag dieses Gefühl. 🤓 🔠 🖍️ 📃

Hier kommen noch ein paar historische Impressionen aus deutschen Supermärkten der 1960er bis 1980er … insbesondere die »Blutwurst« im letzten Foto ist wunderschön geschrieben (jetzt hör ich aber auf) 😅

🖼️ ➡️ https://edeka-kohler.de/wp-content/uploads/124812755_3651976848196489_4023700613385896214_n-scaled-e1620898875304-500×500.jpg

🖼️ ➡️https://asc-images.forward-publishing.io/2022/02/24/6168356d-ce19-4415-8c59-eac98b1f71ab.jpeg

➡️ https://www.lwl.org/marsLWL/de/instance/picture/Aus-den-Arbeiten-des-Fotoclubs-Rinkerode.xhtml

🖼️ ➡️ https://hoffmann-konrad.de/wp-content/uploads/edeka-hoffmann-konrad-baerbel-hoffmann-90er-768×480.jpg

🖼️ ➡️ http://www.edekaheumann.de/wp-content/uploads/Alter-Hauptmarkt-EDEKA.jpg

🖼️ ➡️ http://tikoblog.de/wp-content/gallery/cache/3252__650x490_suederraetsel_406a.jpg

➡️ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/F4MTCWJ3CWVNKX2MOG4E7EOIRNZNXGNV

21.02.2025

Das typographische Fundstück der Woche führte mich diesmal leider zu der Erkenntnis, wie weit fortgeschritten die Kontamination valider und korrekt formulierter Informationen durch die sogenannte »K.I.« aktuell bereits ist. 



Ich selbst erkannte zwar gleich, dass die Schriftart auf dieser etwas nostalgisch anmutenden Plastiktüte des Fischhändlers meines Vertrauens hier in meinem Wohnviertel die »Windsor« ist, aber als ich einige ergänzende Informationen zu ihrem Ursprung recherchieren wollte, zuckte ich angesichts einer der Textquellen doch gequält zusammen. 



Veröffentlicht wurde der Text auf der Website des Schriftportals www.myfonts.com, das zum führenden Schriftunternehmen Monotype gehört. In einer Melange aus schlecht automatisierter deutscher Übersetzung, mangelhaft (algorithmisch?) kuratierten Informationen und dem mir schon geläufigen, leicht umnachteten, breiig-beliebigen Formulierungsstil K.I.-generierter Texte heißt es dort:



»Windsor ist ein ungewöhnliches Design, das 1905 von Stephenson Blake entworfen wurde. Windsor ist eine kühne Schrift mit schweren, abgerundeten Serifen und starker diagonaler Betonung. Die Großbuchstaben M und W sind weit gespreizt, P und R haben sehr große obere Schalen. Die Kleinbuchstaben a h m und n der Windsor Font haben abgewinkelte rechte Stiele, e hat einen abgewinkelten Querstrich. Der Gesamteindruck ist freundlich und warmherzig. Verwenden Sie die Windsor Font in der Werbung, auf Plakaten und für allgemeine Displayarbeiten.«



MyFonts

Das ist zum einen falsch bzw. unvollständig, denn lt. Wikipedia und anderen Quellen heißt der Designer Elisha [Eleisha] Pechey – Stephenson Blake ist lediglich die Schriftgießerei, welche die Windsor 1905 (andere Quellen sagen 1903) nach dem Tode Pecheys auf den Markt brachte. Und auch der Rest des Textes (»allgemeine Displayarbeiten«) und der Übersetzung (»Stiele«) macht mich schaudern. Hier kann man sie besichtigen, die Zukunft maschinengenerierten, unverifizierten Contents, präsentiert von einem weltweiten Marktführer. Vielleicht ein Grund mehr, für den Schutz und die Finanzierung der Wikipedia angesichts allzu unkritischer K.I.-Propheten und Tech-Oligarchen einzutreten, z.B. mit einer Spende.



Und jetzt hör’ ich auch schon auf mit Krückstockfuchteln, denn eigentlich will ich ja in dieser Rubrik schöne und amüsante Dinge präsentieren. Der Fisch war übrigens vortrefflich – es war feines Seelachsfilet.



Ein sehr gut recherchierter, gut geschriebener und ausführlicher Beitrag zur Windsor mit vielen alten und neueren Designbeispielen findet sich hier:



➡️ https://fontreviewjournal.com/windsor/

Die Schriftart Windsor bei Wikipedia:
➡️ https://en.wikipedia.org/wiki/Windsor_(typeface)

06.12.2024

Mein Schreibtisch ist derzeit so prall mit herausfordernden und spannenden Designaufgaben befüllt wie ein Nikolausstiefel mit Weihnachtssüßigkeiten. Deshalb muss ich mich beim typographischen Fundstück der Woche ausnahmsweise auf einen Schnappschuss beschränken, zu dem ich nicht ausgiebiger recherchieren muss und der ohne Erläuterungen auskommt. Aber schön ist er trotzdem, finde ich. Ich mag den Hauch von Nostalgie, der so manche Gebäude- und Fahrzeugbeschriftung umweht, die mit den dynamischen, eigens gestalteten Schreibschrift-Schriftzügen versehen sind, wie sie in den 1950er- und 1960er Jahren en vogue waren. Dieses knallblaue Exemplar davon habe ich vor wenigen Tagen in Berlin fotografiert. 🤓 🔠

28.10.2024

Aus der beliebten Serie »Hat da eigentlich vor Veröffentlichung nochmal jemand draufgeschaut?« sehen Sie heute die Folge »Trennungsschmerz ganz ohne Liebeskummer«. 🤨

Alle Abbildungen sind Screenshots von Online-Werbebannern.

  • Bild 1: Parkster
    (Parkgebühren-App)
  • Bild 2: FITTASTE
    (High-Protein-Fertignahrung)
  • Bild 3: BougeRV JuiceGo
    (Tragbare Solar-Powerstation)

09.10.2024 (2)

In der Typographie sind nicht nur Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen von Bedeutung, sondern auch Zwischenräume, zum Beispiel die zwischen Wörtern. Wer das nicht beherzigt, riskiert, dass ich schon mal unerwünschte Bedeutungen einschleichen. Ich zumindest komme bei diesem digitalen Werbemotiv des Arbeiter-Samariter-Bundes am ASBEST nicht vorbei … 🙃

20.06.2024

Hier mal wieder ein schönes Verpackungsdesign, das mir gestern im Supermarkt positiv aufgefallen ist. Eine für meinen Geschmack ziemlich gelungene Mischung aus Typographie und Illustration. Auffällig, aber nicht aufdringlich. »Retro«, aber nicht angestaubt. Trendy, aber nicht prätentiös. Gefällt mir! 👍🙂

10.05.2024

Das Fundstück von heute stammt ebenfalls wieder aus dem direkten Umfeld meines Wohnviertels. Wer noch die Ära der Röhrenfernseher erlebt hat, erinnert sich sicherlich, wie wichtig ein Fernseh-Reparaturdienst damals war, wenn das geliebte und oft genutzte Gerät kurz vor einer sehnsüchtig erwarteten Sport- oder Krimi-Ausstrahlung den Geist aufzugeben drohte. Der Fernsehmechaniker, der nach dem »Notruf« dann schnellstmöglich zum Hausbesuch vorbeikam, war der Superheld der geretteten Abendunterhaltung.



Auch in Berlin sehe ich oft von der südlichen Ringbahnschleife aus am Tempelhofer Feld ein großes Werbemotiv für Jäger, den ehemals größten Fernsehreparaturdienst der Hauptstadt, an einer der Häuserwände neben der Bahntrasse: »Fernsehkummer? Jägernummer!«. Diese Zeiten sind inzwischen vorbei. Die heutigen und günstigeren Geräte haben eine weniger anfällige Technik, aber auch eine insgesamt kürzere Nutzungsdauer. Ist das preiswerte Gerät defekt, wird oft gleich ein neues angeschafft, anstatt es reparieren zu lassen – sofern eine Reparatur der oft fest verklebten Elektronik überhaupt möglich ist.

Das Einsatzfahrzeug im Bild samt seiner Beschriftung stammt wohl ebenfalls noch aus dieser glorreichen Röhrenfernseher-Ära, denn der abgebildete VW Transporter T3 wurde von 1979 bis 1992 produziert. Besonders gefällt mir neben der Farbkombination grün-gelb die dynamische Schreibschriftzeile mit ihrer ungewöhnlichen, oben offenen »e«-Form. Ich habe das Fahrzeug digital ein wenig aufpoliert, um dem früheren Glanz Rechnung zu tragen. 😉 


Das Elektrogeschäft existiert übrigens nach wie vor (Update, 30.08.2025: Es hat Ende August 2024 geschlossen – der Inhaber ist in den Ruhestand gegangen), ein klassischer kleiner Einzelhandelsladen mit reich bestücktem Schaufenster und einem Angebot vom Radio übers Bügeleisen bis zum Gefrierschrank. In Zeiten von Media Markt und Online-Elektronikshops eine kleine Rarität.



VW Transporter T3: 


➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/VW_T3

Gedenkseite für den Fernsehdienst Jäger:


➡️ https://www.jaeger-fernsehdienst.de/

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