verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Unglücksfälle (Seite 1 von 3)

Auf Englisch sagt man »fail«, aber das klingt für mich etwas zu negativ. In dieser Kategorie wird gesammelt, was durch Unvermögen, Nachlässigkeit, Unwissen oder Missgeschick nicht ganz so schön oder fehlerfrei ist, wie es hätte sein können.

07.07.2025

Und wieder ist es Zeit für ein typographisches Montagsbonbon – heute beschäftigt es sich mit dem »Reiz des Unvollständigen«. Geknipst habe ich es Mitte Juni in Stralsund. Zunächst versuchte ich die Zeichenfolge aus der Ferne spanisch/italienisch/arabisch zu entziffern, doch beim Näherkommen lösten sich die Verständnisschwierigkeiten beim Durchschauen der aufgetragenen Übermalung schnell auf … 🤓 🔠 ⁉️😃☝️

02.05.2025

Das typographische Fundstück der Woche stammt diesmal wieder aus der Rubrik »Umsetzungen, die Menschen mit einem Faible für gute Gestaltung nahezu körperliche Schmerzen bereiten«. Entdeckt habe ich es am Hamburger Hauptbahnhof auf dem Emporenweg oberhalb der Bahngleise auf der Bahnhofsseite gegenüber der Wandelhalle. Eigentlich wollte ich nur kurz auf dem großen Display Abfahrtzeit und -gleis des Zuges checken, der mich letztes Wochenende zum Startpunkt meiner sonntäglichen Wandertour bringen sollte. Doch dann fiel mein Blick auf die gestanzte Textzeile im oberen Teil der metallenen Display-Einfassung und ich dachte: »AUA«. Einfach nur »AUA«. Und machte ein Foto.



Wieder zu Hause, begann ich dem typographischen Unfall nachzuspüren. Ich entzerrte die Perspektive meines Bildes, brachte die geschändete Zeile wieder auf ihre Originalproportionen und sah bald, dass die genutzte Schrift offenbar die »Antique Olive Medium« ist (die im Übrigen weder mit der Schrift der derzeitigen Leitsysteme der Bahn noch mit ihrem Corporate Design auf Zügen und in Medienkanälen irgendetwas zu tun hat)¹. Um ganze 250% wurde der Schriftzug auf der DTP-Streckbank in die Breite gequält. Anschließend hat man sie noch – vermutlich in Handarbeit – aus technischen Gründen für die Stanzung in eine »Stencil«-Variante umgebastelt und nun heißt der visuelle Missgriff auf beiden Seiten einer etwa 5–6 Meter breiten Infotafel mit 200 Zoll Diagonale² Reisende aus Hamburg und aller Welt willkommen.



Womöglich wäre »… und tschüss!« der bessere Text gewesen. 🤓 🔠 🫣 



Zur Schrift »Antique Olive«:
Entworfen zwischen 1959 und 1971 für die französische Schriftgießerei Fonderie Olive von dem Plakatgestalter Roger Excoffon (1910–1983):


1 ➡️ https://schriftgestaltung.com/schriftlexikon/schriftportrait/antique-olive.html

Info zu den großen DB-Displays:


2 ➡️ https://www.deutschebahn.com/de/presse/presse-regional/pr-berlin-de/aktuell/presseinformationen/Neue-XXL-Anzeigetafeln-in-Berlin-Hauptbahnhof-installiert-13326670

(Kennt außer mir noch jemand die Kampagne für die »Gelben Seiten« aus den frühen 1990ern? Der Slogan am Ende dieses Werbespots kam mir zu dem obenstehenden Gestaltungsunfall in den Sinn):



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14.03.2025

Am heutigen Datum, an dem dieses typographische Fundstück der Woche online geht, liegt der Sonntag zur Neuwahl der Hamburger Bürgerschaft nun schon wieder fast zwei Wochen zurück. Geknipst habe ich das Foto allerdings bereits zwei Tage nach dem Wahldatum. Einige Wahlplakate waren bereits abgehängt, viele mit Aufklebern und handschriftlichen Kommentaren übersät, manche zerknittert, abgefallen und verschmutzt oder sichtbar verwittert. Aber zwischen all diesen lädierten Exemplaren bemerkte ich dann dieses Detail auf einem ansonsten unversehrten Plakat (die Partei erkennt wohl jeder), für das keine Einwirkung von außen verantwortlich war, sondern allein ein namenloser »Gestalter«. Was soll ich sagen? »Wenn der Markt die Laufweite regelt« war der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam … 🙃 



Bei manchen Social-Media-Portalen gibt es die Möglichkeit für Verfasser, Textbeiträge und Bilder mittels »content warning« für sensible Betrachter vor dem gezielten Anklicken vorsorglich unkenntlich zu machen. LinkedIn bietet diese Option meines Wissens nicht, sonst hätte ich sie vielleicht genutzt … 🫣



Ich hoffe, Ihr verzeiht mir. 🤓 🔠 





( Schriftart: Futura Bold in 100% Magenta auf 100% Gelb bzw. Papierweiß.)

07.02.2025

Und schon wieder ein typographisches Fundstück aus Berlin. Zum ersten Mal sah ich es vor etwa zwei Wochen im Vorbeifahren aus dem Fenster eines Busses, war aber leider nicht schnell genug, um einen Schnappschuss zu machen. Am vergangenen Wochenende nun führte mich mein Weg zufällig direkt an dem Gebäude vorbei und somit konnte ich das nachholen. Das Foto zeigt die Fassade des Standesamtes Friedrichshain-Kreuzberg in der Schlesischen Straße.



Die verwendete Schrift ist keineswegs spektakulär, vermutlich ist es eine geringfügig malträtierte (in der Breite gestauchte) Times, aber dennoch hat diese Beschriftung eine typographische Besonderheit. Wer findet es heraus? Die Auflösung habe ich unter dem Foto versteckt. 🤓 🔠 



Auflösung

Das zweite S steht auf dem Kopf! 🙃

29.11.2024

Diese Woche melde ich mich mit zwei typographischen Fundstücken aus München, wo ich sie während eines Besuches im Nationaltheater entdeckte. Zum einen ein ungewöhnlicher, aber sehr edel und klassisch anmutender Ü-Umlaut auf einem Schild an den Glastüren im Ausgangsbereich, zum anderen ein – vermutlich dem Zahn der Zeit geschuldetes – munteres Grundlinienballett bei einem Wegweiser aus einzelnen Metallbuchstaben an einer Wand im oberen Foyer. Aber da Ballett ja ebenfalls zum Genre des Musiktheaters zählt, passt es eigentlich trotzdem recht gut hierher … 🤭 🤓 🔠

28.10.2024

Aus der beliebten Serie »Hat da eigentlich vor Veröffentlichung nochmal jemand draufgeschaut?« sehen Sie heute die Folge »Trennungsschmerz ganz ohne Liebeskummer«. 🤨

Alle Abbildungen sind Screenshots von Online-Werbebannern.

  • Bild 1: Parkster
    (Parkgebühren-App)
  • Bild 2: FITTASTE
    (High-Protein-Fertignahrung)
  • Bild 3: BougeRV JuiceGo
    (Tragbare Solar-Powerstation)

24.10.2024

»Aroma« – welch sinnliches Wort! Es klingt nach Gewürzen, nach kostbaren Ölen, nach Kräutern und anderen marktfrischen Zutaten. Ich denke an das Bukett eines feinen Weines oder den spritzigen Geschmack eines kühlen Bieres. Mein Gaumen erahnt die milde Säure einer Vinaigrette, die grüne Frische von Salat, die Röstnoten eines angebratenen Steaks. Meine Nase inhaliert den Duft hausgebackenen Brotes, den würzigen Hauch von Knoblauch- und Kräuterbutter, die rustikalen Schwaden, die aus einem Pizza-Steinofen dringen. Der Dampf frisch servierter Pastagerichte durchweht meine Fantasie, ein Reigen aus Basilikum, Tomaten, erdigen Trüffeln, Meeresfrüchten, Parmesan und Pancetta. Ich rieche Cocktailkompositionen, kreiert aus Wodka, Tequila, Gin, Rum, frischen Fruchtsäften, Blue Curaçao, Kahlua oder anderen Likören.



Was ich bei dem Wort »Aroma« nicht sehe, spüre, schmecke, rieche, ist die Schriftart Eurostile Bold Extended, auf 84% Breite gestaucht.



Die Wahl der Schriftart für das eigene Logo ist leider immer noch viel zu oft ein Stiefkind bei Gründern und Unternehmern. Stattdessen dominieren leidenschaftslos ausgewählte Standardfonts aus dem Katalog des Werbetechnikers, der die Ladenbeschriftung anfertigt und installiert oder – noch schlimmer – zu Tode genutzte Schriftarten aus dem Windows-Systemschriften-Repertoire. Eine treffsichere Positionierung, eine prägnante Profilierung gegenüber dem Wettbewerb, das Entfachen von Assoziationen, Neugier, Interesse, Sympathie bei Kunden und Zielgruppen – Fehlanzeige. All das jedoch könnte eine einfühlsam ausgewählte Schrift (mit) leisten.

Wenn man sie nur ließe.

09.10.2024 (2)

In der Typographie sind nicht nur Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen von Bedeutung, sondern auch Zwischenräume, zum Beispiel die zwischen Wörtern. Wer das nicht beherzigt, riskiert, dass ich schon mal unerwünschte Bedeutungen einschleichen. Ich zumindest komme bei diesem digitalen Werbemotiv des Arbeiter-Samariter-Bundes am ASBEST nicht vorbei … 🙃

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