verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Reisefunde (Seite 9 von 13)

Ich reise gerne und oft, innerhalb Deutschlands, aber auch in Europa. Und natürlich ist unterwegs immer die Kamera dabei, sodass auf jeder Tour neue Fundstücke in meiner Sammlung landen.

13.09.2024

Das neueste Motiv dieser Woche stammt diesmal aus Trier, wo ich mich letzte Woche für einige Tage in der Nähe aufhielt. Am Fuß des hohen Sandsteinfelsens am linken Moselufer nahe dem alten Vorort Pallien findet sich an der Felswand eine nahezu unleserliche aufgemalte Hinweistafel.



Der ursprüngliche Text lautet:

Aufgang


Schneidershof


Weißhaus ↗


Kockelsberg



Aber kann man überhaupt noch von Typografie sprechen, wenn verwitterte Buchstaben kaum oder gar nicht mehr zu erkennen sind? Ich meine: ja. Alle Zeichen, deren Zweck es ist oder war, eine Botschaft zu vermitteln, würde ich dazu zählen – ungeachtet ihrer Entzifferbarkeit. Und manchmal entstehen durch Alterung, Verfall oder Beschädigung an einst intakten Buchstaben sogar interessante neue Formen, die wiederum Inspiration für neue Schriften sein können. Drei Beispiele dafür habe ich nachfolgend einmal verlinkt.



»Rock It« (Flecken, Löcher, Risse):


➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/rock-it-font-fenotype

»Elementa Rough« (Unregelmäßgikeiten, Strukturen):


➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/elementa-rough-pro-font-fontfont

»TRGrunge« (Erosion, Korrosion):


➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/trgrunge-font-ingrimayne-type

06.09.2024

Der Urlaub ist vorbei und das heutige typographische Fundstück der Woche habe ich auf der Rückreise aufgegabelt: Eine Etappe der Route wurde mit der Fähre Oslo – Kopenhagen zurückgelegt und schon beim Belegen der Bordunterkunft fielen mir im Korridor die schönen Ziffern an den Kabinentüren auf. Die fette, leicht rechteckig proportionierte Hausschrift »DFDS« der geichnamigen Reederei (»Det Forenede Dampskibs-Selskab A/S« = Die vereinigte Dampfschifffahrtsgesellschaft) gehört seit 2015 zum visuellen Erscheinungsbild des Unternehmens und wurde nach meinen Recherchen von dem in Kopenhagen ansässigen Designbüro »HEAVY™« unter Federführung des Designers Robert Daniel Nagy gestaltet. Mal wieder eine Bestätigung für mich als Liebhaber und Bewunderer skandinavischen (Grafik-)Designs, das auffällig oft beispielhaft Funktionalität, Schönheit und Einfachheit zu vereinen vermag.



Was mich neben der Ästhetik der Schrift am meisten beeindruckt hat, war die konsequente Anwendung des Corporate Designs und dessen Typographie an Bord des gesamten Schiffes. Nahezu alle Beschriftungen auf sämtlichen Decks folgten dem »Look« des Unternehmens – vom riesigen Logo auf dem tiefblauen Schornstein über die Kennzeichnung der Rezeption, der Toiletten, der Wegweiser und Orientierungspläne, der kleinen Preisschilder im Bord-Shop, der Speisekarten und Werbeaufsteller im Restaurant bis hin zu den Einwurfhinweisen auf den Abfalleimern. So konsistent kenne ich das ansonsten nur von Autoherstellern und Fluggesellschaften. Auf diese Weise wird die wortwörtliche »Customer Journey« zu einem intuitiv erfassbaren und lückenlosen Gesamterlebnis, welches nicht nur visuell punktet, sondern für die Passagiere auch Abläufe, Wege und Aktivitäten auf dem Schiff spürbar erleichtert. 



Ahoi! ⚓ ⛴ 😎 🔠



DFDS:
➡️ https://www.dfds.com



HEAVY™:
➡️ https://heavy.tm/case/dfds/

30.08.2024

Und wieder zwei im Urlaub »aufgegabelte« typographische Fundstücke: Eine kühl-nordische dreidimensionale Hausinschrift im Zentrum des gleichnamigen norddänischen Insel-Küstenstädtchens (Nykøbing Mors) und ein mit kreativ verschnörkelten Lettern versehener Wanderwegweiser in der Nähe des schwedischen Sees Kymmen in Värmlands län, der auf die winzige Gehöftsiedlung Honkamack mitten im Wald verweist. 🇩🇰 🇸🇪 🔠 😎

23.08.2024 (2)

Und noch ein spannendes typographisches Fundstück aus Dänemark: Bei einem Ausflug in die Stadt Nykøbing auf der Insel Mors Anfang dieser Woche fielen mir allerorten Plakate und Banner für das vom 22.–24. August stattfindende große Festival der Initiative »Kulturmødet Mors« (»Kulturtreffen/Kulturgipfel Mors«) auf. Die plakative Farbigkeit in leuchtendem Orange, Schwarz und Weiß und vor allem die sperrige, avantgardistische Schrift springen sofort ins Auge und wecken Interesse.



Ich konnte natürlich nicht anders als zu recherchieren, wie dieser Font heißt und wer ihn gestaltet hat – die Schrift nennt sich »Separat« und wurde veröffentlicht von »Or Type« aus Island, genauer vom dahinterstehenden Designer-Duo GUNMAD (Guðmundur Úlfarsson & Mads Freund Brunse).



Mir gefällt’s!



Link zur Schriftquelle:
➡️ https://ortype.is/specimen/separat



Website des Festivals:
➡️ https://kulturmodet.dk/

Instagram:
➡️ https://www.instagram.com/kulturmoedet/

➡️ Facebook:
https://www.facebook.com/kulturmoedet

23.08.2024 (1)

Aus Urlaubsgründen wird die – selbstverständlich trotzdem fortgesetzte – Serie der typographischen Fundstücke vorübergehend aus eher unkommentierten Schnappschüssen bestehen, die mir während meiner Ausflüge durch Skandinavien ins Auge fallen. Heute beginne ich mit zwei schönen historischen Motiven aus dem beschaulichen Städtchen Skive in Midtjylland, Dänemark.

14.08.2024

Kurioses kleines typographisches Fundstück zwischendurch mit einem spiegelverkehrten »Et-Zeichen« – entdeckt in Havelberg (Brandenburg) an der Fassade der »Pension Zur Alten Post«. Leider konnte ich vom Fahrersitz des Autos aus nicht selbst fotografieren, aber bei Wikimedia Commons fand ich ein hochauflösendes Foto unter Creative-Commons-Lizenz, aus dem dieser Ausschnitt stammt. 



Quelle des Originalfotos »Alte Post Havelberg.JPG«:


Urheber: Kvikk | Wikimedia Commons | Lizenziert unter CC BY-SA 4.0


➡️ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Alte_Post_Havelberg.JPG

02.08.2024

Die sechs typographischen Fundstücke dieser Woche stammen aus der Kategorie »Straßenschilder«. Und natürlich sind mal wieder einige Fotos dabei, auf denen ich eigenwillige kleine g-Varianten aus Skandinavien gesammelt habe.



  1. Karlskrona (Schweden)


  2. Ystad (Schweden)


  3. Regensburg, Bayern


  4. Hundested (Dänemark)


  5. Prietzen, Brandenburg


  6. Helsingør (Dänemark)



19.07.2024

Das Motto, unter dem ich die heutigen typographischen Fundstücke versammeln möchte, lautet »Do It Yourself«.

Die zu komplett unterschiedlichen Zeitpunkten und an ganz verschiedenen Orten aufgenommenen Fotos haben nämlich eines gemeinsam: Die abgebildeten Schriftzüge oder Botschaften nutzen keine käuflich lizenzierbare Schriftart, sondern wurden für ihren speziellen Zweck und Einsatzort, entweder von den Gewerbetreibenden selbst oder von handwerklich begabten Helferinnen offenbar »selbstgemacht«.



Ich mutmaße aufgrund der Eigenheiten und z.T. Unregelmäßigkeiten der Buchstabenformen, dass die Gestaltung und Ausführung ohne Konsultation  professioneller Grafikerinnen oder Typograph*innen erfolgte. Trotzdem sind die Resultate kreativ, fantasievoll und einigermaßen gut zu lesen bzw. zu entschlüsseln (wenn man mal von den nachträglichen Verwitterungen und Beschädigungen absieht). Da die Wörter und Beschriftungen keine kritische oder offizielle Funktion wie z.B. Wegelenkung erfüllen und keine längeren Texte damit gesetzt werden, finde ich die handwerklichen Schwächen hier eher verzeihlich.

Ich finde es spannend, zu sehen, was geschieht, wenn abseits professioneller Schriftgestaltung Buchstaben und Beschriftungen entstehen. Auch »anarchische« Typographie kann inspirierend sein! 😉 🔠

  1. Parkplatz in Dresden (2014)


  2. Gaststätte in Meißen (2017)


  3. Blumenladen in Hamburg (2024)


  4. Modegeschäft in Edinburgh, Schottland (2009)


  5. Kathedrale auf Gozo, Republik Malta (2002)


  6. Galerie in Salzburg, Österreich (2009)


  7. Metzgerei in Ennis, Republik Irland (2013)


  8. Erotikboutique in Göttingen (2018)


  9. Bar in Gera (2018)



05.07.2024

Bei einem Blick in mein Archiv typographischer Fundstücke fiel mir diese Woche auf, dass ich zufällig auf meinen aktuellen Reisen nach Regensburg und Stralsund Fotos von Schriftzügen an Gebäuden geknipst habe, die ich vor mehr als einem Jahrzehnt schon einmal abgelichtet hatte – nur in einem jeweils komplett anderen Zustand. In Regensburg wurde der Schriftzug an dem inzwischen geschlossenen Geschäft »SCHUH Bar« kürzlich abmontiert, sodass nur noch der Schatten der Buchstaben übrig blieb. In Stralsund hingegen wurde der damals fast zerstörte Schriftzug an der ebenso baufälligen Fassade der »Milchbar« originalgetreu restauriert und inzwischen genießen in dem Café/Restaurant darunter wieder Einheimische und Touristen ihre Speisen und Getränke.



So fange ich in meiner Sammlung hin und wieder nicht nur einzigartige Zeugnisse der Schriftkultur ein, sondern dokumentiere ab und zu – wenn auch hier unbeabsichtigt – ihr bedauerliches Verschwinden oder ihre erfreuliche Bewahrung. Und das ist ja abseits der Schönheit der Buchstabenformen genauso spannend wie die Schriftzüge selbst … oder?



28.06.2024

Als typographisches Fundstück der Woche präsentiere ich heute mal wieder eine Inschrift auf einem verfallenen alten Bahnhofsgebäude, gefunden im Moselland. Der Bahnhof selbst ist zwar für Regionalzüge als reine Bahnsteigstation mit Wartehäuschen nach wie vor in Betrieb, aber das angrenzende ehemalige Stationsgebäude ist eingezäunt, mit Spanplatten vernagelt und verlassen. Irgendwie ironisch, dass solche Relikte aus einer Zeit, in der das Schienennetz der Bahn bis zu 20.000 Kilometer länger als heute war*, nach außen einen Grad der Vernachlässigung aufweisen, der dem Fahrgefühl des oft unzuverlässigen Bahnbetriebs der Gegenwart hinter seiner modernen Fassade ziemlich gut entspricht … 🤔🙁🛤📉 



* 1955 hatte die Gesamtlänge des Schienennetzes in Gesamt-Deutschland mit insgesamt 53.700 km ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. 2023 waren es nur noch 33.430 km.



Weiterführende Links:



➡️ https://interaktiv.morgenpost.de/bahn-schienennetz-deutschland-1835-bis-heute/

➡️ https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/infrastruktur/schienennetz/

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