verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Kuriositäten (Seite 3 von 8)

Ob absichtlich oder ungewollt, so manches Fundstück hat bisweilen eine skurrile, schräge oder amüsante Anmutung bei der Botschaft oder Gestaltung. In dieser Kategorie sammle ich allerlei solcher Beispiele.

17.04.2025

Zwei hab’ ich noch, dann ist meine Ausbeute an typographischen Fundstücken aus Kopenhagen aufgebraucht. Da trifft es sich gut, dass ich nun über Ostern wieder eine Reise antrete und ich hoffe währenddessen natürlich auf neue Schnappschüsse. 😉 



Während meines letzten Städtetrips stand auch ein Besuch des berühmten Friedhofs »Assistens Kirkegård« im Stadtteil Nørrebro auf dem Programm¹. U.a. prominente Wissenschaftler, Denker und Kulturschaffende haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, etwa der Dichter Hans Christian Andersen, der Philosoph Søren Kierkegaard und der Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr. Deren Grabstätten waren zwar beeindruckend und schön anzusehen, typographisch aber eher unauffällig.



Was meinen Blick jedoch auf sich zog, war ein größeres Familiengrab. Hinter dem schmiedeeisern umzäunten Areal mit den Grabtafeln der Verstorbenen befanden sich, erhöht angebracht, zwei ebenfalls eiserne, rautenförmige Tafeln mit den goldenen Schriftzügen »N:C:HVIIDs̳« und »Familie=Begravelse.« (dän.: Familiengrab), von denen ich die zweite, ihrer Besonderheiten wegen, fotografiert habe. Die erste Inschrift verweist auf den Familiennamen Niels Christian Hviid, der und dessen Angehörige hier begraben sind. Die meisten Verstorbenen tragen ein Todesdatum zwischen 1852 und 1892, nur wenige etwas später bis ca. 1936.



Vier Dinge machten die Tafel im Bild aus meiner Sicht knipswürdig:



  1. Das offenbar absichtliche Fehlen der i-Punkte


  2. Die ungewöhnlich breiten, fast schon unpassenden Initialen


  3. Der Punkt am Ende der Inschrift


  4. Das auf der Grundlinie platzierte = als Trennstrich



Die Inschrift stammt vermutlich aus dem späteren 19. Jahrhundert, ich sehe eine sehr entfernte Ähnlichkeit der Kleinbuchstaben zur Schrift »Bernhard Antique«² (entstanden um 1910). Warum allerdings die o.g. Eigenheiten auf der Tafel auftreten, ist mir bis jetzt unklar. Hat jemand Hinweise oder Vermutungen?
🤔 🤓 🔠 



Website des Friedhofs:
1 ➡️ https://www.kk.dk/brug-byen/byens-groenne-oaser/koebenhavns-kirkegaarde/assistens-kirkegaard

Bernhard Antique:
2 ➡️ https://fontsinuse.com/typefaces/42235/bernhard-antique

11.04.2025

Beim typographischen Fundstück der Woche bleiben wir weiterhin in Kopenhagen und wieder geht es auf eine wilde Reise durch die Vergangenheit. Über der Eingangstür eines Wohnhauses an der Nørrebrogade fiel mir die eigenwillige Hausnummer ins Auge und wurde natürlich sofort fotografiert. Die formfolgende Verzerrung der Ziffern erinnerte mich an irgendwas … ich kam nicht drauf und überlegte lange – und nun kam die Erleuchtung!



Einen ähnlichen »Trend« mit auffälligen Häufungen dieses Stilmittels – dem Anpassen von Zeichenformen an eine vorgegebene Kontur – gab es meines Wissens bislang in zwei Zeiträumen: Der erste lag um 1890–1910 und vollzog sich im Rahmen des Jugendstils. Damals fanden sich ähnliche Umsetzungen bei Logos von Unternehmen, insbesondere in der noch jungen Autoindustrie. Als dreidimensionale Metallembleme prangten sie an den Kühlern vieler Fahrzeugmodelle. Ein paar Beispiele habe ich nachfolgend verlinkt

(Mercedes-)Benz, 1909:
➡️ https://group.mercedes-benz.com/unternehmen/tradition/mercedes-benz/geschichte.html



Opel, um 1910/1920:
🖼️ ➡️ https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Das-Opel-Auge_in-guten-Haenden_LWS2577.jpg

Alfa (Romeo), 1870–1910:
➡️ https://www.media.stellantis.com/em-en/alfa-romeo/media-library/video/2394978/563643?&folderTitle=Alfa%20Romeo%20MILANO

Saab (ehem. VABIS), um 1900:
➡️ https://1000logos.net/saab-logo/

Die zweite Ära, in der eine Häufung solcher verformten Schriftzüge zu beobachten ist, war die Flower-Power-Zeit der späten 1960er-Jahre – nur nutzten die Grafiker für ihre oft als »psychedelisch« bezeichneten Werke eine deutlich grellere Farbpalette. Ein schönes Beispiel ist etwa das nachfolgend verlinkte Poster für The Byrds, aber auch andere berühmte Künstler*innen und Bands wie Led Zeppelin, Janis Joplin, Jefferson Airplane, Jimi Hendrix u.a. nutzten solche Designs für Plattencover oder Poster:



Poster, The Byrds:
➡️ https://nwcartographic.com/products/92066?variant=40429932052541

Albumcover, Donovan:
➡️ https://www.bbc.co.uk/programmes/p06lnjl6

Das Spannende daran ist, dass die Verwandtschaft dieser beiden gut 70 Jahre auseinanderliegenden Stile anscheinend kein Zufall ist, sondern ein plausibel herleitbares und bewusst initiiertes »Revival«, nachvollziehbar erläutert im nachfolgenden Video. Der Designer Wes Wilson wird darin als ein stilprägender Protagonist benannt:

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Ein drittes Anwendungsfeld, über alle Jahrzehnte hinweg, sind – Fußballclubs. Bis heute nutzen viele Vereine weltweit (grafisch mehr oder weniger gelungen) solche typographischen Embleme als Logo.



Faszinierend, dass Typographie einen Bogen spannen kann von einer Jugendstil-Hausnummer über die Kindertage des Automobils und die knallbunten Konzertplakate der Hippie-Ära bis hin zu Fußball, oder? Ich jedenfalls war mal wieder begeistert. 🤓 🔠 ☮️ ✌ 🌸 ⚽

31.03.2025

Als typografisches Montagsbonbon heute etwas zum Schmunzeln, erneut aus der Rubrik »beim Aufruf automatisiert übersetzte Websites«. Bei der Recherche zu einem meiner folgenden Freitagsbeiträge stieß ich auf diese Stilblüte der Übertragung eines typographischen Begriffs vom Englischen ins Deutsche. Wie sagt man auf Englisch »I kid you not!«

(Update, 01.09.2025: Inzwischen wurde der Übersetzungsfehler behoben, er ist somit nicht mehr »live« zu begutachten.)

[Für die Nicht-Typographen unter den Lesern: Der englische Begriff »Small Caps« (= Small Capitals) bezeichnet Schriften, die anstatt der üblich genutzten Kleinbuchstaben kleinere Großbuchstaben nutzen. Korrekt übersetzt müsste der Begriff auf Deutsch »Kapitälchen« lauten. Diese Zeichen sind im Idealfall eigens für den Zeichensatz passend gestaltete Buchstabenvarianten (»echte Kapitälchen«). Es existiert zwar auch die Option, die normalen Großbuchstaben in der Softwareanwendung mittels der Textformatierung kleiner zu skalieren – für professionelle Gestalter aber sind solche »falschen Kapitälchen« ein Graus.]

28.03.2025

Das Betrachten und ggf. Besichtigen von Kirchen gehört für mich, obgleich ich selbst nicht sonderlich religiös bin, natürlich auch dazu, wenn ich eine Städtereise wie meine kürzlich unternommene Fahrt nach Kopenhagen mache. Auf meinen Streifzügen durch die Stadt kam ich an einer Kirche vorbei, über deren Eingangsportal eine eingemeißelte Schriftzeile meine Aufmerksamkeit erregte. Es war die St.-Augustin-Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Kopenhagen, sie wurde in den 1960er Jahren vom Jesuitenpater Adolf Meister (*1931) gegründet. Das Kirchengebäude wurde lt. Wikipedia im Jahr 1914 fertiggestellt, ist also vergleichsweise jüngeren Datums.



Es war nicht ganz einfach, bei den herrschenden Lichtverhältnissen ein Foto zu machen, auf dem die Inschrift 100% klar erkennbar ist. Sie lautet: SUMITE: HOC EST CORPUS MEUM, rechts darunter in kleinerer Schrift dann: MARC XIV·22. Es handelt sich also um ein Bibelzitat aus dem Buch Markus, auf deutsch »Nehmet; das ist mein Leib« – die Einsetzungsworte zum christlichen Abendmahl.



Besonders auffällig fand ich die herzförmigen M, die sich in ähnlicher Form in einigen sog. »Unzialschriften« wiederfinden. So bezeichnet man antike, schon ab dem 2. Jh. anzutreffende, zumeist mit einer breiten Feder handgeschriebene (Buch)schriften, in denen es oft keine gesonderten Groß- und Kleinbuchstaben gibt, die kaum Ober- oder Unterlängen besitzen und auffällig gerundete Detailformen. Schriften mit ähnlicher Anmutung tauchen oft im Kontext der Geschichten J.R.R. Tolkiens auf; gibt man »Hobbit« bei der Schriftsuche ein, landet man auffällig oft auf Seiten mit Schriften, die an Unzialschriften erinnern. Auch mit den alten Kulturen der Kelten, Iren, Schotten und Waliser werden solche Schriften oft assoziiert oder für eine entsprechende Anmutung, z.B. bei Büchern, CDs oder Filmtiteln eingesetzt.



Die Inschrift deutet an einigen Buchstaben deutliche Serifen an, an anderen sind diese nicht oder kaum erkennbar; beim S sieht man oben keine, unten hingegen schon. Und die Formen von S und R wirken auf mich geradezu modern. Eine spannende Kombination. Ich habe die großen Zeichen aus dem Foto einmal von Hand – soweit für mich erkennbar – nachskizziert und bin gespannt, ob von den Schriftexperten hier eine weitere vertiefende oder korrigierende Einordnung erfolgt. 🤓 🔠 



Kirche St. Augustin/Kirchengemeinde:
➡️ https://en.wikipedia.org/wiki/St._Augustine%27s_Church,_Copenhagen
➡️ https://www.gemeinde.dk/gemeinde/



Unzialschriften:


➡️ https://www.typografie.info/3/Schriften/listen.html/unzialschriften-r112/
➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/Unziale

Beispiel einer ähnliche Unziale (»750 Latin Uncial«):


➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/750-latin-uncial-font-glc

24.03.2025

Auch das heutige typographische Montagsbonbon (und noch einige weitere folgende Fundstücke in den nächsten Wochen) habe ich natürlich auf meinen Streifzügen durch Kopenhagen entdeckt: An einer lokalen Schule haben (vermutlich die Schüler*innen selbst) deren Namen (Heibergskolen) mit farbigen Wollfäden ins Gitter des Schulhoftores gewebt. Kreativ und auffällig!

17.03.2025

Es ist Montag und da gibt es wieder ein typographisches Bonbon zwischendurch. Diesmal erspäht auf dem Außengelände der »Zitadelle Spandau«. Ein funktionsfähiges Telefon ist zwar in dieser Kabine nicht mehr installiert, aber um so schöner fand ich es, dass das knallrote Häuschen als historisches Telekommunikationsdenkmal dennoch weiterhin dort stehen darf. 🤓 🔠 ☎️

14.03.2025

Am heutigen Datum, an dem dieses typographische Fundstück der Woche online geht, liegt der Sonntag zur Neuwahl der Hamburger Bürgerschaft nun schon wieder fast zwei Wochen zurück. Geknipst habe ich das Foto allerdings bereits zwei Tage nach dem Wahldatum. Einige Wahlplakate waren bereits abgehängt, viele mit Aufklebern und handschriftlichen Kommentaren übersät, manche zerknittert, abgefallen und verschmutzt oder sichtbar verwittert. Aber zwischen all diesen lädierten Exemplaren bemerkte ich dann dieses Detail auf einem ansonsten unversehrten Plakat (die Partei erkennt wohl jeder), für das keine Einwirkung von außen verantwortlich war, sondern allein ein namenloser »Gestalter«. Was soll ich sagen? »Wenn der Markt die Laufweite regelt« war der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam … 🙃 



Bei manchen Social-Media-Portalen gibt es die Möglichkeit für Verfasser, Textbeiträge und Bilder mittels »content warning« für sensible Betrachter vor dem gezielten Anklicken vorsorglich unkenntlich zu machen. LinkedIn bietet diese Option meines Wissens nicht, sonst hätte ich sie vielleicht genutzt … 🫣



Ich hoffe, Ihr verzeiht mir. 🤓 🔠 





( Schriftart: Futura Bold in 100% Magenta auf 100% Gelb bzw. Papierweiß.)

10.03.2025

Als typographisches Bonbon am Montag gibt’s heute eine Uhr. So kürzlich fotografiert bei schönstem Spätwinterwetter am Wegesrand während einer Besorgungstour in Hamburg-Wandsbek. Ich hatte den kleinen Vorteil, dass ich aufgrund der Schilder und Beschriftungen am Betriebsgelände schon wusste, wie das Unternehmen heißt, bevor ich die Uhr bemerkte. Insofern fiel es mir etwas leichter, den »Startpunkt« zu finden, bei dem ich zu lesen anfangen soll bzw. die zwei Wörter zu identifizieren, die nacheinander gelesen werden sollen.



Doch wenn jemand diese Vorkenntnisse nicht hat, braucht das Entschlüsseln des Zifferblattes und die Blickführung im Sinne des Absenders sicherlich mehr Zeit. Oder was sagt Ihr? 🤓 🔠 👀 🔄

07.03.2025

Diese Woche stammt das typographische Fundstück der Woche aus dem Umfeld eines Baumarkts in Berlin-Spandau. Eigentlich wollte ich nur kurz »reinspringen« und ein benötigtes Werkzeug erstehen, doch auf dem Weg von der Bushaltestelle über den Parkplatz zum Haupteingang fielen mir sofort einige in den Außenarealen und an verschlossenen Zugängen angebrachte, handgeschriebene (!) Schilder auf. Zwei davon habe ich dann nach meinem Einkauf auf dem Rückweg fotografiert.



Ich erinnere mich noch gut, dass in meinen Kindertagen in den 1970er-Jahren und bis gut in die 2000er hinein in vielen Geschäften noch mit dickem Marker auf Neonpapier für Sonderangebote und Aktionsware geworben wurde. Durch die würfelzuckergroßen, eckigen Filz-Schreibspitzen der Stifte ergab sich ein charakteristischer, saftig-kalligraphischer Duktus der Buchstaben und Ziffern, aber darüber hinaus ließ mich die Ähnlichkeit der Schriftzüge über Orte und Geschäfte hinweg schon damals vermuten, dass es speziell für diese Art des Schreibens geschulte Mitarbeiter in den Läden geben musste. Und ich frage mich: War bzw. ist das so? Oder wurde in der Belegschaft einfach nach den Mitarbeitenden mit der jeweils lesbarsten individuellen Handschrift gesucht und diese Person dann zum Schilderschreiben »rekrutiert«

Hier in diesem Baumarkt jedenfalls arbeitet offenbar ebenfalls noch jemand aus dieser schreibenden Zunft. Und zumindest mir geht es so, dass ich solche derart zu Papier gebrachten Botschaften anders wahrnehme als es bei einem 08/15-Digitalausdruck mit derselben Botschaft wäre. Ich »spüre«, dass hier vor dem Aushängen ein Mensch gedacht, formuliert, geschrieben und mit Schrift gestaltet hat. Und ich mag dieses Gefühl. 🤓 🔠 🖍️ 📃

Hier kommen noch ein paar historische Impressionen aus deutschen Supermärkten der 1960er bis 1980er … insbesondere die »Blutwurst« im letzten Foto ist wunderschön geschrieben (jetzt hör ich aber auf) 😅

🖼️ ➡️ https://edeka-kohler.de/wp-content/uploads/124812755_3651976848196489_4023700613385896214_n-scaled-e1620898875304-500×500.jpg

🖼️ ➡️https://asc-images.forward-publishing.io/2022/02/24/6168356d-ce19-4415-8c59-eac98b1f71ab.jpeg

➡️ https://www.lwl.org/marsLWL/de/instance/picture/Aus-den-Arbeiten-des-Fotoclubs-Rinkerode.xhtml

🖼️ ➡️ https://hoffmann-konrad.de/wp-content/uploads/edeka-hoffmann-konrad-baerbel-hoffmann-90er-768×480.jpg

🖼️ ➡️ http://www.edekaheumann.de/wp-content/uploads/Alter-Hauptmarkt-EDEKA.jpg

🖼️ ➡️ http://tikoblog.de/wp-content/gallery/cache/3252__650x490_suederraetsel_406a.jpg

➡️ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/F4MTCWJ3CWVNKX2MOG4E7EOIRNZNXGNV

21.02.2025

Das typographische Fundstück der Woche führte mich diesmal leider zu der Erkenntnis, wie weit fortgeschritten die Kontamination valider und korrekt formulierter Informationen durch die sogenannte »K.I.« aktuell bereits ist. 



Ich selbst erkannte zwar gleich, dass die Schriftart auf dieser etwas nostalgisch anmutenden Plastiktüte des Fischhändlers meines Vertrauens hier in meinem Wohnviertel die »Windsor« ist, aber als ich einige ergänzende Informationen zu ihrem Ursprung recherchieren wollte, zuckte ich angesichts einer der Textquellen doch gequält zusammen. 



Veröffentlicht wurde der Text auf der Website des Schriftportals www.myfonts.com, das zum führenden Schriftunternehmen Monotype gehört. In einer Melange aus schlecht automatisierter deutscher Übersetzung, mangelhaft (algorithmisch?) kuratierten Informationen und dem mir schon geläufigen, leicht umnachteten, breiig-beliebigen Formulierungsstil K.I.-generierter Texte heißt es dort:



»Windsor ist ein ungewöhnliches Design, das 1905 von Stephenson Blake entworfen wurde. Windsor ist eine kühne Schrift mit schweren, abgerundeten Serifen und starker diagonaler Betonung. Die Großbuchstaben M und W sind weit gespreizt, P und R haben sehr große obere Schalen. Die Kleinbuchstaben a h m und n der Windsor Font haben abgewinkelte rechte Stiele, e hat einen abgewinkelten Querstrich. Der Gesamteindruck ist freundlich und warmherzig. Verwenden Sie die Windsor Font in der Werbung, auf Plakaten und für allgemeine Displayarbeiten.«



MyFonts

Das ist zum einen falsch bzw. unvollständig, denn lt. Wikipedia und anderen Quellen heißt der Designer Elisha [Eleisha] Pechey – Stephenson Blake ist lediglich die Schriftgießerei, welche die Windsor 1905 (andere Quellen sagen 1903) nach dem Tode Pecheys auf den Markt brachte. Und auch der Rest des Textes (»allgemeine Displayarbeiten«) und der Übersetzung (»Stiele«) macht mich schaudern. Hier kann man sie besichtigen, die Zukunft maschinengenerierten, unverifizierten Contents, präsentiert von einem weltweiten Marktführer. Vielleicht ein Grund mehr, für den Schutz und die Finanzierung der Wikipedia angesichts allzu unkritischer K.I.-Propheten und Tech-Oligarchen einzutreten, z.B. mit einer Spende.



Und jetzt hör’ ich auch schon auf mit Krückstockfuchteln, denn eigentlich will ich ja in dieser Rubrik schöne und amüsante Dinge präsentieren. Der Fisch war übrigens vortrefflich – es war feines Seelachsfilet.



Ein sehr gut recherchierter, gut geschriebener und ausführlicher Beitrag zur Windsor mit vielen alten und neueren Designbeispielen findet sich hier:



➡️ https://fontreviewjournal.com/windsor/

Die Schriftart Windsor bei Wikipedia:
➡️ https://en.wikipedia.org/wiki/Windsor_(typeface)

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