Und noch ein typographisches Fundstück aus der letzten Woche – entdeckt in Hamburg in der Nähe des Heiligengeistfeldes. In einer »Carolinen-Passage« benannten Seitengasse finden sich einander gegenüber, zwei dieser alten Friese an den dortigen historischen Wohngebäuden aus dem späten 19. Jahrhundert. Interessant ist auch die alte Schreibweise mit C, denn das dahinterliegende Stadtviertel, das »Karolinenviertel« oder »Karoviertel« wird mittlerweile mit K geschrieben.
Im Internet lernte ich, dass eine »Passage« damals einen kleinen (ggf. auch befahrbaren) Weg benannte, der zwei größere Straßen miteinander verbindet. In Hamburg gibt es dafür andernorts auch noch das Wort »Twiete«. Ferner heißt es: »… Solche Durchgänge nannte man früher auch ›Schietbüdelsgang‹.« Wörtlich ins Hochdeutsche übersetzt bedeutet Schietbüd(d)el »Scheißbeutel« – also Windel –, der Begriff wurde aber auch als rustikales Kosewort für kleine Kinder verwendet. Ob Schietbüdelsgang nun aber einen Weg bezeichnet, in dem kleine Kinder spielen, einen, in dem die Müllbehälter der Anwohner standen oder einen engen Durchgang, der einfach nur ein bisschen dunkel und schmuddelig ist, konnte ich nicht ergründen.
Doch zurück zur Typographie. Fotografiert habe ich den Schriftzug eigentlich, weil mich die abgerundeten erhabenen Buchstabenformen des Schrift-Reliefs spontan an Lebensmittelbuchstaben, etwa bei »Russisch Brot« oder Buchstaben-Suppennudeln erinnerten … 🙂
Fazit aber auf jeden Fall: Ich sollte öfter mal wieder in Hamburger Straßenzügen außerhalb meines üblichen Alltagsradius herumstreifen. Spannend, was man da alles entdecken kann … 🤓 🔠