verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Aushängeschilder (Seite 5 von 8)

Ladenbeschriftung, Schaufenster, Fassadenwerbung, Leuchtreklame, Werbetechnik – hier findet sich alles, was Gewerbetreibende rund um Gebäude oder Ort ihres eigenen Betriebs an (potenzielle) Kunden richten.

03.10.2024

Eine meiner Lieblingskategorien bei den typographischen Fundstücken sind  historische Werbemalereien auf Fassaden. Denn sie erzählen mir, leise flüsternd, Geschichten darüber, wie sich Orte, Gebäude, Straßen oder Stadtviertel verändert haben. Die Tür unter dem Motiv lässt keinen Zweifel: Das einst dort ansässige Geschäft »M. Larsenˢ Hørkramhandel« ist längst geschlossen. So etwas macht mich neugierig. Was ist ein »Hørkramhandel«? Das Wort »kram« findet sich auch im deutschen Begriff »Krämerei«, es geht um allerlei Waren rund um einen Dachbegriff. So bekommt man in einem dänischen Geschäft für »Isenkram« – Eisenwaren, also verschiedenste Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge, Schrauben, Beschläge und Scharniere, Haushaltsgeräte, Handwerkerartikel usw.

Unter »Hørkramhandel« (= »Flachshandel« oder »Leinenhandel«) verstand man in Kopenhagen den Handel mit einer Reihe verschiedener Waren wie Petroleum, Bastmatten, Teer, Steingut/Töpferwaren, Salz/Pökelsalz, Hopfen, Flachs, Hanf, Pech, Teer, Eisen, Kupfer, Zinn und Blei, wie sie offenbar vorrangig im Hafen tätige Kunden wie z.B. Schiffsbesitzer, Proviant- und Konservenfabrikanten, Handwerker, Werkstätten, Lagerhäuser oder Brauereien benötigten.



Im Nu geht das Kopfkino an, Bilder aus »Moby Dick« oder den Erzählungen von Charles Dickens klingen an, es riecht nach Meer, Fisch und Kohlefeuer. Und das alles nur wegen einer alten verwitterten Beschriftung …



Wikipedia-Artikel »Kram«:
➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/Kram

23.08.2024 (1)

Aus Urlaubsgründen wird die – selbstverständlich trotzdem fortgesetzte – Serie der typographischen Fundstücke vorübergehend aus eher unkommentierten Schnappschüssen bestehen, die mir während meiner Ausflüge durch Skandinavien ins Auge fallen. Heute beginne ich mit zwei schönen historischen Motiven aus dem beschaulichen Städtchen Skive in Midtjylland, Dänemark.

14.08.2024

Kurioses kleines typographisches Fundstück zwischendurch mit einem spiegelverkehrten »Et-Zeichen« – entdeckt in Havelberg (Brandenburg) an der Fassade der »Pension Zur Alten Post«. Leider konnte ich vom Fahrersitz des Autos aus nicht selbst fotografieren, aber bei Wikimedia Commons fand ich ein hochauflösendes Foto unter Creative-Commons-Lizenz, aus dem dieser Ausschnitt stammt. 



Quelle des Originalfotos »Alte Post Havelberg.JPG«:


Urheber: Kvikk | Wikimedia Commons | Lizenziert unter CC BY-SA 4.0


➡️ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Alte_Post_Havelberg.JPG

19.07.2024

Das Motto, unter dem ich die heutigen typographischen Fundstücke versammeln möchte, lautet »Do It Yourself«.

Die zu komplett unterschiedlichen Zeitpunkten und an ganz verschiedenen Orten aufgenommenen Fotos haben nämlich eines gemeinsam: Die abgebildeten Schriftzüge oder Botschaften nutzen keine käuflich lizenzierbare Schriftart, sondern wurden für ihren speziellen Zweck und Einsatzort, entweder von den Gewerbetreibenden selbst oder von handwerklich begabten Helferinnen offenbar »selbstgemacht«.



Ich mutmaße aufgrund der Eigenheiten und z.T. Unregelmäßigkeiten der Buchstabenformen, dass die Gestaltung und Ausführung ohne Konsultation  professioneller Grafikerinnen oder Typograph*innen erfolgte. Trotzdem sind die Resultate kreativ, fantasievoll und einigermaßen gut zu lesen bzw. zu entschlüsseln (wenn man mal von den nachträglichen Verwitterungen und Beschädigungen absieht). Da die Wörter und Beschriftungen keine kritische oder offizielle Funktion wie z.B. Wegelenkung erfüllen und keine längeren Texte damit gesetzt werden, finde ich die handwerklichen Schwächen hier eher verzeihlich.

Ich finde es spannend, zu sehen, was geschieht, wenn abseits professioneller Schriftgestaltung Buchstaben und Beschriftungen entstehen. Auch »anarchische« Typographie kann inspirierend sein! 😉 🔠

  1. Parkplatz in Dresden (2014)


  2. Gaststätte in Meißen (2017)


  3. Blumenladen in Hamburg (2024)


  4. Modegeschäft in Edinburgh, Schottland (2009)


  5. Kathedrale auf Gozo, Republik Malta (2002)


  6. Galerie in Salzburg, Österreich (2009)


  7. Metzgerei in Ennis, Republik Irland (2013)


  8. Erotikboutique in Göttingen (2018)


  9. Bar in Gera (2018)



05.07.2024

Bei einem Blick in mein Archiv typographischer Fundstücke fiel mir diese Woche auf, dass ich zufällig auf meinen aktuellen Reisen nach Regensburg und Stralsund Fotos von Schriftzügen an Gebäuden geknipst habe, die ich vor mehr als einem Jahrzehnt schon einmal abgelichtet hatte – nur in einem jeweils komplett anderen Zustand. In Regensburg wurde der Schriftzug an dem inzwischen geschlossenen Geschäft »SCHUH Bar« kürzlich abmontiert, sodass nur noch der Schatten der Buchstaben übrig blieb. In Stralsund hingegen wurde der damals fast zerstörte Schriftzug an der ebenso baufälligen Fassade der »Milchbar« originalgetreu restauriert und inzwischen genießen in dem Café/Restaurant darunter wieder Einheimische und Touristen ihre Speisen und Getränke.



So fange ich in meiner Sammlung hin und wieder nicht nur einzigartige Zeugnisse der Schriftkultur ein, sondern dokumentiere ab und zu – wenn auch hier unbeabsichtigt – ihr bedauerliches Verschwinden oder ihre erfreuliche Bewahrung. Und das ist ja abseits der Schönheit der Buchstabenformen genauso spannend wie die Schriftzüge selbst … oder?



24.05.2024

Diese Woche präsentiere ich gleich neun typographische Fundstücke auf einmal und ausnahmsweise auch mal ohne langen erklärenden Text. Es sind beiläufige Schnappschüsse schöner oder interessanter Buchstabensichtungen, die ich während meines Pfingsturlaubs in den Kirchen und Gassen Regensburgs eingefangen habe. Es war mir wieder einmal ein Vergnügen, abseits meiner kulturellen und kulinarischen »Verpflichtungen« in dieser schönen historischen Stadt auf Fotosafari gehen zu können. 🙂 📸 🔠



17.05.2024

Und schon wieder ein typographisches Fundstück der Woche aus meiner Hamburger »Hood«. Ein Sushi-Imbiss hat geschlossen und ein Burger-Imbiss soll demnächst an gleicher Stelle eröffnen. Stylisch und modern soll es wirken, daher wählte der Inhaber (oder sein Grafiker) eine »Techno-Schrift« für das Logo – sehr wahrscheinlich einen der zahllosen kostenlos im Internet auffindbaren und oft von Hobby-Typographen gestalteten Fonts. Die auffallendste Besonderheit dieser Schrift ist, dass sie Teile der Buchstabenformen weglässt, die von Auge und Gehirn intuitiv ergänzt werden sollen. Im Namen, beim B, R und E, funktioniert das recht gut. In der Unterzeile hingegen ist der Schriftgestalter aus meiner Sicht einen Schritt zu weit gegangen, indem er das A bogenförmig verfremdete und zudem dessen Querbalken komplett wegließ. Zumindest ich las hier auf Anhieb »ENT LIKE N BOSS«. Hier erfolgt die formale Vervollständigung im Gehirn offenbar nicht intuitiv und augenblicklich, sondern nachträglich aufgrund der Erkenntnis, dass dieser falsch gelesene, unsinnige Wortlaut so nicht stimmen kann.



Es gibt andere populäre Beispiele, bei denen dieses Weglassen von Formelementen in den Wortmarken praktiziert wird, siehe im Bild MOIA (2) und KONICA MINOLTA (3). Allerdings geschah das hier etwas professioneller, indem z.B. für das vereinfachte A die klassische, oben spitz zulaufende Form gewählt wurde, sodass ein dachförmiges Λ übrig blieb. Da es keinen anderen lateinischen Buchstaben gibt, der dieser Form gleicht, lesen wir trotzdem ein A. Wird aber das Λ zusätzlich oben abgerundet, entsteht eine Form wie ein auf dem Kopf stehendes U, die einem kleinen n viel ähnlicher sieht als einem großen A – und so wird der Buchstabe von den wohl meisten Menschen falsch gelesen.



Auch die Wortmarke des Science-Fiction-Blockbusters DUNE (4) nutzt diese Formspielerei des Weglassens, hier mit einer abgerundeten Buchstabenform für das große E. Allerdings war der Designer hier so schlau, ein Element hinzuzufügen, das den Mittelstrich des E andeutet, sodass niemand fehlgeleitet wird und womöglich DUNC läse statt DUNE. Und auch in diesem Schriftzug findet sich das Zeichen eines kopfstehenden U, das hier jedoch korrekt als N genutzt und gelesen wird.



Die Schrift des Burger-Imbiss’ nutzt im großen O einen zentrierten Punkt als Schmuckelement. Hätte der Schriftdesigner den gleichen Punkt in sein vereinfachtes A eingefügt, würde das Zeichen vermutlich eher als ein A gelesen. In Abb. (5) habe ich das einmal simuliert.

Was kann man daraus lernen? Ich denke, erstens: in der Typographie können oft Kleinigkeiten einen großen Unterschied machen und zweitens: Es lohnt sich eigentlich immer, lieber eine von professionellen Schriftgestaltern entworfene Schrift für das eigene Logo zu lizenzieren. 😉



10.05.2024

Das Fundstück von heute stammt ebenfalls wieder aus dem direkten Umfeld meines Wohnviertels. Wer noch die Ära der Röhrenfernseher erlebt hat, erinnert sich sicherlich, wie wichtig ein Fernseh-Reparaturdienst damals war, wenn das geliebte und oft genutzte Gerät kurz vor einer sehnsüchtig erwarteten Sport- oder Krimi-Ausstrahlung den Geist aufzugeben drohte. Der Fernsehmechaniker, der nach dem »Notruf« dann schnellstmöglich zum Hausbesuch vorbeikam, war der Superheld der geretteten Abendunterhaltung.



Auch in Berlin sehe ich oft von der südlichen Ringbahnschleife aus am Tempelhofer Feld ein großes Werbemotiv für Jäger, den ehemals größten Fernsehreparaturdienst der Hauptstadt, an einer der Häuserwände neben der Bahntrasse: »Fernsehkummer? Jägernummer!«. Diese Zeiten sind inzwischen vorbei. Die heutigen und günstigeren Geräte haben eine weniger anfällige Technik, aber auch eine insgesamt kürzere Nutzungsdauer. Ist das preiswerte Gerät defekt, wird oft gleich ein neues angeschafft, anstatt es reparieren zu lassen – sofern eine Reparatur der oft fest verklebten Elektronik überhaupt möglich ist.

Das Einsatzfahrzeug im Bild samt seiner Beschriftung stammt wohl ebenfalls noch aus dieser glorreichen Röhrenfernseher-Ära, denn der abgebildete VW Transporter T3 wurde von 1979 bis 1992 produziert. Besonders gefällt mir neben der Farbkombination grün-gelb die dynamische Schreibschriftzeile mit ihrer ungewöhnlichen, oben offenen »e«-Form. Ich habe das Fahrzeug digital ein wenig aufpoliert, um dem früheren Glanz Rechnung zu tragen. 😉 


Das Elektrogeschäft existiert übrigens nach wie vor (Update, 30.08.2025: Es hat Ende August 2024 geschlossen – der Inhaber ist in den Ruhestand gegangen), ein klassischer kleiner Einzelhandelsladen mit reich bestücktem Schaufenster und einem Angebot vom Radio übers Bügeleisen bis zum Gefrierschrank. In Zeiten von Media Markt und Online-Elektronikshops eine kleine Rarität.



VW Transporter T3: 


➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/VW_T3

Gedenkseite für den Fernsehdienst Jäger:


➡️ https://www.jaeger-fernsehdienst.de/

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