verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Antiquitäten (Seite 10 von 11)

Von Vintage über historisch bis antik, in Stein gemeißelt, gemalt, als Relief oder traditionell gedruckt – in dieser Kategorie landet alles, was garantiert schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat.

17.11.2023

Das typographische Fundstück der Woche ist diesmal ein Screenshot aus Staffel 04, Folge 17 der Kultserie »Mit Schirm, Charme und Melone« aus dem Jahr 1966. Die Folge heißt »Mrs. Peel, zum ersten, zum zweiten, zum dritten« (»The Girl From Auntie«) und darin spielen neben Mrs. Peel und Mr. Steed diesmal ein Strickclub, ein dubioser Kunstauktionator und eine mörderische alte Dame eine Hauptrolle. 



Was in dieser Serienfolge mein Interesse geweckt hat, sind die Schilder an der Eingangstür sowohl des Strickclubs als auch des Kunsthändlers. Sie sind in einer Schrift gehalten, die aussieht wie eine »klassizistischen Antiqua« (die bekannteste Schriftart aus dieser Gattung heißt »Bodoni«), aber sie besitzt nicht die typischen feinen Endstriche (»Serifen«) – als ob jemand diese für die Beschriftung nachträglich entfernt hätte. Zusammen mit dem ungewöhlichen gerundeten »A« sorgt dies für einen interessanten und avantgardistischen Look und würde auch heute noch modern wirken (sieht man einmal von den seltsam unregelmäßigen Buchstabenabständen am Ende der Beschriftung ab).



Ich konnte bei meiner Recherche keine aktuell erhältliche Schrift finden, die der auf diesen Schildern exakt entspricht. Es gibt zwar eine Schriftart namens »Bodoni Sans« ohne solche Serifen, aber auch die sieht merklich anders aus und wurde zudem erst 2014 vom Schriftdesigner Jason Vandenberg entworfen.



Der Ursprung und der Name der Schriftart werden daher wohl genauso mysteriös bleiben wie die zahlreichen Fälle der beiden berühmten britischen TV-Agenten … 😎

10.11.2023

Das typographische Fundstück der Woche stammt ganz aktuell von gestern und wurde entdeckt in den historischen Räumlichkeiten eines Veranstaltungszentrums in Neubrandenburg, wo unsere Agentur im Kundenauftrag einen Workshop druchführte.

Es war nicht die einzige antike Uhr, die sich in diesem Ambiente befand, aber mit Sicherheit diejenige, deren Ziffern durch ganz besonders individuelle Formen überraschen: So sind z.B. alle vier Vorkommen der 1 unterschiedlich gestaltet, die 4 macht oben Platz für den Bauch der 3, die 5 gönnt sich ein geschwungenes Dach, der Mittelstrich der 7 winkt ausschließlich nach rechts, die 8 lässt deutlich die Überlagerung zweier Kreise erkennen, die 0 in der 10 wartet mit einer gewagten vertikalen Asymmetrie auf und die 11 ist sogar eine »Ligatur« zweier Ziffern.



Zumeist widmeten sich meine Beiträge bisher eher Buchstaben, aber man sieht: auch Ziffern können typographisch begeistern.

27.10.2023

Diesmal ein echt »antikes« Foto aus meiner Sammlung, geknipst in Berlin am 04. Oktober 2008 in der Nähe der U-Bahnstation Spittelmarkt. Die Buchstaben einer Leuchtreklame waren abmontiert und in einem Gewerberaum zwischengelagert worden, den man durch ein großes Schaufenster vom Bürgersteig aus einsehen konnte. Die Datei auf meiner Festplatte trägt den Namen »CIMG3710_Typofriedhof.jpg«.

Ich habe diese Woche mal ein wenig recherchiert, ob ich 2023 noch herausfinden kann, zu welchem werbenden Unternehmen die Lettern damals gehörten, und siehe da – es war das Modegeschäft EBBINGHAUS. Auf Wikipedia findet sich ein Bild des Gebäudes mit dem kompletten Schriftzug vor der Demontage und das A aus dem Schriftzug wurde sogar vor der Entsorgung bewahrt und befindet sich jetzt im Berliner »Buchstabenmuseum«.

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