verknallt in Schrift und Buchstaben

Autor: Thomas (Seite 9 von 21)

24.12.2024 🎄

»Die typographischen Fundstücke dieser Woche – es sind heute gleich 49 – repräsentieren alle dasselbe Schriftzeichen. Es handelt sich um das Sternchen, auch Stern oder Asterisk genannt (von spätlateinisch asteriscus / altgriechisch ἀστερίσκος [asterískos = Sternchen]), ein typografisches Zeichen in Form eines kleinen fünf-, sechs- oder achtstrahligen Sterns. Wir kennen es alle als Indikator für Fußnoten in Texten und als Verweis auf das sog. »Kleingedruckte« in Vertragstexten oder Geschäftsbedingungen. Als »Gendersternchen« führt es zu gesellschaftlichem Aufbrausen, es markiert Pflichtfelder in Formularen, kann als Platzhalter bei Suchanfragen oder zur Entschärfung nicht jugendfreier Wörter genutzt werden (Sh*tstorm). Man kann damit Gefühlsäußerungen wie *kicher* ausdrücken, jemandem ein Küsschen :-* zueignen, Multiplikationen notieren oder ein Geburtsdatum kennzeichnen.



Und ebenso vielfältig wie die Anwendungsmöglichkeiten dieses unscheinbaren Zeichens, ihr Nutzen und dessen Auswirkungen ist der Einfallsreichtum der Schriftdesigner bei seiner Formgebung. Doch allein schon aufgrund der Winzigkeit des Symbols in der täglichen Anwendung werden die Kreativität der Gestalter und ihre Liebe zum Detail beim Design des Asterisk oft übersehen. Grund für mich, mit diesem Weihnachtsposting einmal bewusst das Augenmerk darauf zu richten und allen Lesern und Followern ein schönes Weihnachtsfest zu wünschen.

Schaut gerne öfter genauer hin – es gibt viel Schönes im Kleinen zu entdecken. Nicht nur in der Typographie! 🤓

20.12.2024

Auch das dieswöchige typographische Fundstück hat wieder einige Jahre »auf dem Buckel«. Denn fotografiert habe ich es einerseits bereits im März 2004 während eines Urlaubs im Peak District, Derbyshire, Großbritannien, genauer: im beschaulichen Ort Hartington (der sich übrigens in einer bedeutsamen Region der Herstellung der bekannten englischen Käsesorte Stilton befindet), und andererseits reicht die Entstehungszeit einiger örtlicher Gebäude, z.B. einer Kirche und eines Schlosses, bis ins Mittelalter zurück (11.–13. Jh.). Auch auf dem malerischen Friedhof des Ortes finden sich zahlreiche uralte, teils komplett verwitterte Grabsteine. Das im Bild gezeigte Exemplar ist zwar nicht ganz so betagt, dafür aber typographisch interessant.



Zugegeben: ein solches Grabmal an sich ist zwar nicht gerade ein besonders weihnachtliches Beitragsmotiv (es ist ja auch noch ein paar Tage hin), aber ich finde, wenn man etwas genauer hinschaut, hat die Schönheit der Buchstaben der Inschrift durchaus etwas Feierliches und Festliches. Insbesondere die Zeilen in der ungewöhnlichen Frakturschrift finde ich ausgesprochen schön (das M, das g und das Y!) und könnte mir durchaus vorstellen – sofern diese Schriftart überhaupt jemals abseits solcher Inschriften zur Verwendung für Satz und Druck aufbereitet wurde – mit ihr sogar weihnachtliche Einladungen oder Grußmotive zu gestalten. 🤓 🔠


13.12.2024

Das typographische Fundstück dieser Woche ist schon einige Jahre alt, daher kann ich nicht sagen, ob dieser charmante kleine Farben- und Tapetenladen in Neuenfelde bei Hamburg (südwestlich von Finkenwerder) noch existiert. Aber die wunderbar exzentrischen, schwertförmigen kleinen t hatten es mir damals angetan. 🙂 🤓 🔠

(Update, 01.09.2025: Es gibt einen ausführlichen, nostalgischen Online-Artikel über das Geschäft – es hieß übrigens »Drogerie Quast« –, das inzwischen leider am 29. April 2023 endgültig geschlossen wurde.)

➡️ https://suederelbe24.de/drogerie-quast-nach-beinahe-70-jahren-ist-eine-institution-bald-geschichte

06.12.2024

Mein Schreibtisch ist derzeit so prall mit herausfordernden und spannenden Designaufgaben befüllt wie ein Nikolausstiefel mit Weihnachtssüßigkeiten. Deshalb muss ich mich beim typographischen Fundstück der Woche ausnahmsweise auf einen Schnappschuss beschränken, zu dem ich nicht ausgiebiger recherchieren muss und der ohne Erläuterungen auskommt. Aber schön ist er trotzdem, finde ich. Ich mag den Hauch von Nostalgie, der so manche Gebäude- und Fahrzeugbeschriftung umweht, die mit den dynamischen, eigens gestalteten Schreibschrift-Schriftzügen versehen sind, wie sie in den 1950er- und 1960er Jahren en vogue waren. Dieses knallblaue Exemplar davon habe ich vor wenigen Tagen in Berlin fotografiert. 🤓 🔠

29.11.2024

Diese Woche melde ich mich mit zwei typographischen Fundstücken aus München, wo ich sie während eines Besuches im Nationaltheater entdeckte. Zum einen ein ungewöhnlicher, aber sehr edel und klassisch anmutender Ü-Umlaut auf einem Schild an den Glastüren im Ausgangsbereich, zum anderen ein – vermutlich dem Zahn der Zeit geschuldetes – munteres Grundlinienballett bei einem Wegweiser aus einzelnen Metallbuchstaben an einer Wand im oberen Foyer. Aber da Ballett ja ebenfalls zum Genre des Musiktheaters zählt, passt es eigentlich trotzdem recht gut hierher … 🤭 🤓 🔠

22.11.2024

Geht man derzeit durch die Dörfer und Städte, trifft man allerorten emsige Schausteller, Handwerker und Lieferpersonal beim Aufbauen und Ausstatten der Buden für die diesjährigen Winter- und Weihnachtsmärkte. Etliche davon sind schon seit einer guten Woche geöffnet, andere warten pietätvoll noch das bevorstehende Totensonntagswochenende ab, ehe sie ihr saisonales Geschäft beginnen. Es wird gehämmert, geschraubt, installiert, Girlanden und Lichterketten werden aufgehängt, Leitungen verlegt und Beschilderungen angebracht.



Auch in der Hamburger Spitalerstraße, wo ich vorgestern vorbeikam, herrschte vergleichbares Treiben. An einer der Buden entdeckte ich das typographische Fundstück für diese Woche: Der Betreiber dieser Gebäckbude »dremelte« den Schriftzug für sein zentrales Warenangebot mit einer fünf- bis sechsfachen gefrästen Kontur um die Buchstaben in das Holzschild. Die Umrisse wirken handgeführt und sie umgeben die Schrift nicht nur nach außen, sondern dringen auch in die Innenform der einzelnen Zeichen ein, rauhen die Konturen auf und runden die Ecken ab. Manch empfindsamen Schriftliebhaber mag es schaudern bei dieser Art der Umsetzung, jedoch eines ist festzustellen: der Schrift ihre Identität und Erkennbarkeit nehmen konnte die ungezügelte Fräse nicht – es ist eine »Helvetica Black«. 



Eine gute Schrift kann eben einiges vertragen … 😉 🤓 🔠 



15.11.2024

Ich finde, Korrosion, Verwitterung, Deformation und Lädierung können sehr kreative Gestalter sein. Wenn vormals intakte, sorgsam gestaltete bedruckte Oberflächen oder Werbemedien von rohen Kräften malträtiert werden, entstehen oft spannende, neue Formen, »Designs« und Kompositionen.



Aus meiner Sammlung typographischer Fundstücke habe ich heute zu diesem Thema einige Beispiele herausgesucht. Sie stammen aus Regensburg, Edinburgh, Kopenhagen, dem Havelland und Berlin. Ganz schön kaputt! 🤓 🔠

08.11.2024

Die Welt braucht derzeit aus meiner Sicht mehr Optimismus, Schönheit, Heiterkeit, Genuss, Gelassenheit und Zuversicht denn je. Doch wie kann man sich als Einzelne*r von den fast täglichen Katastrophenmeldungen abschirmen? Soll man den Nachrichtenkonsum reduzieren? Sich komplett zurückziehen? Mir persönlich helfen bei der dringend gebotenen »Psychohygiene« gezielt herbeigeführte Momente und Routinen im Alltag, in denen ich mich bewusst möglichst erfreulichen Sinneseindrücken hingebe.



Dazu gehört z.B. einerseits das hier dokumentierte Aufspüren typographischer Fundstücke, andererseits bin ich aber auch ein Mensch, der leidenschaftlich gerne kocht und isst. Das tut mir gut, das baut mich auf, das sorgt bei mir für Wohlbefinden. Zudem bewege ich mich häufig in  Städten, wo fast überall Tags und Graffiti zu finden sind. Ich frage mich bei diesen Schriftzügen oft (meist sind es ja »Tagnames«, jene Pseudonyme, die sich die Schreiber selbst gegeben haben), wie der oder die Einzelne wohl zu seinem/ihrem ausgewählten Namen kam. Und mit der Zeit fielen mir hin und wieder einzelne Inschriften auf, die Lebensmittel bezeichnen. In Hamburg z.B. sah ich im Vorbeifahren aus einer S-Bahn »FUDGE« (leider zu weit weg zum Knipsen). Aber dann, nachdem ich begann, gezielt zu suchen, entdeckte ich immer häufiger Graffiti mit – gewolltem oder ungewolltem – Foodkontext. Für diese Fundstücke habe ich inzwischen einen eigenen Ordner angelegt und ein paar der Motive möchte ich heute hier teilen. 



FUDGE, wie gesagt, fehlt mir noch in meiner Fotosammlung. Und neulich sah ich aus dem Bus in Hamburg auf einem Stromkasten TRÜFFEL. Da muss ich unbedingt demnächst noch mal für einen Schnappschuss hin … 😉 🤓 🔠

(Update, 01.09.2025: Ich war dort und habe nachgeknipst. Und die Sammlung wächst weiter …)

01.11.2024

Ich bin derzeit mal wieder unterwegs in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die Smartphonekamera immer im Anschlag auf der Suche nach interessanten typographischen Fundstücken.

Entdeckt habe ich zwei schöne Exemplare »historischer« Neonschriftzüge. In Düsseldorf kam ich an dem offenbar alteingesessenen Hotel »Bismarck« vorbei, in dessen Schriftzug mir besonders das ausgeschwungene k am Ende gefiel. Und in Trier begegnete mir der seltene Buchstabe ÿ (»Ypsilon-Trema«) in der Leuchtreklame eines Juweliers. Man könnte meinen, dies sei ein altmodisches, heutzutage kaum mehr gebräuchliches Zeichen (der dänische Astronom Tycho Brahe [1541–1601] etwa nutzte es für den Vornamen in seiner Unterschrift), aber der 2017 gegründete Telekommunikationsanbieter PŸUR nutzte z.B. dessen Extravaganz, um seinem Markennamen einen besonderen Akzent zu verleihen. Wer weiß – vielleicht steht dem ÿ ja ein Comeback bevor … 🤓 🔠

28.10.2024

Aus der beliebten Serie »Hat da eigentlich vor Veröffentlichung nochmal jemand draufgeschaut?« sehen Sie heute die Folge »Trennungsschmerz ganz ohne Liebeskummer«. 🤨

Alle Abbildungen sind Screenshots von Online-Werbebannern.

  • Bild 1: Parkster
    (Parkgebühren-App)
  • Bild 2: FITTASTE
    (High-Protein-Fertignahrung)
  • Bild 3: BougeRV JuiceGo
    (Tragbare Solar-Powerstation)
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