Neulich in einem Schrankfach uralte analoge Fotos von mir wiedergefunden: ein Alphabet aus zufälligen Alltagsmotiven. B, L und U fehlen, ob verschollen oder ausstehend, ist unklar.
Inspiriert dazu hatte mich seinerzeit das Cover des Albums »In Visible Silence« von Art Of Noise.
Bestimmt kennt jeder aus Kindertagen noch das Gedächtnisspiel »Memory« – man musste sich nach dem Aufdecken einer Karte erinnern, wo auf dem Spielfeld man zuvor das passende gleiche Gegenstück aufgedeckt hatte. 🤔❓
Eine Variante davon ist mein typographisches Gedächtnisspiel »Wo nur habe ich dieselbe Schrift schon mal gesehen?«. Es gibt zwar mittlerweile zehntausende verschiedener Schrifttypen, aber einige besonders auffällige oder unverwechselbare bleiben dennoch im Gedächtnis hängen – zumindest bei mir. 🧠 😬
Das kurioseste »Memory-Paar«, das ich bislang entdecken konnte, ist unten im Bild zu sehen: Müslicerealien und Erotikschmonzette. Tatsächlich wurden beide Schriftzüge mit der gleichen Schriftart gesetzt. Sie war in den 70er-Jahren sehr populär und trägt den Namen »Goudy Fancy«. Wer das ganze Alphabet ansehen möchte, kann dies unter dem nachfolgenden Link tun:
Kennen Sie »geschlossene Punzen«? Das ist der typographische Fachbegriff für die umschlossenen, nicht mitdruckenden Innenflächen in manchen Buchstaben oder Zeichen, z.B. a, b, d, e, g, o, p, q.
Im Alltag fallen mir immer wieder an prominenter Stelle Beschriftungen auf, bei denen diese Punzen versehentlich »verrutscht« sind. Der Grund dafür ist sehr wahrscheinlich, dass während der Gestaltung oder Produktion am Computer die vektorisierten Zeichenpfade des Schriftzuges skaliert oder bewegt wurden und dabei der Zeichenpfad eines oder mehrerer dieser Innenräume nicht mit angeklickt wurde. Den meisten flüchtigen Betrachtern fällt das selten auf, aber ich dokumentiere solche Entdeckungen gerne für meine Sammlung typographischer Kuriositäten.
Hier ein Beispiel aus Düsseldorf (Screenshot aus einem Video) und zwei aus Hamburg (selbst geknipst).
»Entschuldigen Sie – Ihre Punzen sind verrutscht.« 😉
Kurzreise nach München. Ich könnte hier schon wieder eine Woche allein nur herumlaufen, um Dutzende typographische Fundstücke aus der Vergangenheit zu fotografieren.