verknallt in Schrift und Buchstaben

Autor: Thomas (Seite 14 von 21)

28.06.2024

Als typographisches Fundstück der Woche präsentiere ich heute mal wieder eine Inschrift auf einem verfallenen alten Bahnhofsgebäude, gefunden im Moselland. Der Bahnhof selbst ist zwar für Regionalzüge als reine Bahnsteigstation mit Wartehäuschen nach wie vor in Betrieb, aber das angrenzende ehemalige Stationsgebäude ist eingezäunt, mit Spanplatten vernagelt und verlassen. Irgendwie ironisch, dass solche Relikte aus einer Zeit, in der das Schienennetz der Bahn bis zu 20.000 Kilometer länger als heute war*, nach außen einen Grad der Vernachlässigung aufweisen, der dem Fahrgefühl des oft unzuverlässigen Bahnbetriebs der Gegenwart hinter seiner modernen Fassade ziemlich gut entspricht … 🤔🙁🛤📉 



* 1955 hatte die Gesamtlänge des Schienennetzes in Gesamt-Deutschland mit insgesamt 53.700 km ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. 2023 waren es nur noch 33.430 km.



Weiterführende Links:



➡️ https://interaktiv.morgenpost.de/bahn-schienennetz-deutschland-1835-bis-heute/

➡️ https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/infrastruktur/schienennetz/

14.06.2024

Das typographische Fundstück der Woche verdient diese Bezeichnung diesmal im wahrsten Sinne des Wortes. Im Zuge der schon länger peu à peu ablaufenden Sichtung des Nachlasses im Wohnhaus der vor einiger Zeit verstorbenen Schwiegereltern tauchten diese Woche die dazu gehörenden Bauzeichnungen von Anfang der 1980er Jahre auf. Es sind definitiv Unterlagen aus der »Prä-Computer-Ära«, alles manuell erstellt, analog vervielfältigt und von Hand beschriftet.

Ich war sofort fasziniert davon, dass der verantwortliche Architekt offenbar nicht nur ein Händchen für die präzise Darstellung von Grundrissen und technischen Details hatte, sondern auch ein Talent für kalligraphisches Schreiben. Zwei Beispiele davon habe ich für meine dieswöchige Galerie einmal (anonymisiert und mit freundlicher Genehmigung aller Beteiligten) abfotografiert. 

Beeindruckend!

07.06.2024

Immer noch auf Reisen, daher auch diese Woche wieder ein unkommentiertes Potpourri mehrerer »typographischer Fundstücke«, diesmal eingefangen in den schönen Küstenstädten Stralsund und Greifswald.

31.05.2024

Etwas versteckt hinter dem modernen Teil des ehemaligen Potsdamer Hauptbahnhofs*, am Treppenzugang über eine Autobrücke, präsentierte sich das heutige »typographische Fundstück der Woche«, am Endpunkt einer Wanderung. Interessant fand ich insbesondere die Zweifarbigkeit – und natürlich die Frage, wohin sich wohl das m abgesetzt hat. 🤓



(* Heute heißt der Bahnhof »Potsdam Pirschheide«. Als »Potsdam Hauptbahnhof« war er zwischen 1960 und 1999 der wichtigste Personenbahnhof der Stadt.)



24.05.2024

Diese Woche präsentiere ich gleich neun typographische Fundstücke auf einmal und ausnahmsweise auch mal ohne langen erklärenden Text. Es sind beiläufige Schnappschüsse schöner oder interessanter Buchstabensichtungen, die ich während meines Pfingsturlaubs in den Kirchen und Gassen Regensburgs eingefangen habe. Es war mir wieder einmal ein Vergnügen, abseits meiner kulturellen und kulinarischen »Verpflichtungen« in dieser schönen historischen Stadt auf Fotosafari gehen zu können. 🙂 📸 🔠



17.05.2024

Und schon wieder ein typographisches Fundstück der Woche aus meiner Hamburger »Hood«. Ein Sushi-Imbiss hat geschlossen und ein Burger-Imbiss soll demnächst an gleicher Stelle eröffnen. Stylisch und modern soll es wirken, daher wählte der Inhaber (oder sein Grafiker) eine »Techno-Schrift« für das Logo – sehr wahrscheinlich einen der zahllosen kostenlos im Internet auffindbaren und oft von Hobby-Typographen gestalteten Fonts. Die auffallendste Besonderheit dieser Schrift ist, dass sie Teile der Buchstabenformen weglässt, die von Auge und Gehirn intuitiv ergänzt werden sollen. Im Namen, beim B, R und E, funktioniert das recht gut. In der Unterzeile hingegen ist der Schriftgestalter aus meiner Sicht einen Schritt zu weit gegangen, indem er das A bogenförmig verfremdete und zudem dessen Querbalken komplett wegließ. Zumindest ich las hier auf Anhieb »ENT LIKE N BOSS«. Hier erfolgt die formale Vervollständigung im Gehirn offenbar nicht intuitiv und augenblicklich, sondern nachträglich aufgrund der Erkenntnis, dass dieser falsch gelesene, unsinnige Wortlaut so nicht stimmen kann.



Es gibt andere populäre Beispiele, bei denen dieses Weglassen von Formelementen in den Wortmarken praktiziert wird, siehe im Bild MOIA (2) und KONICA MINOLTA (3). Allerdings geschah das hier etwas professioneller, indem z.B. für das vereinfachte A die klassische, oben spitz zulaufende Form gewählt wurde, sodass ein dachförmiges Λ übrig blieb. Da es keinen anderen lateinischen Buchstaben gibt, der dieser Form gleicht, lesen wir trotzdem ein A. Wird aber das Λ zusätzlich oben abgerundet, entsteht eine Form wie ein auf dem Kopf stehendes U, die einem kleinen n viel ähnlicher sieht als einem großen A – und so wird der Buchstabe von den wohl meisten Menschen falsch gelesen.



Auch die Wortmarke des Science-Fiction-Blockbusters DUNE (4) nutzt diese Formspielerei des Weglassens, hier mit einer abgerundeten Buchstabenform für das große E. Allerdings war der Designer hier so schlau, ein Element hinzuzufügen, das den Mittelstrich des E andeutet, sodass niemand fehlgeleitet wird und womöglich DUNC läse statt DUNE. Und auch in diesem Schriftzug findet sich das Zeichen eines kopfstehenden U, das hier jedoch korrekt als N genutzt und gelesen wird.



Die Schrift des Burger-Imbiss’ nutzt im großen O einen zentrierten Punkt als Schmuckelement. Hätte der Schriftdesigner den gleichen Punkt in sein vereinfachtes A eingefügt, würde das Zeichen vermutlich eher als ein A gelesen. In Abb. (5) habe ich das einmal simuliert.

Was kann man daraus lernen? Ich denke, erstens: in der Typographie können oft Kleinigkeiten einen großen Unterschied machen und zweitens: Es lohnt sich eigentlich immer, lieber eine von professionellen Schriftgestaltern entworfene Schrift für das eigene Logo zu lizenzieren. 😉



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