verknallt in Schrift und Buchstaben

Monat: Juni 2025

30.06.2025

Das typographische Montagsbonbon widmet sich heute den vielen kleinen Kiosken, Lädchen und Dienstleistern, die sich redlich Mühe geben, möglichst ihr komplettes (!) Waren- oder Dienstleistungsangebot bereits von außen sichtbar anzupreisen. 



Das kann einerseits geschehen, indem so ziemlich von jeder Artikelgruppe ein Exemplar in einem prall gefüllten Schaufenster aufgetürmt wird – sehr gerne z.B. in Haushaltswarengeschäften oder Spielwarenläden. Oder der Besitzer entscheidet sich dafür, eine lange Liste von Schlagwörtern in Form von Ausdrucken oder Folienschriftzügen am Eingang oder auf dem Fenster anzubringen. 



Die skurrilsten, selbst gesichtete Beispiele dafür – für die ich leider keine Belegfotos beifügen kann – waren die Aufzählungen »MODE – FISCH – GETRÄNKE« vor Jahrzehnten an einem Strandkiosk (ich glaube, es war in Rostock Warnemünde) und die sehr breit gefächerte Produktpalette »MUSIKINSTRUMENTE – GEWÜRZE – REIS – TEE« an einem indischen Supermarkt in Hamburg und ebenfalls schon einige Jahre her.



Vergangenen Mittwoch kam ich, ebenfalls in Hamburg (Eppendorf), an einer Änderungsschneiderei vorbei, die wieder eine solche amüsante Liste auf ihrem Fenster angebracht hatte: »DAMEN – HERREN – KINDER – PELZ – LEDER«. Falls also jemand unter den Lesern noch den guten Neujahrsvorsatz vor sich herschiebt, sich oder andere Familienmitglieder ändern zu lassen – hier könnte man es, wie es scheint, in Auftrag geben … 😉 🤓 🔠 



(Die verwendete Schriftart heißt übrigens ITC Souvenir Bold.)

27.06.2025

Es ist Freitag und ich hoffe, alle, die heute mitlesen, sind gesund und munter. Doch falls die Gesundheit mal – vorzugsweise vorübergehend – beeinträchtigt sein sollte, dann führt der Weg meist … zu einer Apotheke. Hierzulande erkennt man diese klar und einheitlich an dem (gefühlt schon seit immer vorhandenen) gotischen roten »Apotheken-A«¹, das weithin sichtbar an Fenster, Tür oder Fassade prangt. In anderen Ländern ist ein leuchtend grünes Kreuz² ein häufiges Zeichen zur Kennzeichnung von Apotheken, auch in Deutschland sieht man es hier und da zusätzlich zum Apotheken-A an den Ladengeschäften. 



Über diese Kennzeichnungen hinaus folgen Apotheken bei Ladengestaltung und Außenauftritt keinem übergeordneten Design. Eine sehr gelungene Ausnahme findet sich in Dänemark, wo der Apothekerverband 2004 von der Agentur Kontrapunkt einen übergreifenden Markennamen (»Apotek«), eine eigene Schriftart und eine Art Corporate Design entwickeln ließ, um der Konkurrenz zum Medikamentenverkauf in Drogerieketten und Supermarktfilialen zu begegnen sowie die Beratungs- und Fachkompetenz der Apotheken auch visuell zu unterstreichen³. Die Nutzung dieser Marken-Assets durch die einzelnen Apotheken ist allerdings seit jeher freiwillig.



Doch der »Wildwuchs« bei der Selbstpräsentation von Apotheken kann auch sehr hübsche Blüten treiben – und so ist das heutige Thema der typographischen Schnappschüsse, die ich aus Barcelona mitgebracht habe, »Apotheken«. 

Die Schrift im ersten Foto könnte die von Jakob Erbar 1930 veröffentlichte »Koloss« bzw. deren »Condensed«-Variante sein⁴.

Bei der Schrift im zweiten Foto gehe ich von einer Eigenkreation aus, die bestenfalls von existierenden Fonts inspiriert wurde. Aber einen gewissen Reiz kann man beiden nicht absprechen. 🤓 🔠

⚕️

Link, Apotheken-A:
1 ➡️ https://www.abda.de/apotheke-in-deutschland/apotheken-a/

Link, weitere Apothekensymbole:
2 ➡️ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Apotheke#Weitere_Apothekensymbole



Link, Markenprojekt »Apotek«:
3 ➡️ https://kontrapunkt.com/work/crafting-an-iconic-danish-high-street-brand

Link, Schriftart »Koloss«:
4 ➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/atkoloss-font-monotype-imaging

23.06.2025

Das typographische Montagsbonbon heute ist ein schönes Beispiel dafür, wie grafische Elemente, die nicht immer bzw. nicht »geplant« auf einer Gestaltungsfläche vorhanden sind, zufällig und zeitweilig das ursprüngliche, menschengemachte Design auf interessante Weise verändern – vielleicht sogar verschönern – können.



Auch dieses Beispiel stammt wieder aus Barcelona. Im strahlenden Schein der Mittagssonne im Mai warfen die Befestigungsstäbe auf diesem Ladenschild ihre strengen diagonalen Schatten über die Fläche mit den auffälligen handgefertigten Holzbuchstaben. Diese interessante Zufälligkeit musste ich dann doch direkt mal fotografisch einfangen – hier arbeitete mal die Sonne als Designerin. 🤓 🔠 ☀️

20.06.2025

Weiter geht’s beim »typographischen Fundstück der Woche« mit der thematisch gebündelten Abarbeitung meiner Schnappschüsse aus Barcelona. Heute steht die Typographie dabei mal nicht allein im Vordergrund (bei einem der gezeigten Beispiele fehlt sie nahezu völlig), sondern es geht auch um (Verpackungs)design. 



Immer, wenn ich reise, sei es in andere Regionen oder Bundesländer innerhalb Deutschlands und erst recht in andere Städte oder Länder, LIEBE ich es, in große Supermärkte zu gehen und – komplett abseits meines täglichen Bedarfs – durch die Regalreihen zu stromern. Ich erkunde, was es für regionale Produkte gibt, deren Vertrieb oder Bekanntheit nicht über die lokale Präsenz hinausgehen oder die von Unternehmen oder Manufakturen aus der Umgebung hergestellt werden. Ich stöbere nach ausgefallenen, kuriosen und ästhetischen Produktverpackungen. Und ich suche natürlich auch nach geeigneten Schriftzügen oder Buchstabenformen für mein Kuriositätenkabinett.



Daher heißt das Motto heute: »Im Supermarkt«. Bei den gezeigten Produkten handelt es sich um Reis (1), ein alkoholfreies Malzgetränk (2), Olivenöle (3), Rotweine (4) und eine extrem reduziert gestaltete Tomatensaftpackung (5). Fantasievoll, nostalgisch, witzig, minimalistisch – auch so kann Verpackungsdesign sein! 🤓 🔠

16.06.2025

Es ist Montag und kein Feiertag – und so gibt es heute wieder ein typographisches Bonbon bzw. eigentlich sogar zwei. Auch diese stammen, wie im Posting vom letzten Freitag, noch einmal aus Regensburg. Denn wo ich gehe und stehe, suche ich nicht nur nach interessanten, kuriosen, schönen oder fragwürdigen Schriftzügen, sondern auch stets nach bemerkenswerten Exemplaren meines Lieblingsbuchstabens, des kleinen »g«.

Davon habe ich in der schönen Stadt an der Donau gleich zwei famose Vorkommen eingefangen: Eins auf einem Straßenschild bzw. Hausnummern-Wegweiser und eins auf einer steinernen Tafel an der Hausfassade des Ehemaligen Evangelischen Frauenstifts »St. Oswald«, das inzwischen als Studentenwohnheim fungiert. So schön! 🤩 🤓 🔠

13.06.2025

Das typographische Fundstück am Freitag habe ich von meinem Pfingsturlaub in Regensburg mitgebracht. In der dortigen Braugaststätte »Weissbräuhaus« finden sich an den Wänden allerlei sowohl schmückende als auch zweckmäßige kalligraphische Schriftzüge, die ich optisch als sehr ansprechend und auch handwerklich als durchaus gekonnt empfand. 



Eine dieser Zeilen fand ich jedoch in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Sie war nicht nur mit der Höhe ihrer Buchstaben von ca. 10–12 cm eine Besonderheit und geht vermutlich – in dieser Größe und auf rustikalem Wandputz – nicht jedem Kalligraphen so leicht von der Hand wie beim Schreiben kleinerer Zeilen auf glattem, eben liegendem Papier, sondern sie war auch noch von oben nach unten gestürzt geschrieben. Bei näherer Betrachtung konnte man sogar noch die zarten Bleistift-Vorzeichnungen und Hilfslinien sehen, die sich der oder die Künstlerin auf der Wand vor der Arbeit angelegt hatte.

Ich gehe also davon aus, dass hier tatsächlich »in situ« diese von oben nach unten zu lesende, schwungvoll von Hand geschriebene Zeile aufgetragen wurde. Davor ziehe ich nicht nur als minderbegabter Von-Hand-Schreiber meinen Hut, denn das muss sogar für eine

 geübten Schreibkünstlerin eine besondere Herausforderung sein … oder? 🤓 🔠 ✍️

06.06.2025

Weiter geht es am heutigen Freitag vor dem langen Pfingstwochenende mit der gebündelten »Abarbeitung« meiner kürzlich in Barcelona erbeuteten typographischen Fundstücke. Die Überschrift diesmal lautet »Schreibschriften«.

Für Ladenbauer und Werbetechniker sind – insbesondere dreidimensionale – Beschriftungen solcher Art in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung, denn die Schreibschriftwörter an der Ladenfassade sollten ja den Eindruck machen, als seien sie flüssig und in einem Zug geschrieben worden. Bei solchen (beleuchteten wie unbeleuchteten) Objekten muss daher entweder das Gesamtgebilde wortweise aus einem Stück gefertigt werden oder es muss sorgfältig so konzipiert und hergestellt werden, dass nach einer Montage aus einzelnen Modulen möglichst kaum oder keine Nahtstellen sichtbar sind. 



Bei gedruckten oder aus Klebefolie erstellten Objekten sind diese Herausforderungen deutlich geringer, da gedruckte oder geplottete Schreibschrift-Objekte, je nach verfügbarer Bahnbreite oder den Bogenmaßen des Trägermediums, oft tatsächlich in einem Stück gefertigt werden können. Im Falle einer modularen Fertigung können Nahtstellen merklich unauffälliger sein und sich bei sorgfältiger Montage sogar inmitten einzelner Buchstaben befinden. Fehltritte bei der Produktion sind hier zwar immer noch ärgerlich, aber weitaus weniger kostspielig, da der Material-und Arbeitsaufwand nur einen Bruchteil dessen ausmacht, was ein voluminöser und ggf. beleuchteter Schriftzug aus Holz, Metall oder Kunststoff kostet.



Die drei Beispiele hier nutzen meiner Einschätzung nach allesamt keine kommerziellen Schriftarten, sondern wurden individuell für die Auftraggeber gestaltet: Ein Objekt (»Baixos 36«) wurde wohl aus Eisen gebogen und verschweißt, eins (»Hispanos«) erweckt aufgrund der leicht unebenen Oberfläche den Eindruck, als sei es aus einem form-/knetbaren Material gefertigt worden und das dritte (»Moliné«) besteht vermutlich aus einer Metalleinfassung mit illuminierter Plexiglas-Front. Hier kann man noch einzelne Module erkennen – zwischen den einzelnen Buchstaben sind die feinen Nahtstellen zu erkennen, an denen sie ineinander übergehen.



Mit diesem Posting wünsche ich allen Lesern meiner Rubrik schöne Pfingsttage. Am Montag wird das »typographische Bonbon« feiertagsbedingt entfallen. Wir lesen uns wieder in einer Woche! 🤓 🔠

02.06.2025

Das typographische Montagsbonbon kommt heute aus Berlin. Auf dem Weg zu einer Wochenendverabredung durchquerte ich die in Charlottenburg gelegene Mommsenstraße und kam an diesem alten, verwitterten Werbeschild vorbei, das natürlich sofort geknipst werden musste.



Die Buchstaben erinnern mich an irgendwas, in meinem Kopf läutet ein leises Assoziationsglöckchen, eine vage Ahnung an einen Schriftzug, vielleicht auf einer Verpackung oder in einer Werbebotschaft aus meiner Kindheit. Irgendwas zwischen Galama, Doppelherz und Schierker Feuerstein, aber so richtig bin ich noch nicht drauf gekommen. Wenn es mir einfällt, werde ich den Beitrag entsprechend ergänzen. 



Eine kommerzielle Schrift, welche solche oder ähnliche markante Verzierungen der Anfangsbuchstaben besitzt, konnte ich ebenfalls noch nicht ausfindig machen. Im zweiten Bild – das bei Mauskontakt/Touch erscheint – habe ich das Schild einmal grob digital restauriert, sodass man erahnen kann, wie es ungefähr zum Zeitpunkt seiner Anbringung ausgesehen haben muss. Bringt überhaupt noch jemand Schuhe zur Reparatur? Im Zeitalter von Fast Fashion und Discountern wie RENO oder Deichmann könnte ich mir gut vorstellen, dass auch dieser Service heutzutage spürbare Auftragseinbußen hinzunehmen hat. Schade eigentlich. Den Geruch aus Leder, Klebstoff, Lösungsmitteln und Plastik, den ich noch aus solchen Werkstätten kenne, habe ich zumindest gleich wieder in der Nase … 🤓 🔠 🥾