verknallt in Schrift und Buchstaben

Monat: Februar 2025

28.02.2025

Das typographische Fundstück der Woche ist heute ein Foto des Neonschriftzuges an der Fassade des Traditionsgeschäftes »Böttger« in der Lüneburger Fußgängerzone. 



Im April 1874 gegründet, besteht der Laden mittlerweile seit immerhin 151 Jahren. Heutiger »Gegenstand des Unternehmens«, so heißt es im Netz, sei der »Handel mit Geschenk- und kunstgewerblichen Artikeln, Lederwaren und Hausrat«. Zur Zeit der Unternehmensgründung war der Hausrat noch außen vor, dafür standen neben Geschenkartikeln und Lederwaren auch sog. »Galanteriewaren« im Fokus des Sortiments, also Modeschmuck und dekorative Modeaccessoires wie Parfümfläschchen, Puderdosen, Handschuhe, Armbänder, Schnallen, Einsteck- und Halstücher, Schals, Haarbänder, Fächer etc.



Ein kleines Relikt. 🤓🔠🪭

Zeitungsartikel zum Geschäft:
➡️ https://www.landeszeitung.de/lokales/lueneburg-lk/lueneburg/mutmacher-wenn-die-kunden-die-belohnung-sind-SRJ2XM6GHP4AS5JYC34KJORGEP.html

Wikipedia zum Begriff »Galanteriewaren«:
➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/Galanteriewaren

24.02.2025

Als typographisches Bonbon reiche ich heute ein schmiedeeisernes K am Hoftor zu einem Privatgrundstück im ländlichen Brandenburg nach. Ob es sich dabei jedoch um eine Initiale handelt, welche eine Kennzeichnung durch die aktuellen Bewohner repräsentiert oder aber ein Überbleibsel der Familienhistorie der früheren Erbauer, ist nicht bekannt. 

🤓 🔠 𝒦

21.02.2025

Das typographische Fundstück der Woche führte mich diesmal leider zu der Erkenntnis, wie weit fortgeschritten die Kontamination valider und korrekt formulierter Informationen durch die sogenannte »K.I.« aktuell bereits ist. 



Ich selbst erkannte zwar gleich, dass die Schriftart auf dieser etwas nostalgisch anmutenden Plastiktüte des Fischhändlers meines Vertrauens hier in meinem Wohnviertel die »Windsor« ist, aber als ich einige ergänzende Informationen zu ihrem Ursprung recherchieren wollte, zuckte ich angesichts einer der Textquellen doch gequält zusammen. 



Veröffentlicht wurde der Text auf der Website des Schriftportals www.myfonts.com, das zum führenden Schriftunternehmen Monotype gehört. In einer Melange aus schlecht automatisierter deutscher Übersetzung, mangelhaft (algorithmisch?) kuratierten Informationen und dem mir schon geläufigen, leicht umnachteten, breiig-beliebigen Formulierungsstil K.I.-generierter Texte heißt es dort:



»Windsor ist ein ungewöhnliches Design, das 1905 von Stephenson Blake entworfen wurde. Windsor ist eine kühne Schrift mit schweren, abgerundeten Serifen und starker diagonaler Betonung. Die Großbuchstaben M und W sind weit gespreizt, P und R haben sehr große obere Schalen. Die Kleinbuchstaben a h m und n der Windsor Font haben abgewinkelte rechte Stiele, e hat einen abgewinkelten Querstrich. Der Gesamteindruck ist freundlich und warmherzig. Verwenden Sie die Windsor Font in der Werbung, auf Plakaten und für allgemeine Displayarbeiten.«



MyFonts

Das ist zum einen falsch bzw. unvollständig, denn lt. Wikipedia und anderen Quellen heißt der Designer Elisha [Eleisha] Pechey – Stephenson Blake ist lediglich die Schriftgießerei, welche die Windsor 1905 (andere Quellen sagen 1903) nach dem Tode Pecheys auf den Markt brachte. Und auch der Rest des Textes (»allgemeine Displayarbeiten«) und der Übersetzung (»Stiele«) macht mich schaudern. Hier kann man sie besichtigen, die Zukunft maschinengenerierten, unverifizierten Contents, präsentiert von einem weltweiten Marktführer. Vielleicht ein Grund mehr, für den Schutz und die Finanzierung der Wikipedia angesichts allzu unkritischer K.I.-Propheten und Tech-Oligarchen einzutreten, z.B. mit einer Spende.



Und jetzt hör’ ich auch schon auf mit Krückstockfuchteln, denn eigentlich will ich ja in dieser Rubrik schöne und amüsante Dinge präsentieren. Der Fisch war übrigens vortrefflich – es war feines Seelachsfilet.



Ein sehr gut recherchierter, gut geschriebener und ausführlicher Beitrag zur Windsor mit vielen alten und neueren Designbeispielen findet sich hier:



➡️ https://fontreviewjournal.com/windsor/

Die Schriftart Windsor bei Wikipedia:
➡️ https://en.wikipedia.org/wiki/Windsor_(typeface)

17.02.2025

Das typografische Bonbon zwischendurch ist heute ein wunderhübscher Schriftzug auf einem alten Buchrücken, insbesondere die beiden Unterzeilen gefallen mir sehr. Ich saß kürzlich beim Arbeiten im Homeoffice direkt davor.
🙂🤓🔠

14.02.2025

Als typographisches Fundstück der Woche gibt es heute wieder etwas aus meinem Wohnort Hamburg, entdeckt in der Weidenallee an einem der dortigen zahlreichen kleinen inhabergeführten Lädchen.



Fotografiert habe ich das schon etwas verwitterte Schild einerseits, weil die Leserichtung vergleichsweise ungewöhnlich ist. Man findet vertikal angeordnete Beschriftungen ansonsten eher auf Schrifttafeln, die rechtwinklig zur Hausfassade angebracht sind, so dass Passanten sie bereits vom Gehweg aus einiger Entfernung lesen können, bevor sie direkt vor dem Gebäude stehen, gerne z.B. bei Hotels/Pensionen oder Gaststätten. In diesem Fall hier waren hingegen wohl die beschränkten Platzverhältnisse der Grund für das schmale Layout.



Der zweite Punkt, der mein Interesse weckte, war die ungewöhnliche Schrift, denn sie entspricht keiner der populären und leicht verfügbaren »eckigen« und breit laufenden Schriften, die mir als erste einfallen würden (Eurostile, Bank Gothic, Handel Gothic), und auch eine kompakte Schriftsuche mit Schlagworten und K.I.-Erkennungstools führte zu keinem Ergebnis. Vielleicht hat ja einer meiner Leser einen Hinweis – womöglich handelt es sich aber auch tatsächlich um einen eigens gezeichneten Schriftzug.



Wie auch immer, das Schild fällt ins Auge. Und das ist im Sinne des Inhabers ja letztlich das Wichtigste. 🙂 🤓 🔠

10.02.2025

Ein Typo-Bonbon für zwischendurch: Im Vorbeifahren sah ich kürzlich auf einem Konzertplakat im Straßenland dieses Logo einer schwedischen Indie-/Alternative-Rockband. Der Bandname ist eine Kombination der beiden Vornamen John und Ossi ihrer beiden Mitglieder John Engelbert und Oskar »Ossi« Bonde.



Gefiel mir auf Anhieb, der Duktus erinnert mich ein bisschen an das Logo der Modekette SØR. Ich mag auch die leichte Irritiation, die zu der Frage verleitet, ob die Aussprache des Bandnamens aufgrund des »dänischen

orwegischen« Ø nun »Jöhnössi« oder »Johnossi« lauten soll. Sehr gelungen finde ich auch das elegant abgefräste J, die feine Verbindung zwischen H und N und das markante Serifengespinst in den beiden S. Ein schönes Logo.



Die Musik hingegen ist nicht so mein Fall – aber auch das ist ja Geschmackssache. 🙃 🤓 🔠 



Website SØR:
➡️ https://soer.de/



Website der Band:
➡️ https://www.johnossi.com/

07.02.2025

Und schon wieder ein typographisches Fundstück aus Berlin. Zum ersten Mal sah ich es vor etwa zwei Wochen im Vorbeifahren aus dem Fenster eines Busses, war aber leider nicht schnell genug, um einen Schnappschuss zu machen. Am vergangenen Wochenende nun führte mich mein Weg zufällig direkt an dem Gebäude vorbei und somit konnte ich das nachholen. Das Foto zeigt die Fassade des Standesamtes Friedrichshain-Kreuzberg in der Schlesischen Straße.



Die verwendete Schrift ist keineswegs spektakulär, vermutlich ist es eine geringfügig malträtierte (in der Breite gestauchte) Times, aber dennoch hat diese Beschriftung eine typographische Besonderheit. Wer findet es heraus? Die Auflösung habe ich unter dem Foto versteckt. 🤓 🔠 



Auflösung

Das zweite S steht auf dem Kopf! 🙃

03.02.2025

Kleines typographisches Bonbon zwischendurch: Die Lieblingsfigur aus der »Sesamstraße«, die ich als Kind hatte, war Graf Zahl. Und die Muppets insgesamt waren sowieso grandios. Deshalb folge ich auf einem meiner privaten Social-Media-Kanäle dem Account »Muppet GIF of the Day«. Das GIF vom vergangenen Freitag zeigte eben jenen Grafen und im Hintergrund eine Zahlenreihe mit einer ziemlich extravaganten 4.

Ich konnte zwar nicht herausfinden, welche Schriftart das ist, aber das minderte mein Entzücken nicht im Mindesten. 🙂 🤓 🔠