Das Typographische Fundstück

verknallt in Schrift und Buchstaben

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22.10.2024 (1)

Mit diesem typographischen Fundstück endet heute meine Serie mit Foto-Postings aus Kopenhagen. Das Motiv ist insofern ungewöhnlich, da die meisten dreidimensionalen Schriftzüge oder Buchstaben, die man im öffentlichen Raum gemeinhin antrifft, eher aus Kunststoff und/oder Metall angefertigt sind und entweder an Mauern bzw. den Fassaden von Gebäuden oder auf deren Dächern angebracht sind. Dieses Gebilde jedoch besteht aus Beton und steht quasi als »Logo-Skulptur« direkt auf dem gepflasterten Platz vor dem Bürogebäude der Firma KAB, Dänemarks größtem Verwalter gemeinnütziger Wohnungen. Ich konnte leider nur das B der dreidimensional umgesetzten KAB-Wortmarke fotografieren, denn vor dem interessanteren K mit seinem waagerechten Steg zwischen Stamm und Schenkeln sowie dem A standen zahlreiche Fahrräder … 😉



Ich hoffe, die Serie hat meinen Lesern und Followern gefallen und ich bin selbst schon gespannt, was ich von künftigen Reisen in nächster Zeit an neuen Motiven mitbringen werde … 🤓 🔠



21.10.2024

Mein Bildervorrat von der Reise nach Kopenhagen geht allmählich zuende und so ist dies heute das vorletzte Fundstück, das ich in (werk)täglichem Rhythmus posten werde, ehe ich bis auf Weiteres wieder zu meinem wöchentlichen Freitagstakt zurückkehre.



Das heutige »Exponat« entdeckte ich im Vorbeigehen an einer eher unscheinbaren Kellerluke im Stadtteil Christianshavn. Der Text enthält einen weiteren typisch dänisch-n

orwegischen Buchstaben (eigentlich eine sog. Ligatur, d.h. eine Verschmelzung zweier Zeichen): das Æ oder æ. Gesprochen wird es ähnlich wie das deutsche Ä.



Der Text auf dem Schild, »Undlad ophangning – Fredningsmyndigheden« – kann übersetzt werden mit »Nicht aushängen – Die Denkmalschutzbehörde«. Genau wie im Deutschen gibt es auch im Dänischen etliche lange und kompliziert anmutende Komposita wie »Fredningsmyndigheden« oder »Arbejdsmiljøovervågningssystemer« (Arbeitsmedizinische Überwachungssysteme), aber im Gegensatz dazu auch sehr minimalistische Substantive, die nur aus einem einzelnen Buchstaben bestehen, wie etwa »Ø« (Insel).



Die Schrift auf dem Schild fiel mir auf, weil sie mich an eins meiner Postings von vor einigen Wochen erinnerte, in dem es um sog. schmalfette Groteskschriften wie z.B. »Haettenschweiler« ging. Dazu würde ich auch dieses Schriftbeispiel mit seinen rechteckigen Proportionen und den verkürzten Ober- und Unterlängen zählen. Es ist nicht einfach, abzuschätzen, in welchem Jahrzehnt dieses Schild ursprünglich entstanden ist, da eine einfühlsame Denkmalschutzbehörde vielleicht auch eine Beschilderung neueren Datums bewusst an die Ästhetik des Gebäudes hätte anpassen können.

18.10.2024

Ein bisschen beneide ich die Dänen (und Norweger) ja um ihr durchgestrichenes Ø. Ein schøner Buchstabe, der gesprochen wie ein Vokal zwischen Ä und Ö klingt (auf der englischen Wikipedia-Seite* kann man sich den Klangunterschied zwischen Ö und Ø anhören). Deshalb halte ich auf meinen Reisen nach Dänemark auch immer Ausschau nach kreativen Umsetzungen für dessen Form in medial reproduzierten Texten oder bei Unikat-Beschriftungen. Ein Beispiel, das mir besonders gut gefiel, war diese ebenso schlichte wie elegante Løsung an einem Salon in Kopenhagen. (Um von dem Schriftzug nicht allzu sehr abzulenken, habe ich einige Risse und Putz-Abplatzer an der Fassade dahinter »repariert«.)

Übrigens: Computernutzer benutzen das Ø gerne als mathematisches Symbol z.B. für »Durchmesser«, das ist aber eigentlich nur ein Notbehelf. Denn im Zeichensatz der mathematischen Sonderzeichen gibt es dafür ein eigens angelegtes Symbol: ⌀. Aber bitte fragt mich als Mac-User nicht, wie man auf einer Windows-Tastatur da, ohne nachzuschlagen, rankommen kann … 😉 



* ➡️ https://en.wikipedia.org/wiki/%C3%98

17.10.2024

Als häufiger Bahn- und ÖPNV-Nutzer geht es mir oft so, dass ich an den vermeintlichen Abfahrpunkten meines aktuellen Verkehrsmittels länger (oder sogar vergeblich) nach deren Kennzeichnung suchen muss. An Fernbahn- oder Regionalbahnhöfen funktioniert das am Bahnsteig selbst meist recht gut, wenngleich die Wege dahin häufig suboptimal ausgeschildert sind. Für Irritation sorgen bei mir gerne regelmäßig seltsame Systematiken oder »Ausreißer« bei den Gleisbezeichnungen wie z.B. in Uelzen (es gibt zwar Gleis 101, 102, 103 und 301, 302, 303, 304, aber keine Gleise 201 ff …?) oder in Koblenz (Zusätzlich zu Gleis 1 bis 9 gibt es dort zwischen den Gleisen 4 und 5 das Gleis 105 und zwischen Gleis 8 und 9 das Gleis 109). Wenn dann noch die Beschilderung versagt, verpassen Fahrgäste schon mal ihren Anschluss …



An ÖPNV-Bahnsteigen jedoch erlebe ich Gleisnummerierungen häufig als »Stiefkind«. Oft schon stand ich suchend an S-Bahn-Steigen, auf dem Smartphone wurde mir angezeigt, meine Bahn führe z.B. auf »Gleis 2«, aber am Bahnsteig selbst war kein prominent platziertes, plakatives Schild mit einer Gleisnummer zu finden. Doch dann – am Ende des Steiges, verdeckt von Taubenbarrieren und Lüftungsrohren, hoch oben unter der Dachkonstruktion, hing dann vielleicht doch mal eines. 



Das heutige typographische Fundstück – natürlich wieder aus Kopenhagen – zeigt, wie es anders geht. An den Bahnsteigen (hier die Station »København Syd«) halten die unbemannten Züge stets in derselben präzisen Position, sodass die Eingangsbereiche am Bahnsteig bereits vor Einfahrt der Züge klar erkennbar sind. Und an jedem Einstiegspunkt ist die Nummer des Gleises mit einer massiven Metallziffer in der Schriftart »Via« der dänischen Bahngesellschaft DSB in die steinernen Bodenplatten des Bahnsteigs eingelassen. Das sieht nicht nur schick aus, sondern ist für Fahrgäste auch sofort ohne Suchen auffindbar.



Ich sage: Bitte nachmachen, Deutschland!

16.10.2024

☕️ Die Dänen trinken gerne Kaffee, im Pro-Kopf-Ranking des jährlichen Kaffeekonsums belegen sie zusammen mit Luxemburg sowie ihren skandinavischen Nachbarn Finnland, Norwegen und Schweden in Europa zuverlässig einen der vorderen Plätze. Entsprechend gibt es auch in Kopenhagen zahllose Cafés und Coffeeshops.



An der Fassade eines dieser Kaffeehäuser blieb mein Blick an dessen Ladenschild hängen – das heutige typographische Fundstück aus meinem Kopenhagen-Fundus. Hier ist nicht nur der Kaffee »hjemmelavet« (hausgemacht), sondern auch die Lettern der Außenbeschriftung wurden in aufwendiger Handarbeit aus kleinen Holzleisten zusammengezimmert. Eigenwillig, originell, hinreichend lesbar und bezüglich des Angebots exakt auf den Punkt gebracht. ☕ 🤓 🔠

15.10.2024

Heute zeige ich aus meiner Kopenhagen-Typo-Schnappschussausbeute mal ohne weitere Erläuterungen ein kleines Potpourri mit vier historischen Motiven von Gebäudefassaden in der Innenstadt. Immer wieder schön, zu sehen, dass solche Inschriften nicht nur z.T. über Jahrhunderte erhalten blieben, sondern (wie die vergoldeten Lettern vermuten lassen) sogar regelmäßig gereinigt oder erneuert werden. 🙂🤓🔠

14.10.2024

Ich hoffe, es wird noch nicht langweilig oder thematisch zu eintönig, aber ein paar typographische Fundstücke aus Kopenhagen habe ich noch in meinem frisch aufgefüllten Vorrat. Eins davon begegnete mir beim Aufstieg über die ca. 400 sowohl innen wie außen verlaufenden Treppenstufen zur Spitze des Turms der ev.-luth. »Vor Frelsers Kirke« (Erlöserkirche). Der 90 m hohe Turm, 1752 fertiggestellt, ist ein nachträglicher Anbau der zuvor schon an dieser Stelle (wieder)errichteten Kirche (1689–1695). Der Andrang schwindelfreier Touristen ist groß, es empfiehlt sich, online ein Eintrittsticket für einen festen Zeitpunkt zu reservieren, spontane Besucher müssen oft über 1 Stunde warten, bis sie an der Reihe sind.



Der Innenteil des Treppenhauses, in dem seinerzeit viel Holz verbaut wurde, wird von mehreren kleinen Zwischengeschossen unterbrochen, von wo aus es dann immer über eine nächste Treppe weiter nach oben geht. Auf einem dieser Zwischengeschosse entdeckte ich an einer alten Metalltür die von Hand aufgebrachte schöne Frakturinschrift »Taarnet – Tobaksrygning forbudt« (Turm – Tabakrauchen verboten). Der gute Zustand der Lettern lässt vermuten, dass der Schriftzug zwischenzeitlich erneuert wurde, zudem sind z.T. unleserliche Fragmente einer früheren Beschriftung erkennbar und die Fläche der Tür wurde offenbar schon öfter neu gestrichen. Die Schreibweise »Taarnet« scheint eine veraltete zu sein, die aktuell gebräuchliche lautet »Tårnet«. 



Auch die sehr spezifische (ggf. auch historisch begründete) Formulierung regt zum Nachdenken an. Wieso steht dort nicht einfach »Rauchen verboten«? Und haben sich Besucher, die etwas anderes als Tabak zu rauchen pflegen, bereits vereinzelt über den Verbotshinweis hinweggesetzt?



Es bleiben Fragen offen … 🤔😉



11.10.2024 (1)

Ich habe in Kopenhagen auch wieder famose Exemplare des »danish g« gefunden und zwar während eines Ausflugs in das alte Stadtviertel Nyboder. Es besteht aus einer Siedlung kleiner, in leuchtendem Ockerorange gestrichener Häuser, die von 1631–41 gebaut wurden, um Wohnungen für die Seeleute der zu jener Zeit stark wachsenden dänischen Flotte zu schaffen. Die Häuser sind bis heute bewohnt.



Die Namen der vielfach nach Pflanzen und Tieren benannten Straßen des Viertels (z.B. Tulpenstraße, Thymianstraße, Kamelstraße, Einhornstraße) sind mit handgemalten Beschriftungen in schwarz auf weiß direkt auf die bunten Fassaden der Häuschen gemalt. Die Schrift wirkt heiter, verspielt und neben einem kessen Zipfel oben auf seiner Rundung trägt das kleine g unten den typisch dänischen, elegant abgeschnittenen Schweif.



Bei der Recherche nach einer ähnlichen kommerziellen Schriftart stieß ich auf ein Alphabet, das zwar nicht dasselbe g enthält, aber ansonsten sehr ähnlich anmutet. Interessanterweise wurde diese Schrift ebenfalls nach historischen Straßenschildern entworfen – die allerdings der deutschen Stadt Backnang in Baden-Württemberg bei Stuttgart entstammen. Die Schrift heißt »Schillerplatz« und stammt vom Schriftdesigner Hellmut G. Bomm.



Und wenn man bei ihr das g nachbearbeitet (Bild 2), ist die Ähnlichkeit nahezu perfekt. Überraschend, angesichts der Tatsache, dass die Entfernung zwischen Backnang und Kopenhagen gut 800 km Luftlinie beträgt. 😯 🔠 🤓



Mehr Infos zur Siedlung Nyboder:
➡️ https://danishdesignreview.com/houses/2023/4/11/nyboder

Font »Schillerplatz«:
➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/schillerplatz-font-urw

11.10.2024 (2)

Ich möchte hiermit gerne die unleserlichste Werbekampagne des Monats prämieren.

  1. Die Wahl der Schriftart
  2. Die Entscheidung für Versalsatz und
  3. Formulierung und Länge der Headlines.

Drei Fails in einem Plakat. 🤨

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