verknallt in Schrift und Buchstaben

Kategorie: Reisefunde (Seite 2 von 12)

Ich reise gerne und oft, innerhalb Deutschlands aber auch in Europa. Und natürlich ist unterwegs immer die Smartphonekamera dabei und so landen auf jeder Tour neue Fundstücke in meiner Sammlung.

01.08.2025

Das heute gepostete typographische Fundstück der Woche – eigentlich sind es zwei – widmet sich heute dem Thema »Verbotsschilder«. Wer kennt sie nicht, die unzähligen – sicher zumeist berechtigten und sinnvollen – Schrifttafeln, etwa auf Privatgrund am Straßenrand (»Parken verboten! Unberechtigt parkende Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt!«), in Grünanlagen (»Rasen betreten verboten!«) oder an Baustellenzäunen (»Betreten der Baustelle verboten! Eltern haften für ihre Kinder!«). Unser Alltag ist voll von Schildern, Plaketten, Zetteln und Aufklebern, die uns Dinge verbieten, entweder, weil es gesetzwidrig ist, weil wir ansonsten unsere oder fremde Gesundheit, Leben oder Sachwerte gefährden oder einfach, weil jemandem dies missfällt. Meistens sind die Schriften auf Verbotshinweisen fett, groß und massiv. Es wird nicht gespart mit Ausrufezeichen oder harschen Formulierungen, bisweilen schreien einen die Hinweise ausschließlich in Großbuchstaben an und neben sattem Schwarz werden auch gern Signalfarben wie Rot oder Gelb hinzugezogen.



Im Abstand mehrerer Monate habe ich jedoch zwei Verbotsschilder fotografiert, die beide etwas anders machen. Das erste begegnete mir kürzlich auf einem Kirchhof in Greifswald und richtet sich vermutlich an Eltern und deren Kinder, die sich von dem berankten Eisengitter, an dem das Schild hängt, zum Klettern animiert fühlen. Ich mochte den freundlichen Tonfall des Schildes ebenso wie das Material und die handgeschriebenen Schriftzüge. Die Botschaft wird deutlich ausgesprochen, aber bietet Anlass zu einem Schmunzeln.



Das zweite Schild knipste ich vergangenen März in Kopenhagen. Dass es um Fahrräder geht, war mir klar, aber ich ließ es mir nachträglich komplett übersetzen und dort steht sinngemäß »Widerrechtlich abgestellte Fahrräder werden entfernt«. Ohne Ausrufezeichen und mit einem hübsch verschnörkelt gestalteten Substantiv am Anfang. Mir sagt diesen Schild, dass die Person, die es anbrachte, prinzipiell gut gelaunt ist, es sei denn, die angesprochenen Radfahrer setzen sich über dieses Verbot hinweg.



Vielleicht habt Ihr ja auch schon mal witzige, schöne oder anderweitig besondere Verbotsschilder gesehen, dann würde ich mich freuen, davon zu erfahren. Mein All-Time-Favorit war einst (leider ohne Foto) eine Messingplakette über der Toilette in einem britischen Ferienhaus. Wo über einem deutschen Klo zu lesen wäre »Keine Abfälle, Binden oder Hartpapier in das WC werfen!« stand dort »Please don’t put anything down this toilet that hasn’t been eaten first«. Very british. 🤓 🔠

28.07.2025

Heute kommt das typographische Montagsbonbon zwar nicht erneut aus dem Keller, aber wir bleiben in der Gegend, in der sich das Haus und der Keller befinden. Bei einigen Ausflügen fielen mir an den Ziegelwänden der älteren Wohn- und Bauernhäuser hier die »Signaturen« der früheren Ziegeleien auf, die alle paar Meter in einzelne Steine eingeprägt sind. Offenbar befanden sich in der Ortschaft Kuhlhausen in Westbrandenburg und in Rathenow ehemals mindestens zwei dieser Betriebe, mit denen dann im Umland die lokalen Gebäude errichtet wurden. 



Besonders markant fand ich im ersten Foto die Formgebung des kleinen g, erinnert doch das aufrecht stehende »Fähnchen« mitten auf dem Kopf des Buchstabens frappant an das gleiche Charakteristikum, das mir in einem älteren Posting zu Straßenschildern in einem historischen Seemannsviertel aufgefallen war. Bemerkenswert sind aber auch die fehlenden Serifen an der Basis des kleinen l, man könnte fast schon meinen, die Firma Siggel hätte damals schon so etwas wie ein eigenständiges »Logo« besessen. Das Herstellungsdatum des Ziegels im ersten Bild liegt etwa zwischen 1885 und 1910 (der Dauer der Geschäftstätigkeit der Ziegelei Siggel), das passt auch zum Baujahr des betreffenden Hauses – 1890.



Natürlich enttäuscht das Internet auch bei diesem Thema nicht und stellt einen interessanten Beitrag zu den sog. »Ziegelstempeln« aus der Region bereit:
➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_Rathenower_Ziegelstempel

Nun bin ich gespannt, ob ich demnächst noch weitere dieser Reliefprägungen hier in der Gegend finden werde … 🤓 🔠 🙂 🧱

11.07.2025

Acht Motive liegen noch in meinem Ordner mit typographischen Fundstücken aus Barcelona. Es wird allerdings nicht einfacher, aus den verbliebenen Bildern sinnvolle Cluster zu bilden, die ich turnusmäßig hier posten kann. Zweien der Fotos jedoch könnte man die Überschrift »Kultur« zuweisen, somit soll dies das Motto des heutigen Beitrags sein.



Das erste Motiv knipste ich am berühmten Altstadtboulevard »La Rambla«, hinter der Jalousie verbirgt sich das Geschäft eines Notenhändlers. Die Paillettenschrift im oberen Teil des Fotos ist sehr wahrscheinlich eine Eigenkreation. Die handgemalten Buchstaben der Schrift darunter erinnern vage an »softe« Serifenschriften aus den 1970er- und 1980er-Jahren, aber einen 100%igen Treffer bei der Identifikation konnte ich nicht landen – vermutlich war auch hier bei der Erstellung einiges an typographischer Fantasie im Spiel.



Das zweite Motiv entdeckte ich an der belebten Straße »Carrer Gran de Gràcia«, hoch über den Köpfen der Passanten: eine alte Inschrift, vermutlich u.a. für eine einst dort ansässige öffentliche Bibliothek (BIBLIOTECA PUBLICA). Sie wirkt, als sei sie einst komplett unter Putz versteckt worden, der dann jedoch im Laufe der Zeit wieder abblätterte. Der zweite noch halbwegs lesbare Begriff oben (PENSIONES DOTES [?]) wird übersetzt mit »Mitgiftrenten«. Eine interessante Kombination – und daher ist es wohl angebracht, anzunehmen, dass diese beiden Services auf getrennten Etagen untergebracht waren … 😉 🤓 🔠

07.07.2025

Und wieder ist es Zeit für ein typographisches Montagsbonbon – heute beschäftigt es sich mit dem »Reiz des Unvollständigen«. Geknipst habe ich es Mitte Juni in Stralsund. Zunächst versuchte ich die Zeichenfolge aus der Ferne spanisch/italienisch/arabisch zu entziffern, doch beim Näherkommen lösten sich die Verständnisschwierigkeiten beim Durchschauen der aufgetragenen Übermalung schnell auf … 🤓 🔠 ⁉️😃☝️

04.07.2025

Wenn die Hitze drückt, brauchen Körper und Geist erstens genug Flüssigkeit und Elektrolyte und zweitens eine reichliche Zufuhr von Nervennahrung wie Obst, Schokolade, Gebäck oder Konfekt, die gut schmeckt, die Endorphinausschüttung anregt und im Idealfall etwas kühlt. Deshalb steht das Bilderbündel, das ich heute als gesammelte typographische Fundstücke der Woche aus meinem »Barcelona-Bestand« poste, unter dem Motto »Leckereien«. Im Angebot sind Süßwaren (1), Confiserie (2), ein feines Brunch (3) und Tapas (4).



Die meisten Schriften in den Bildern sind wieder garantiert handgefertigt, insbesondere bei Bild (3) und basieren höchstens teilweise auf kommerziellen oder historischen Vorlagen, ihre Bestimmung ist daher sehr diffizil. 



Die augenfälligsten Merkmale bei der Schrift auf dem Vorhang der Bonboneria (1) sind der spitze Winkel beim M und der gerade Abstrich des R – eine kommerzielle Schrift mit beiden Merkmalen gleichzeitig konnte ich nirgends finden. Beim oberen Schriftzug auf demselben Bild fallen insbesondere die schlanken Proportionen, der Winkel in den Serifen beim E und der große »Bauch« des R auf, aber auch hier kam ich bei einer Identifikation nicht weit. 



Das Metallrelief bei der Pastisseria (2) zeigt mal wieder eine Schrift mit Urspüngen im Art Déco oder den beiden Jahrzehnten danach. Hier böte sich der Font »ITC Juanita« als Vorlage an: 



➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/juanita-font-itc

Im Foto mit den Tapas (4) fallen die kurzen Unter- und Oberlängen, der gerade Abstrich des y und das abstrichlose u auf, ein als Vorlage hätte z.B. die Schrift »HK Nova Semi Bold« gedient haben können:



➡️ https://www.myfonts.com/de/products/semi-bold-hk-nova-590740

Aber jetzt gibt’s erstmal ein Eis! 🤓 🔠 🍧

27.06.2025

Es ist Freitag und ich hoffe, alle, die heute mitlesen, sind gesund und munter. Doch falls die Gesundheit mal – vorzugsweise vorübergehend – beeinträchtigt sein sollte, dann führt der Weg meist … zu einer Apotheke. Hierzulande erkennt man diese klar und einheitlich an dem (gefühlt schon seit immer vorhandenen) gotischen roten »Apotheken-A«¹, das weithin sichtbar an Fenster, Tür oder Fassade prangt. In anderen Ländern ist ein leuchtend grünes Kreuz² ein häufiges Zeichen zur Kennzeichnung von Apotheken, auch in Deutschland sieht man es hier und da zusätzlich zum Apotheken-A an den Ladengeschäften. 



Über diese Kennzeichnungen hinaus folgen Apotheken bei Ladengestaltung und Außenauftritt keinem übergeordneten Design. Eine sehr gelungene Ausnahme findet sich in Dänemark, wo der Apothekerverband 2004 von der Agentur Kontrapunkt einen übergreifenden Markennamen (»Apotek«), eine eigene Schriftart und eine Art Corporate Design entwickeln ließ, um der Konkurrenz zum Medikamentenverkauf in Drogerieketten und Supermarktfilialen zu begegnen sowie die Beratungs- und Fachkompetenz der Apotheken auch visuell zu unterstreichen³. Die Nutzung dieser Marken-Assets durch die einzelnen Apotheken ist allerdings seit jeher freiwillig.



Doch der »Wildwuchs« bei der Selbstpräsentation von Apotheken kann auch sehr hübsche Blüten treiben – und so ist das heutige Thema der typographischen Schnappschüsse, die ich aus Barcelona mitgebracht habe, »Apotheken«. 

Die Schrift im ersten Foto könnte die von Jakob Erbar 1930 veröffentlichte »Koloss« bzw. deren »Condensed«-Variante sein⁴.

Bei der Schrift im zweiten Foto gehe ich von einer Eigenkreation aus, die bestenfalls von existierenden Fonts inspiriert wurde. Aber einen gewissen Reiz kann man beiden nicht absprechen. 🤓 🔠

⚕️

Link, Apotheken-A:
1 ➡️ https://www.abda.de/apotheke-in-deutschland/apotheken-a/

Link, weitere Apothekensymbole:
2 ➡️ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Apotheke#Weitere_Apothekensymbole



Link, Markenprojekt »Apotek«:
3 ➡️ https://kontrapunkt.com/work/crafting-an-iconic-danish-high-street-brand

Link, Schriftart »Koloss«:
4 ➡️ https://www.myfonts.com/de/collections/atkoloss-font-monotype-imaging

23.06.2025

Das typographische Montagsbonbon heute ist ein schönes Beispiel dafür, wie grafische Elemente, die nicht immer bzw. nicht »geplant« auf einer Gestaltungsfläche vorhanden sind, zufällig und zeitweilig das ursprüngliche, menschengemachte Design auf interessante Weise verändern – vielleicht sogar verschönern – können.



Auch dieses Beispiel stammt wieder aus Barcelona. Im strahlenden Schein der Mittagssonne im Mai warfen die Befestigungsstäbe auf diesem Ladenschild ihre strengen diagonalen Schatten über die Fläche mit den auffälligen handgefertigten Holzbuchstaben. Diese interessante Zufälligkeit musste ich dann doch direkt mal fotografisch einfangen – hier arbeitete mal die Sonne als Designerin. 🤓 🔠 ☀️

20.06.2025

Weiter geht’s beim »typographischen Fundstück der Woche« mit der thematisch gebündelten Abarbeitung meiner Schnappschüsse aus Barcelona. Heute steht die Typographie dabei mal nicht allein im Vordergrund (bei einem der gezeigten Beispiele fehlt sie nahezu völlig), sondern es geht auch um (Verpackungs)design. 



Immer, wenn ich reise, sei es in andere Regionen oder Bundesländer innerhalb Deutschlands und erst recht in andere Städte oder Länder, LIEBE ich es, in große Supermärkte zu gehen und – komplett abseits meines täglichen Bedarfs – durch die Regalreihen zu stromern. Ich erkunde, was es für regionale Produkte gibt, deren Vertrieb oder Bekanntheit nicht über die lokale Präsenz hinausgehen oder die von Unternehmen oder Manufakturen aus der Umgebung hergestellt werden. Ich stöbere nach ausgefallenen, kuriosen und ästhetischen Produktverpackungen. Und ich suche natürlich auch nach geeigneten Schriftzügen oder Buchstabenformen für mein Kuriositätenkabinett.



Daher heißt das Motto heute: »Im Supermarkt«. Bei den gezeigten Produkten handelt es sich um Reis (1), ein alkoholfreies Malzgetränk (2), Olivenöle (3), Rotweine (4) und eine extrem reduziert gestaltete Tomatensaftpackung (5). Fantasievoll, nostalgisch, witzig, minimalistisch – auch so kann Verpackungsdesign sein! 🤓 🔠

16.06.2025

Es ist Montag und kein Feiertag – und so gibt es heute wieder ein typographisches Bonbon bzw. eigentlich sogar zwei. Auch diese stammen, wie im Posting vom letzten Freitag, noch einmal aus Regensburg. Denn wo ich gehe und stehe, suche ich nicht nur nach interessanten, kuriosen, schönen oder fragwürdigen Schriftzügen, sondern auch stets nach bemerkenswerten Exemplaren meines Lieblingsbuchstabens, des kleinen »g«.

Davon habe ich in der schönen Stadt an der Donau gleich zwei famose Vorkommen eingefangen: Eins auf einem Straßenschild bzw. Hausnummern-Wegweiser und eins auf einer steinernen Tafel an der Hausfassade des Ehemaligen Evangelischen Frauenstifts »St. Oswald«, das inzwischen als Studentenwohnheim fungiert. So schön! 🤩 🤓 🔠

13.06.2025

Das typographische Fundstück am Freitag habe ich von meinem Pfingsturlaub in Regensburg mitgebracht. In der dortigen Braugaststätte »Weissbräuhaus« finden sich an den Wänden allerlei sowohl schmückende als auch zweckmäßige kalligraphische Schriftzüge, die ich optisch als sehr ansprechend und auch handwerklich als durchaus gekonnt empfand. 



Eine dieser Zeilen fand ich jedoch in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Sie war nicht nur mit der Höhe ihrer Buchstaben von ca. 10–12 cm eine Besonderheit und geht vermutlich – in dieser Größe und auf rustikalem Wandputz – nicht jedem Kalligraphen so leicht von der Hand wie beim Schreiben kleinerer Zeilen auf glattem, eben liegendem Papier, sondern sie war auch noch von oben nach unten gestürzt geschrieben. Bei näherer Betrachtung konnte man sogar noch die zarten Bleistift-Vorzeichnungen und Hilfslinien sehen, die sich der oder die Künstlerin auf der Wand vor der Arbeit angelegt hatte.

Ich gehe also davon aus, dass hier tatsächlich »in situ« diese von oben nach unten zu lesende, schwungvoll von Hand geschriebene Zeile aufgetragen wurde. Davor ziehe ich nicht nur als minderbegabter Von-Hand-Schreiber meinen Hut, denn das muss sogar für eine

 geübten Schreibkünstlerin eine besondere Herausforderung sein … oder? 🤓 🔠 ✍️

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