Das typographische Montagsbonbon zeigt heute eine Gedenktafel aus der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, angebracht am Geburtshaus des berühmten Künstlers Caspar David Friedrich (1774–1840). Das denkmalgeschützte Haus steht mitten in der Fußgängerzone der Innenstadt und beherbergt seit 2004 das Caspar-David-Friedrich-Zentrum – das als Museum, Dokumentations- und Forschungsstätte zu Leben und Werk des Künstlers sowie der Geschichte seiner Familie dient und der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Bei der Schriftart auf der steinernen Tafel handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Variante der »Koch-Schrift« (auch »Koch-Fraktur« oder »Deutsche Schrift« genannt), die 1910 mit ihren kräftigen, fetten Lettern das Debüt des Schriftgestalters Rudolf Koch war und in der Schriftgießerei Gebr. Klingspor erschien. Warum für ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert und einen in jener Zeit geborenen Künstler der Romantik diese über 100 Jahre später entstandene Schriftart gewählt wurde, kann nur vermutet werden. Vielleicht wollten die Verantwortlichen einerseits zwar eine gebrochene Schrift nutzen, da diese in Deutschland damals weithin gebräuchlich waren, aber andererseits eine Variante, die mit ihren klareren Formen und alternativen Buchstaben (z.B. A vs. 𝔄) für heutige Leser ein bisschen besser entzifferbarer ist.
Rudolf Koch jedenfalls entwarf neben seiner populären Koch-Fraktur auch noch weitere, »modernere« – und bis heute genutzte – Schriften, wie z.B. die geometrische sog. Groteskschrift »Kabel«. 🤓 🔠
Website der Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft und des Museums:
➡️ https://www.caspar-david-friedrich-gesellschaft.de/
Mehr zur Koch-Schrift:
➡️ https://www.typografie.info/3/Schriften/fonts.html/deutsche-schrift-koch-schrift-r341/

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