Auch das typographische Montagsbonbon von heute – wahlweise zum Schmunzeln oder Augenbrauen heben – stammt erneut aus Berlin, diesmal aber nicht aus dem Osten, sondern aus dem Westen der Stadt – aus Spandau. Auf einer Besorgungstour führte mich mein Weg kürzlich vorbei am dortigen Rathaus. An der Fassade des 1910–1913 erbauten Hauses findet sich auf der rechten Seite des Haupteingangsportals eine querformatige Tafel mit acht deutschen und internationalen Stadtwappen sowie der fetten, in Versalien gesetzten Unterzeile »UNSERE PARTNERSTÄDTE«. Das kuriose Detail, das mir daran ins Auge fiel, waren die breiten Ä-Punkte, die von den Urhebern der Beschilderung vermutlich manuell links und rechts neben dem Umlaut platziert wurden. Der Platzbedarf der kräftigen Rechtecke ist jedoch derart groß, dass die benachbarten Buchstaben T und D vom Ä abgerückt werden mussten, so dass in dem Wort zwei – nicht sehr ansehnliche – Lücken entstanden.
Die verwendete Schriftart war relativ leicht zu identifizieren, es handelt sich um die populäre »Helvetica« in einem extra fetten Schriftschnitt (»Heavy«) mit besonders weiter Zeichenbreite (»Extended«). Im Vergleich des Schildes mit dem in der Helvetica nachgesetzten Text (siehe unteres Bild) wurde jedoch auch hier noch an den Buchstaben »herumgebastelt«: So stammen beide S augenscheinlich aus dem Zeichensatz des nächst fetteren Schriftschnittes »Black« und die oberen und unteren Querbalken im E wurden etwas verlängert.
Warum diese Eingriffe geschahen, darüber kann man nur rätseln. Dass aber kein typographisch versierter Designer an der Erstellung des Schildes beteiligt war, so weit lege ich mich fest. 🧐 🤓 🔠



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