Das heutige typographische Fundstück der Woche entstammt mal wieder einem Film. In der Titelsequenz der schwarzen Krimikomödie »Die Schlemmerorgie« (»Who Is Killing the Great Chefs of Europe?«) aus dem Jahr 1978 werden die Zuschauer*innen von Anfang an optisch auf das Umfeld eingestimmt, in dem die Handlung spielt – die Welt der Gourmettempel und Sternerestaurants, der Spitzenköche und der Gastronomiekritiker. Auffallend in dem Vorspann (siehe Screenshot) ist auch die Wahl der luxuriös wirkenden, eigenwillig ornamentierten Schrift, welche die Epoche des Jugendstils assoziiert. Sie lässt an Pferdekutschen denken, an Grand Hotels und den legendären Orient-Express – und tatsächlich ist sie nicht erst nachträglich entstanden, um den Stil dieser Zeit zu zitieren, sondern sie ist, wie ich herausfinden konnte, ein authentisches Relikt.



Der ursprüngliche Name der Schrift, gestaltet vom Schriftgestalter John F. Cumming für die Dickinson Type Foundry, lautete wohl »Typothetae«¹, zunächst enthielt sie ausschließlich Großbuchstaben, aber wenig später wurde sie unter dem Namen »Skjald«² um Kleinbuchstaben erweitert. Die Angaben zum Entstehungsjahr schwanken in verschiedenen Quellen zwischen 1884 und 1891. Es existieren wunderbare Scans historischer Kataloge mit Schriften jener Zeit im Netz, einige davon erstaunlich modern; die zwei beeindruckendste Werke darunter, als PDFs einsehbar, habe ich nachfolgend verlinkt. 





Infos zum Film, Handlung und Besetzung:


➡️ https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Schlemmer-Orgie

Typothetae:
1 ➡️ https://t1p.de/typothetae



Skjald:
2 ➡️ https://t1p.de/skjald



»Catalogue And Price List of Type and Material« 

(Cleveland Type Foundry, 1893):
➡️ https://t1p.de/CTF1893



»Desk Book of TYPE and Printing Material« 

(American Type Founders Co., 1899):
➡️ https://t1p.de/ATFC1899