Mit dem heutigen typographischen Montagsbonbon ist mein Vorrat an Fundstücken aus Kopenhagen vorerst erschöpft. Ich hoffe, ich habe damit niemandem eine Überdosis der dänischen Hauptstadt zugemutet. 😉
Am Wegesrand entdeckte ich bei einem Stadtstreifzug auf einer von zwei Säulen links und rechts des Zugangstores diesen »knuffigen« Schriftzug. Ich finde, schon anhand des Namens (Friedenshaus) und der Schriftart, aber auch aufgrund der Blumenornamente erahnt man, dass es sich um etwas Gutes, dem Allgemeinwohl Dienendes, handelt. Und in der Tat ergibt die Netzrecherche Folgendes:
»›Fredenshus‹ ist eine Stiftung des »Foreningen til Lærlinges Uddannelse« (Verein für Lehrlingsausbildung). Der Name des Hauses stammt aus dem Jahr 1894, als es sich im Kopenhagener Straßenzug Fredensbro befand. Ein größeres und moderneres Gebäude wurde 1914/15 am heutigen Standort in der Øster Alle erbaut. Es bot zunächst Unterkunft in Form kostenloser oder sehr günstiger Wohnungen mit 1–2 Zimmern für ältere Arbeiter, ihre Witwen oder unverheirateten Töchter. Seit den 1970er Jahren werden die kleineren Einzimmerwohnungen vorrangig an junge Menschen vermietet, die nachweislich eine mehrjährige staatlich geförderte (Berufs-)Ausbildung absolvieren. Die größeren Zweizimmerwohnungen stehen primär für Personen über 55 Jahren zur Verfügung.«
fredenshus.dk
Wenn ich so etwas lese, freue ich mich einerseits, dass es solche Angebote (noch) gibt, andererseits betrübt es mich, zu sehen, dass die Motivation und Gesinnung, in einem Staat oder einer Gesellschaft für günstige oder kostenlose Wohlfahrt, Solidarität, Unterstützung, Förderung und Hilfe zu sorgen, zunehmend zu erodieren scheint. Gestrauchelte, hilflose, gesundheitlich beeinträchtigte oder arbeitslose Menschen werden pauschal als »Schmarotzer« oder »Faulenzer« abgewertet, Finanzleistungen gekürzt, Sanktionen z.T. unmenschlich verschärft. Dass man damit nur an Symptomen herumdoktert, statt an den Ursachen, dass Menschen drangsaliert werden statt sie zu unterstützen und zu begleiten, damit sie wieder auf die Beine kommen, wird billigend in Kauf genommen. Dabei gibt es – z.B. in Finnland, in Form der erfolgversprechenden »Housing First«-Initiative gegen Obdachlosigkeit – durchaus Ansätze, die versuchen, soziale Probleme an ihren Wurzeln zu bekämpfen und – trotz anfänglich womöglich höherer sozialer Aufwendungen für Betroffene – am Ende dennoch gesamtgesellschaftlich eine (auch finanziell) positive Bilanz zu erzielen.
Ich bin fest überzeugt: Empathie ist keine Schwäche.
Website Fredenshus:
➡️ https://fredenshus.dk/
Artikel zu Housing First (SPIEGEL):
➡️ https://t1p.de/housingfirst

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