Eine meiner Lieblingskategorien bei den typographischen Fundstücken sind  historische Werbemalereien auf Fassaden. Denn sie erzählen mir, leise flüsternd, Geschichten darüber, wie sich Orte, Gebäude, Straßen oder Stadtviertel verändert haben. Die Tür unter dem Motiv lässt keinen Zweifel: Das einst dort ansässige Geschäft »M. Larsenˢ Hørkramhandel« ist längst geschlossen. So etwas macht mich neugierig. Was ist ein »Hørkramhandel«? Das Wort »kram« findet sich auch im deutschen Begriff »Krämerei«, es geht um allerlei Waren rund um einen Dachbegriff. So bekommt man in einem dänischen Geschäft für »Isenkram« – Eisenwaren, also verschiedenste Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge, Schrauben, Beschläge und Scharniere, Haushaltsgeräte, Handwerkerartikel usw.

Unter »Hørkramhandel« (= »Flachshandel« oder »Leinenhandel«) verstand man in Kopenhagen den Handel mit einer Reihe verschiedener Waren wie Petroleum, Bastmatten, Teer, Steingut/Töpferwaren, Salz/Pökelsalz, Hopfen, Flachs, Hanf, Pech, Teer, Eisen, Kupfer, Zinn und Blei, wie sie offenbar vorrangig im Hafen tätige Kunden wie z.B. Schiffsbesitzer, Proviant- und Konservenfabrikanten, Handwerker, Werkstätten, Lagerhäuser oder Brauereien benötigten.



Im Nu geht das Kopfkino an, Bilder aus »Moby Dick« oder den Erzählungen von Charles Dickens klingen an, es riecht nach Meer, Fisch und Kohlefeuer. Und das alles nur wegen einer alten verwitterten Beschriftung …



Wikipedia-Artikel »Kram«:
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